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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste
Autoren: Roger Zelazny
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beginnen, ich wurde graduiert.“
    „Oh, das tut mir leid. Ich glaubte schon, sie würden es nie schaffen.“
    „Ich auch. Aber sie haben es geschafft. Ich arbeite jetzt für das Innenministerium oder die Vereinten Nationen, je nachdem, aus welcher Warte man es sieht.“
    „Was für eine Position haben Sie?“
    „Darüber denke ich gegenwärtig nach. Wissen Sie, die Entscheidung liegt bei mir.“
    Er nahm einen weiteren Schluck, dann reichte er mir die Flasche herüber.
    „Das sind immer scheußliche Momente“, sagte er. „Hier.“
    Ich nickte. Ich trank auch einen Schluck.
    „Daher wollte ich mit Ihnen reden, bevor ich mich entschließe.“
    „Es ist scheußlich, Entscheidungen treffen zu müssen“, wiederholte er und nahm die Flasche wieder an sich. „Warum mit mir?“
    „Vor einiger Zeit, als ich in der Wüste gefoltert wurde, da dachte ich an die vielen Studienberater, die ich bisher gehabt habe. Da ging mir erst auf, warum einige besser und einige schlechter waren. Die besten, heute weiß ich das, waren immer die, die mich nicht zwingen wollten, vorgegebenen Routen zu folgen. Aber sie haben auch nicht einfach nur meine Karte unterschrieben. Sie haben sich immer eine Weile mit mir unterhalten. Nicht das übliche Geschwätz. Sie haben mich nie abgekanzelt, wie die Situation es erfordert hätte. Ich erinnere mich nur noch an die wenigsten Unterhaltungen. Über Dinge, die sie selbst gelernt hatten, die sie als wichtig ansahen, nehme ich an. Im großen und ganzen nichtakademische Dinge. Das waren diejenigen, die mir wirklich etwas gegeben haben, wahrscheinlich haben sie mich sogar indirekt in eine bestimmte Richtung geführt. Sie wollten nicht, daß ich das tat, was sie verlangten, sondern daß ich etwas sah, was sie ebenfalls gesehen hatten. Ein Stück ihrer Weltanschauung, über das ich mir dann meine eigenen Gedanken machen mußte. Wie auch immer, Sie selbst sind der einzige, der sich im Lauf der Jahre allen formellen Zwängen entziehen konnte – daher kam ich zu Ihnen.“
    „Ich hatte niemals beabsichtigt …“
    „Exakt. Und das war in meinem Fall die beste Lösung. Wahrscheinlich sogar die einzige. Sie haben mir viele Dinge gezeigt, die mir geholfen haben. Oft. Und augenblicklich denke ich an unsere letzte Unterhaltung, damals, kurz bevor Sie sich zurückgezogen haben.“
    „Ich erinnere mich noch gut.“
    Ich zündete eine Zigarette an.
    „Die ganze Situation ist nur schwer zu erklären“, sagte ich. „Ich bemühe mich, es so einfach wie möglich zu machen. Der Sternstein, dieses Artefakt, den wir von einer außerirdischen Rasse bekamen, ist künstlichen Ursprungs. Er wurde von einer heute verschwundenen Rasse geschaffen, die der unseren sehr ähnlich gewesen sein muß. Jahrhunderte nach ihrem Verschwinden wurde er in den Ruinen ihrer Zivilisation gefunden, und niemand erkannte, was er wirklich war. Das ist nicht sehr verwunderlich, denn nirgends stand etwas darüber, das ihn als den oft erwähnten Speicher ausgewiesen hätte, der immer wieder in den alten Schriften angesprochen wurde. Man vermutete, der gewaltige Speicher sei eine Computereinheit, die sich mit allen Bereichen des sozialen Lebens auseinandersetzen konnte. Aber in Wirklichkeit war immer vom Sternstein die Rede. Um richtig funktionieren zu können, benötigt er einen Wirt, der uns Menschen ähnlich ist. Dann existiert er als Symbiont im Organismus des Wirts und kann Daten über dessen Nervensystem abgeben und aufnehmen. Er ist eine Art soziologischer Computer, der alle Eindrücke verarbeitet. Als Gegenleistung wacht er über das Wohlbefinden seines Wirtes. Auf Anfrage gibt er bereitwillig Auskunft über alle Informationen, die er gespeichert hat und die mehr oder weniger alle Lebensformen angehen, aber bedingt durch die Natur des Eingabe-Mechanismus mehr geschöpforientiert sind. Er zieht einen mobilen Wirt mit einem soliden Grundwissen vor.“
    „Faszinierend. Wie haben Sie das alles erfahren?“
    „Durch einen Unfall; ich habe den Stein teilweise aktiviert. Er drang in meinen Körper ein und brachte mich dazu, ihn ganz zu aktivieren. Das habe ich auch getan. Durch diesen Prozeß war ich aber hinterher außerstande, ordentlich mit ihm zu kommunizieren. Später wurde er entfernt, und ich wurde wieder in meinen Normalzustand gebracht. Er funktioniert einwandfrei, telepathische Analytiker können mit ihm Kontakt aufnehmen. Sowohl die Vereinten Nationen als auch der Galaktische Rat würden den Stein gerne wieder ganz
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