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Bismarck 04

Bismarck 04

Titel: Bismarck 04
Autoren: Karl Bleibtreu
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Frühlingsstürme von Elsaß bis Ypern
    Nur schneller Bewegungskrieg konnte uns retten wider ständig wachsende Erdrosselungswut, dieser aber versank in Winterschlaf, nur stoßweise aufgerüttelt durch heulende Stürme. Bald gab es viel neue Brennpunkte und es roch dabei in Greuelmärchen nach verbranntem Menschenfleisch, daß den Kongokannibalen das Wasser im Maul zusammenlief. Neue Siedehitze der Furia Francese bei Arras behandelten deutsche Kugelspritzen mit kalten Wasserstrahlen. Umsonst suchte die Angriffswelle vom Oise- zum Sommetal heraufzusteigen. Auch neuer Einfall im Sundgau war nur Verlegenheitseinfall der Militärpolitik. Fruchtlos ergossen sich (später auf 40 anwachsend) 30 Alpin-Bataillone nach Münster. Kanonendonner erstickte das Läuten der Sonntagsglocken in Thann. Schneestürme begrüßten Sylvesterglocken. Der Alpenjäger schwarze Baretts hoben sich von prallweißer Schneefläche ab, wo sie die Vogesen in feuriger Umarmung hielten. Auf ansteigender Bergstraße emporstürmend, begegnete ihr Ungestüm bei Sennheim den 25. bei Zimmersheim den 69., bei Steinbach 161. Rheinländern, hierher versetzt, wo für sie flandrischer Regen sich in Schneetreiben verwandelte. Die Munitionskolonnen aus Belfort blieben in Schlackenschlamm stecken, so regierte das Bajonett auf Halde und Bergnase. Bald wurden die Alpins, in jedem Kino als Blüte französischer Herrlichkeit vorgeführt, die leidtragenden Kreuzträger. Auf Hartmannsweilerkopf starb eine verschneite Chasseurkompagnie einfach Hungers, das vereiste Geröll und die Ringburg am obersten Gipfel erklommen Mecklenburger Jäger, bayrische Ulanen machten gestiefelt und gespornt die Kraxelei mit, wobei die auf höchste Tannenwipfel hinaufgekletterten Baumschützen aus Körben ihre Geschosse in die Tiefe schleuderten. Meist fließt im Bergkrieg mehr Schweiß als Blut, er übt poetischen Reiz, doch sein weitdröhnendes Echo heißt viel Lärm um Nichts bezüglich der Verluste. Als freilich 23. R. der Bayr. 8. R. D. im Münstertal den Barenkopf erstürmte, blieben von 8. Komp. nur 53 übrig, der greise Regimentskommandeur fiel in erster Reihe, Handgranate in der Hand; das Regiment verlor bis 20. März in einem Monat 31 Off., 890 Mann. Die Rheinländer färbten auch den Rhein-Rhone-Kanal mit eigenem und Feindesblut. Im Sennheimer Waldgebiet focht 75. R. mit Holsteiner Ersatz spartanisch, bei Aspach entriß sogar Hagenauer und Molsheimer L. St. dem Feind seine Masch. Gew. Ruhmvoll wehrte sich 123. L. W. am Sudelkopf gegen 24. Alp., 334. I. vom 11.–25. Febr., erst am 23. März entrissen 28. Alp. und vier andere Bataillone den Hartmannsweilerkopf zwei braven L. W. Battl., 6. L. W. D. gewann bis 5. März den Reichsackerkopf.
    An Maas und Mosel rüttelte Dubail am Pfahl im Fleisch, doch der Mihielriegel war zu fest; jede Vorbewegung über Pont à Mousson erstickte in Blut. 27., 32. Thür. L. W. hielten den Priesterwald. Viel bedeutender focht der Kronprinz in den Argonnen, die seit langem hochgehenden Wogen der Siegeinbildung Sarrails und Gerards glättend. Vom Pavillon Bagatelle ging K. Bronchin scharf an, doch verlief sich spurlos als Bagatelle im sickernden Waldlabyrinth und sinkendem Nebel. Die Neujahrsbescherung verlief so bös, daß Sarrail auf französische Sitte der Neujahrsgeschenke verzichtete und Gerard sich vor 5. Jg., 11. D. über den Charmesbach verzog, der für ihn keinen Charme mehr hatte. Verdrießlich zog er 3., 10. D. aus der Front ob übergroßer Einbuße und warf eine schwarze Kol. Brig. als passendstes Futter in den dunklen Waldschlund. Die stille Arbeit des Kronprinzen, die nicht ins Auge fiel, gab sich keinen Tag der Ruhe hin. Trübe Schwaden umflorten die Tiefe der Argonnen, der Rest war Schweigen, unheimliches Schweigen der Grabstätten. Hätte man Gérard damals prophezeit, er werde als gebieterischer »Sieger« im Rheingau hausen! In düstere Waldschatten versenkt, nicht von Reklamelicht beschienen, pflückte hier der Kronprinz mit seinen Schwaben und Lothringern unverwelkliche Lorbeeren.
    Langle und Esperet verabredeten, gemeinsam zum Schlage auszuholen, und reizten auch Maunoury; doch sein Schwertarm sank gelähmt nieder. Wo drüben Brandenburger Artillerie donnernde Neujahrsgrüße sandte, schoß er seine Rimalhohaubitzen ein und wälzte in regenschwarzer Nacht unter Gaswolken Marokkaner heran, die man in allen Armeen herumbot und sich auslieh. Doch die 5. D. zuckte über die flinken Chasseurs und die folgende
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