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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste
Autoren: Roger Zelazny
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hält die Nacht mit all ihrer Sternenpracht ihren Einzug. Durch die kristallene Maske der Atmosphäre hindurch sieht er ihr unverblümt ins Antlitz. Nun hält er inne, das letzte goldene Fleckchen ist verschwunden. Die Schatten dringen auf ihn ein.
    Doch noch einmal blitzt es kurz auf, dieses Fleckchen Helligkeit. Vielleicht an einen anderen, grünen und goldenen Ort denkend, bewegt der Mann sich nur noch rascher, sein Schatten folgt ihm beharrlich. Das Licht verblaßt einen Moment, kehrt wieder.
    In diesem Augenblick umklammert er die Brüstung, er zieht sich hoch wie ein Schwimmer, der das Wasser verläßt.
    Er steht auf, dreht sich um, um sich der See und dem Licht zuzuwenden. Ja …
    Er sieht ihn, den letzten, verschwindenden goldenen Fleck. Nur einen Augenblick sieht er ihm nach.
    Dann setzt er sich auf den kühlen Stein und betrachtet stumm die Wunder der Nacht, als würde er sie zum ersten Mal sehen. Lange Zeit sitzt er schweigend so da …
    Oh ja, ich kenne ihn sehr gut.
     
    Portrait: Junge und Hund tollen am Strand umher. Tick-Tack-zurück in die Vergangenheit. Fragment …
    „Fang, Junge, fang!“
    „Verdammt, Ragma! Jetzt lerne endlich, wie man einen Frisbee richtig wirft, wenn du schon spielen willst! Ich habe es satt, immer hinterherzurennen.“
    Er kicherte. Ich holte den Frisbee, warf ihn wieder zu ihm hin. Er fing ihn und warf ihn gleich darauf wieder irgendwo in die Büsche.
    „Da hast du’s!“ rief ich. „Du bist ein guter Fänger, aber ein lausiger Werfer. Ich geb’s auf.“
    Ich wandte mich um und ging zum Wasser. Wenig später hörte ich ein schnaufendes Geräusch, dann war er an meiner Seite.
    „Bei uns zu Hause gibt es ein ähnliches Spiel“, sagte er. „Darin war ich auch nie besonders gut.“
    Wir sahen dem Spiel der Brandung zu, grau und grün, die schaumgekrönten Wellen rollten ans Ufer.
    „Gib mir eine Zigarette“, sagte Ragma.
    Ich gab ihm eine und steckte mir ebenfalls eine an.
    „Wenn ich dir das erzähle, was du wissen willst, dann würde das gegen die Sicherheitsvorschriften verstoßen“, sagte er.
    Ich antwortete nicht. Das hatte ich bereits vermutet.
    „Aber ich werde es dir trotzdem erzählen“, fuhr er fort.
    „Natürlich nicht mit allen Details. Nur das allgemeine Bild. Ich werde meine Diskretion nicht verletzen. Es ist sowieso mehr ein offenes Geheimnis. Und jetzt, wo dein Volk zu den Sternen fährt und Besucher von anderen Welten empfängt, werdet ihr es sowieso früher oder später erfahren. Besser, du hörst es gleich von einem Freund.“
    „Meine Katze …“ begann ich.
    „… war ein Whillowhim“, sagte er. „Der Repräsentant einer der mächtigsten Kulturen der Galaxis. Ein Vergleich zwischen den unterschiedlichen Spezies, die zusammen die Zivilisation formen, war schon immer mit Schwierigkeiten verbunden. Da gibt es große Kulturen und massive Machtblöcke, und dann gibt es da – wie soll ich mich ausdrücken? – aufstrebende Welten wie deine eigene, die gerade an der Schwelle zur großen Welt stehen. Eines Tages wird dein Volk wahrscheinlich die Mitgliedschaft im Rat innehaben, verbunden mit dem Stimmrecht. Was für eine Stärke werdet ihr deiner Meinung nach haben?“
    „Eine verdammt geringe“, antwortete ich.
    „Und was macht man unter diesen Umständen?“
    „Man geht Allianzen ein, schließt Verträge. Man sucht nach Bündnisgenossen mit ähnlichen Problemen und Interessen.“
    „Ihr könntet eine Allianz mit einem der großen Machtblöcke eingehen. Sie würden bestimmt gute Gegenwerte für die Unterstützung durch dein Volk bieten.“
    „Dabei besteht aber immer die Gefahr, zur Marionette zu werden. Man kann auch eine Menge verlieren.“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Solche Dinge kann man nur schwer vorhersehen. Andererseits könntet ihr euch auch mit den kleineren Gruppierungen zusammentun, die, wie gesagt, wahrscheinlich vergleichbare Interessen haben. Natürlich birgt auch das Gefahren in sich. Verstehst du nun, worauf ich hinaus will?“
    „Vielleicht. Gibt es viele aufstrebende Welten wie meine?“
    „Ja“, entgegnete er. „Eine ganze Menge. Und ständig kommen neue dazu. Das ist auch gut so – für alle. Wir benötigen die Vielseitigkeit, die neuen Anschauungen, die Standpunkte den Dingen gegenüber, die das Leben für uns bereithält.“
    „Gehe ich richtig in der Annahme, daß viele junge Welten in grundlegenden Fragen zusammenhalten?“
    „Da gehst du richtig.“
    „Ist die Anzahl groß genug? Können sie
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