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Tore in der Wüste

Tore in der Wüste

Titel: Tore in der Wüste
Autoren: Roger Zelazny
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wirklich etwas ausrichten?“
    „Es nähert sich der entscheidenden Grenze.“
    „Ich verstehe“, sagte ich.
    „Ja. Einige der älteren und mächtigeren Gruppierungen sehen es nicht gerne, wie ihre Vormachtstellung schwindet. Die Zahl der Neuen gering zu halten ist ein Mittel dagegen.“
    „Wenn wir mit dem Artefakt Pech gehabt hätten, hätte uns das permanent ausgeschlossen?“
    „Keinesfalls. Ihr seid schließlich da. Ihr existiert. Und ihr seid weit genug entwickelt. Früher oder später würde man sich mit euch auseinandersetzen müssen, auch wenn man euch am Anfang totgeschwiegen hätte. Aber natürlich wäre es ein Punkt gegen euch gewesen. Es hätte alles erheblich verzögert.“
    „Hast du die ganze Zeit über die Whillowhim verdächtigt?“
    „Ich vermutete, daß eine der Großmächte im Spiel war. Es hat bereits eine ganze Reihe ähnlicher Zwischenfälle gegeben – darum behalten wir die Neuen auch besonders im Auge. In eurem Fall war es leicht, eine verfahrene Situation zu finden, die sie als Ausgangspunkt nehmen konnten. Aber bezüglich der eigentlichen Drahtzieher vermutete ich falsch. Erst als unser Freund, der Speicher, seine Botschaft übermitteln konnte und du den Whillowhim gestellt hast, wurde mir alles klar. Aber das spielt keine Rolle mehr. Wenn wir jetzt den Whillowhim unsere Beweise vorlegen würden und sie beschuldigen – was wir selbstverständlich nicht tun –, dann würden sie ganz einfach behaupten, daß ihr Agent überhaupt nicht ihr Agent ist, sondern ein Privatmann, der auf eigene Faust gehandelt hat, und sie würden die resultierenden Unannehmlichkeiten natürlich zutiefst bedauern. Nein. Das Bewußtsein ihres Scheiterns wird genügen. Wir haben unsere Wachsamkeit demonstriert. Sie wissen, wir sind auf der Hut und ihr seid gewarnt – wie auch unsere Vorgesetzten. Ich glaube nicht, daß ihr in Zukunft noch einmal mit etwas Vergleichbarem belästigt werdet.“
    „Ich vermute, das nächste Mal werden sie mit Geschenken kommen.“
    „Das ist sehr wahrscheinlich. Aber wieder ist dein Volk vorgewarnt. Auch andere werden kommen. Es sollte nicht besonders schwer sein, einen gegen den anderen auszuspielen.“
    „Also landet doch alles wieder bei den verräucherten Räumen …“
    „Oder sonstwo. Vielleicht auch bei methangefüllten“, sagte er.
    „Politik“, sagte ich. „Komplizierte Sache.“
    „Oh ja. Eine der Kleinigkeiten, die das Leben erschweren.“
    „Ragma, ich würde dir gerne eine persönliche Frage stellen.“
    „Nur zu. Wenn sie zu peinlich ist, werde ich sie ganz einfach nicht beantworten.“
    „Dann sag mir bitte, wenn du willst, wie du deine eigene Kultur charakterisieren würdest, dein Volk, deine Zivilisation – wies eure Soziologen eure ganze Gruppe auch immer nennen, du weißt schon, was ich meine –, und zwar vor dem Hintergrund der gesamten galaktischen Zivilisation.“
    „Oh, wir betrachten uns als recht praktisch, effizient, aufgeschlossen …“
    „Hilfsbereit“, warf ich ein.
    „Auch das. Dazu idealistisch, erfinderisch, kulturell mannigfaltig …“
    Ich hustete.
    „… und voller schlummernder Kräfte und ungeahnter Fähigkeiten“, sagte er. „Erfüllt vom Traum der Jugend.“
    „Danke.“
    Danach wandten wir uns um und liefen weg, immer knapp an der Grenze zum Wasser.
    „Hast du dir schon Gedanken über den Antrag gemacht?“ fragte er schließlich.
    „Ja“, antwortete ich.
    „Schon eine Entscheidung getroffen?“
    „Nein“, sagte ich. „Ich werde eine Weile weggehen und darüber nachdenken.“
    „Hast du eine Vorstellung, wie lange das dauern wird?“
    „Nein.“
    „Nur so. Nur so. Du wirst uns selbstverständlich sofort benachrichtigen, wenn du zu einem Entschluß gekommen bist …“
    „Selbstverständlich.“
    Wir passierten ein ausgeblichenes BADEN-VERBOTEN-Schild, ich blieb einen Moment stehen, um darüber nachzudenken, daß ich noch bis vor kurzem W3TOH.H3V M3QAS gelesen hätte. Meine Wunden waren wieder an der richtigen Stelle, und auch die Zigaretten schmeckten nicht mehr komisch. Die inversen Versionen von Pommes frites, schalen Hamburgern, altem Salat und vom Mensakaffee würden mir fehlen, dachte ich. Am meisten aber schmerzte mich die Erinnerung an den Stereoisofusel, den mystischen Nektar, den Spiegelschnaps, der mich noch immer verfolgte wie eine Brise aus dem Reich der Feen …
    „Gehen wir lieber wieder in die Stadt zurück“, sagte Ragma. „Merimees Party wird bald beginnen.“
    „Richtig“, sagte
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