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Tote lieben laenger

Tote lieben laenger

Titel: Tote lieben laenger
Autoren: Scott Nicholson
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eingraviert war. Meiner eigenen.
    "Erinnerst du dich an diesen Klassiker?" Sie räusperte sich mit einem Rülpser aus Schwefelgestank und zitierte meine eigenen Worte für mich. "Ich bin es leid, mich zu entschuldigen. Der Fehler liegt bei mir, aber es ist ein Fehler, der uns beide heimsucht. Schneide mich aus deinem Herzen, verbanne die Erinnerung an mich aus deinem Gedächtnis. Verbrenne alles, was ich jemals berührt habe. Wechsle deine verdammte Bettwäsche. Ich liebe dich, aber wir sind nicht für einander geschaffen."
    Meine eigenen Worte wurden mir durch diese flackernde und verruchte Zunge an den Kopf geschmissen und wurden zur erbärmlichen Lyrik eines unverbesserlichen Versagers. In meiner Jugend hatte ich festgestellt, dass Worte Wirkung beim anderen Geschlecht zeigten. Ein wenig Gekritzel auf einem ausgerissenen Notizblatt konnte eine heimlich Rundreise durch das Klassenzimmer machen und das richtige Paar weicher Hände finden. Die klügsten Frauen fielen auf ein paar sorgfältig ausgewählte Sätze herein. Es war egal, wie ungeheuerlich die Lügen waren, es kam nur auf die Darbietung an. Das ist etwas, das Dichter, Schauspieler und Politiker sehr früh auf ihrem jeweiligen Gebiet lernen.
    "Das erste Mal, als wir uns trennten", sagte ich.
    "Mit mehr Übung wurden wir besser."
    "In allem." Es gab einen alten Song, in dem behauptet wurde, dass es schwer sei, sich zu trennen, aber ich hatte festgestellt, dass aller guten Dinge drei sind. Sogar Dichter greifen manchmal auf Klischees zurück.
    "Weißt du, was hier mit Selbstmördern geschieht?"
    Ich dachte, dass sie wohl ihren Schmerz für immer mit sich herumtragen mussten, begann aber zu vermuten, dass das auf uns alle zutraf. Zumindest bis wir in dieses bessere Land gelangten, über das meine tote jüdische Sachbearbeiterin Andeutungen gemacht hatte. Ich versuchte, eine Tür aus dem schnell schrumpfenden Raum zu finden, denn Dianas Hitze brachte mich ins Schwitzen. Wenn man tot ist, stinkt der Schweiß wie überreifer Ziegenkäse und hat die Konsistenz von Teer. Außerdem konnte ich nicht klar denken, weil Diana mir keinen Raum ließ. Gut, manche Dinge ändern sich nie.
    "Selbstmörder brauchen eine besondere Wiedergutmachung", vermutete ich. "Weil es die egoistischste aller Sünden ist."
    "Aus dem Mund des selbstsüchtigsten Scheißkerls der Welt heißt das einiges." Auf ihrem entflammten Gesicht loderte ein Grinsen.
    "Ich hab dir schon gesagt, dass es mir leid tut. Wenn es sonst noch etwas gibt, was ich für dich tun kann ... dir helfen, auf die andere Seite zu gelangen, für Sündenerlass beten, was auch immer, gib mir Bescheid."
    "Ja", sagte sie. "Du wirst deine eigene Aufgabe bekommen. Aber meine Aufgabe besteht darin, dir den Tod so unangenehm wie möglich zu machen. Ich werde dich auf Schritt und Tritt begleiten. Dir in die Hölle folgen und wieder zurück."
    Ich vermutete, dass es keinen Rückfahrschein geben würde, falls ich in der Hölle landen sollte. Für mich auf keinen Fall, für Diana vielleicht ebenso wenig. Aber das Jenseits war sowieso in keiner Weise so, wie es die Pfarrer und die Hollywood-Autoren beschrieben hatten.
    "Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben", sagte ich, und zum Teil stimmte das sogar.
    Die in den Worten enthaltene Güte musste irgendeine Kraft gehabt haben, denn die Flammen begannen genau in dem Moment zu erlöschen, als die Wände eng genug zusammengekommen waren, um mich gegen ihr Fleisch zu pressen. Sie war eine heiße Braut, ohne Zweifel. Ich konnte mein Fleisch unter meinem Anzug brutzeln hören, aber ich fühlte keinen Schmerz. Zumindest keinen körperlichen, denn ich litt Qualen, weil ich nicht wusste, ob ich sie umarmen sollte, ihre Handgelenke packen sollte, damit sie mich nicht mehr schlagen konnte, oder sie ganz einfach ignorieren sollte. Mein schläfriger kleiner Zauberstab regte sich in meiner Hose. Ich vermutete, nicht alles an mir war tot.
    Der Raum hatte nun die Größe einer Gruft in einem Mausoleum. Ich schloss die Augen, ignorierte den Druck ihres Körpers und flüsterte ein paar nichts sagende Sätze. "Es war so schwer, nach deinem Tod weiterzumachen", sagte ich. "Wenn ich gewusst hätte, dass wir hier noch eine zweite Chance bekommen würden..."
    "Dann hättest du auf mich gewartet?"
    Nun, das Herz eines Mannes ist wie ein Bierglas. Es bleibt nicht allzu lange leer. Wenn man nie mit dem Trinken aufhört, bekommt man auch keinen Kater.
    "Ich hätte gewartet", log ich.
    "Damit wir es noch einmal
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