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Topas

Topas

Titel: Topas
Autoren: Leon Uris
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wir
aufeinander angewiesen sind. Kannst du mir
folgen?«
    »Innerhalb von
Stunden«, schrie Jacques, »wird jede Spur der
Bankkonten verschwunden sein. In zwei, drei Jahren bauen wir eine
Kampagne gegen dich auf… daß du ein Trunkenbold, ein
Dieb, ein Aufrührer seist… daß du ein
sowjetischer Agent seist, der versuche, seinen eigenen Kopf zu
retten. Wir werden so viel Verwirrung schaffen, daß dein
kostbarer Brief wertlos ist. Und dann … wirst du wie ein
Tier zu Tode gehetzt.«
    »Jacques, ich
kenne einen Schriftsteller. Einen Romanautor. Amerikaner, aber
immerhin. Er hat eine außerordentlich treue internationale
Leserschaft, obgleich sich die Rezensenten über seinen Stil
beklagen. Mir persönlich wäre ein Autor einer etwas
ausgeprägteren literarischen Richtung, wie Hemingway oder
Faulkner, lieber gewesen, doch das nur nebenbei. Als ich mir
über die Notwendigkeit, dir das Handwerk zu legen, klar wurde,
habe ich mich mit ihm in Verbindung gesetzt. Inzwischen schreibt er
schon an der Geschichte … und er läßt nichts aus.
Wir haben ihr den Titel TOPAS gegeben - wie hätte sie auch
anders heißen sollen? Was immer also mit mir geschieht, und
es ist ganz unwichtig, was aus mir wird, die Welt wird gewarnt
sein, wenn Pierre La Croix stirbt, so daß sie dich und
deinesgleichen hindern wird, Frankreich zu
verschlingen.«
    Andre stieß
Jacques von der Tür weg und drehte den Schlüssel um.
Jacques wurde von nackter Verzweiflung gepackt. »Andre! Es
gibt noch einen anderen Weg. Komm zu uns! Hör mit deinem
Wahnsinn auf! Hör mit diesem verrückten Märtyrertum
auf! Verdamm dich nicht selbst zu solch einem Leben! Du machst dir
nicht klar - du verstehst gar nicht, was Geld bedeutet. Geld,
soviel du willst. Millionen und Abermillionen Francs. Und Macht.
Unvorstellbare Macht. Macht über Frankreich. Nenn irgend etwas
… Sobald wir La Croix los sind, kannst du den SDECE haben.
Sogar ein Ministerium …«
    »Großer
Gott, Jacques, was sollte ich mit all der Macht und all dem Geld
anfangen …«
    Jacques ergriff seinen
Arm. »Du bist ja kein Mensch. Du bist nicht mal so viel
Mensch, daß du über mich und deine Frau empört
bist.«
    »Empört?
Kaum. Aber sehr verletzt. Ein Mensch? Ich wurde an dem Tag ein
Mensch, als ich es von meiner Frau erfuhr und genug Mitleid mit ihr
hatte, um ihr verzeihen zu können. Ich hatte mir einen
dramatischen Abgang ausgemalt. Ich wollte dir ins Gesicht spucken
und gehen, aber es wäre Verschwendung meiner guten
Spucke.«
    Andre ging
hinaus.

 
    101
    Robert Proust holte
die Briefe aus einem Postfach in der Rue des Capucines und fuhr
dann auf dem schnellsten Weg in seine Wohnung. Zwei Briefe - einer
für den Präsidenten und eine Kopie für ihn.
Unbeholfen riß er den Umschlag auf, mit zitternder Hand
entfaltete er das Schreiben und las: 
    30. Oktober
1963
     
    An den
Präsidenten der Französischen Republik
    Elysee-Palast
    Paris,
Frankreich 
    Sehr geehrter Herr
Präsident,
    mit dem heutigen
Datum lege ich mein Amt nieder. Ich lege es jedoch unter Vorbehalt
nieder. Ich trete zu keinem verbündeten oder feindlichen Land
über. Ich lege mein Amt als Franzose nieder, ich bleibe
Franzose und behalte das Recht, zurückzukehren und meinem Land
in Ehren zu dienen, sobald ich dazu in der Lage bin. Ich klage Sie
an, weil Sie der Beschuldigung, daß ein unter dem Decknamen
Topas laufender sowjetischer Spionagering bis in französische
Regierungskreise vorgedrungen sei, nicht nachgegangen
sind.
    Vermutlich waren
Sie persönlich das Opfer sowjetischer Beeinflussung durch den
höchsten Topas-Agenten. Sein Deckname ist Columbine, und er
ist der Stellvertretende Chef Ihres Präsidialamtes: Jacques
Granville.
    Ich beklage die
Rückkehr zu einer veralteten Außenpolitik, die
Frankreich in diesem Jahrhundert schon zweimal an den Rand der
Vernichtung geführt hat.
    Ich verurteile Ihre
Absicht, aus der NATO und damit aus dem westlichen
Sicherheitsbündnis auszutreten.
    Ich kann es nicht
mit meinem Gewissen vereinbaren, Frankreich unter Ihrer Herrschaft
zu dienen und gegen die Vereinigten Staaten von Amerika Spionage zu
treiben.
    Ich warne Sie und
die Welt vor den ungeheuerlichen Machenschaften, deren Ziel die
Anarchie ist und die Frankreich nach Ihrem Tod einer
kommunistischen Verschwörung ausliefern werden. Ich liebe
Frankreich genauso, wie Sie behaupten, es zu lieben, und ich sage
Ihnen: Sie haben Frankreich verraten, um Ihren persönlichen
Ehrgeiz zu stillen. Es lebe
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