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Topas

Topas

Titel: Topas
Autoren: Leon Uris
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Täler und Felder und das Hochland um
Aspen ein wahrer Teppich aus wildwachsenden
Blumen.«
    »Andre, was
veranlaßt dich zu dieser Heimwehballade?«
    »Die
wildwachsenden Blumen.«
    Jacques zeigte die
Andeutung eines Lächelns. Er stellte sein Glas hin und setzte
sich an seinen Schreibtisch. »Sprich mir von den wilden
Blumen.«
    »Du solltest die
Wappenblume von Colorado eigentlich kennen, ihr habt denselben
Namen … Columbine, eine Akeleienart.«
    Auf Granvilles
Oberlippe perlte der Schweiß. Zentimeterweise zog er die
oberste Schreibtischschublade auf. »Du bist ungemein
amüsant.«
    »Wir sprachen
über Verräter«, fuhr Andre fort. »Schlimmer
als die Huren, Zuhälter und bezahlten Würger, das
niedrigste, schmutzigste Gesindel sind diejenigen, die ihr
Vaterland für Geld verraten.«
    Granville tastete in
der Schublade nach dem kühlen Metall seiner Pistole. Langsam
schlössen sich seine Finger um den Kolben.
    »Du schaust mich
so entgeistert an, Jacques. Ich will dir erzählen, wie alles
gekommen ist. Während des Krieges bist du als
Verbindungsoffizier für das Freie Frankreich wiederholt in
Moskau gewesen. Die Russen schätzten dich als einen
bezaubernden jungen Taugenichts ein, der in La Croix' Nähe
bleiben würde, und sie wußten, daß der General
eines Tages über Frankreich herrschen würde. So machten
sie sich an dich heran, und vor achtzehn Jahren tratst du in ihre
Dienste. Wer einmal darin steckt, kommt nicht wieder heraus. Es ist
eine lange Zeit, in der du dieses Doppelleben geführt hast.
Das normale Gehalt, das du in deiner Stellung beziehst, das Geld
deiner beiden ersten Frauen und auch deine eigene Erbschaft, das
alles war nicht genug, um deinen Lebensstil
aufrechtzuerhalten… und Stil hast du ja, Jacques.
    Erstaunliche
Geschäftsverbindungen unterhältst du mit Schweizer Banken
in Genf«, fuhr Andre fort. »Die Konten mit den
Kennziffern XXF 12908 und BFI 2202 bei de Groff lauten allein
über vierzigtausend Dollar. Und einem gewissen C. S. Bouchard
strömt das Geld nur so zu, beinahe wie er will. Das muß
man sagen, Monsieur Bouchard, alias Columbine, alias Jacques
Granville, billig sind Sie nicht, aber warum sollten Sie auch, wenn
die Sowjetunion in Ihnen einen Agenten zur Verfügung hat, der
den halbblinden Präsidenten falsch
informiert?             
    Ich habe Verräter
kommen und gehen sehen, aber so wahr mir Gott helfe, Jacques, du
bist der niederträchtigste Schurke von allen. Alle hast du
für deine Zwecke ausgenutzt. Den Präsidenten von
Frankreich hast du benutzt, um deinen Dreck zu verschachern. Deinen
beiden Ehefrauen hast du ihr Vermögen gestohlen. Oberst Brune
hast du ausgenutzt, hast die Dinge auf den Kopf gestellt, hast ihn
deine schmutzige Arbeit tun lassen unter dem Vorwand, du seist sein
Freund und rettetest ihm seine Stellung. Mich hast du ausgenutzt,
ja sogar meine Frau hast du ausgenutzt, um Näheres über
Kuznetow zu erfahren. Ein Jammer, Jacques, daß er ein echter
Überläufer war.«
    Granville war bis zur
Tür gegangen, hatte sie rasch abgeschlossen und sich dann
umgewandt. In der Hand hielt er eine kleine Beretta-Pistole.
»So, nun wollen wir mal vernünftig miteinander
reden«, knurrte er.
    »Bitte, du bist
an der Reihe, Jacques. Und leg die alberne Pistole weg. Du siehst
komisch aus.«
    Jacques hielt die
Waffe weiter im Anschlag. Andre ging auf ihn zu. Granville
zitterte, seine Hand wurde feucht. Andre nahm ihm die Pistole weg,
als sei sie ein unerwünschtes Spielzeug. Er entfernte das
Magazin und warf es auf den Tisch.
    »Du hast nie die
Kraft besessen, selbst den Abzug zu drücken, doch bevor du
deine Mordbuben auf mich hetzt, laß dir gesagt sein,
daß mein Tod dich teuer zu stehen kommen wird. Mehrere
Journalisten, Freunde von mir, haben einen versiegelten Umschlag
bekommen, der mein Rücktrittsgesuch und Auskünfte
über deine Bankkonten enthält. Im Fall meines Todes oder
Verschwindens werden die Briefe, in denen du als Columbine entlarvt
wirst, geöffnet.«
    »Wenn dieser
Brief gedruckt wird, lebst du keine vierundzwanzig Stunden
mehr.«
    »Nicht doch,
Jacques, nicht doch. Ich werde ihn nicht gleich
veröffentlichen, denn ich hänge immer noch sehr am Leben,
und solange ich den Brief unter Verschluß halte, wirst du
dafür sorgen, daß ich aus Frankreich herauskomme.
Für den Augenblick kann nicht einmal Jacques Granville meinen
Mord überleben, ohne zugleich sein eigenes Todesurteil zu
unterschreiben. Wir befinden uns in einer Lage, in der
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