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Topas

Topas

Titel: Topas
Autoren: Leon Uris
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dein Privatleben.«
    »Ich glaube, ich
bin recht erschöpft, ja.«
    »Komisches Volk
seid ihr Geheimdienstleute. Ich habe mich oft gefragt, warum Robert
und du nach dem Krieg dabeigeblieben seid.«
    »Für Robert
war es eine Existenzgrundlage. Die meisten Leute in den meisten
Geheimdiensten sind einfache, redliche
Staatsbeamte.«
    »Aber du, Andre,
bist mir ein Rätsel. Die ganze Welt hätte dir
offengestanden.«
    »Ich habe in der
Welt gelebt, die ich mir wünschte. Ich habe mit Männern
und Frauen zusammengearbeitet, die großartiger, mutiger und
idealistischer waren als irgendein anderer Mensch auf Erden. Nur
wer von einer tiefen und geheimnisvollen Liebe zu seinem Vaterland
erfüllt ist, kann so im verborgenen dienen.«
    »Das ist
richtig«, sagte Jacques, »aber was ist mit den anderen,
den Gaunern, den Mördern und Doppelagenten ?«
    »Ich habe auch
mit dem Abschaum der Menschheit zu tun gehabt. Verräter haben
mich immer fasziniert. Es ist mir immer unerklärlich gewesen,
daß ein Mensch fähig ist, gegen sein Land zu
arbeiten.«
    Andre stellte sein
Glas hin, verschränkte die Hände im Rücken und
blickte an den Brokatvorhängen vorbei auf ein
Birkenwäldchen, das in winterlicher Kahlheit dastand.
»Manche, wie Boris Kuznetow, laufen über aus Furcht oder
entsetzlicher Desillusionierung. Jemand wie Henri Jarre ist so von
Haß durchdrungen, daß es in seinen Augen kein
Verbrechen ist, gegen die NATO zu spionieren, weil er ehrlich
glaubt, im Interesse seines Landes zu handeln beziehungsweise
für das, was er als Frankreichs Interesse ansieht. Es gibt die
überzeugten Kommunisten unter uns, die deshalb Spionage
treiben, weil sie an den Kommunismus glauben, so wie unsere Spione
für die Demokratie arbeiten. Wieder andere sind der Ansicht,
Rußland werde am Ende den Sieg über die westliche Welt
davontragen, und sie wollen auf der richtigen Seite stehen. Dann
gibt es die kleinen Fische, die im falschen Bett oder mit der Hand
in der Ladenkasse erwischt werden und der Erpressung ausgesetzt
sind.«
    »Wie auch immer,
Andre … der Hauptgrund, warum ich dich sprechen wollte, ist,
dich dringend zu bitten, die Topas-Geschichte ruhenzulassen.
Offengestanden weiß ich im gegenwärtigen Stadium der
Dinge wirklich nicht, ob es Topas gibt oder nicht, ich weiß
aber, daß du nur gewinnen kannst, wenn du die Sache erst mal
auf sich beruhen läßt. Dein Schlag ging ins Leere.
Überlaß es mir und allen, die gewarnt sind, uns um
Oberst Brune zu kümmern, wenn der richtige Zeitpunkt
dafür gekommen ist.«
    »Brune? In Brune
habe ich mich geirrt«, sagte Andre.
    »Wie meinst du
das?«
    »Ich habe ihn
viel größer gemacht, als er ist. In Wirklichkeit ist er
nur ein Bürokrat, der um sein Leben kämpft und vor seiner
eigenen Mittelmäßigkeit Angst hat. Er hat die
antiamerikanische Anti-Devereaux-Platte mit gefälschten und
entstellten Berichten nur gespielt, weil er sich bei La Croix
einschmeicheln wollte und weil es ihm von anderer Seite so
aufgetragen wurde. Das Schlimmste, was man Brune vorwerfen kann,
ist, daß er ein verkommener Verwalter ist, der sein Amt mit
politischen Machenschaften verdorben und den ganzen Geheimdienst
auf den Hund gebracht hat. Aber ein Sowjetagent? Nein, das ist
Brune nicht. Als der Topas-Skandal auf ihn zukam, mußte er
mich um jeden Preis als unglaubwürdig hinstellen oder sich
selbst in Ungnade aus dem Dienst jagen lassen.«
    Andre wandte sich vom
Fenster ab und ging ein paar Schritte ins Zimmer, vorbei an
Jacques' wundervoller Sammlung von Dumas-, Voltaire- und
Hugo-Erstausgaben.
    »Einen Mann wie
Oberst Brune hat man leicht in der Hand, wie eine Marionette, und
der ihn in der Hand hatte, war ein gerissener, böser
Teufel.«
    Andre lehnte sich
gegen den wuchtigen Renaissancetisch. »Schade, daß du
Amerika nicht besser kennengelernt hast, Jacques.«
    »Du weißt
ja, wie es einem geht. Meine Besuche sind kurz und
offiziell.«
    »Zu dumm.
Amerika ist ein Land mit unglaublich vielfältigen
landschaftlichen Reizen. Ich werde nicht müde, sie zu
bewundern. Vier Zeitzonen in einem einzigen Land. Stell dir das
vor! Von Gott geschaffene Naturschönheiten, von Menschen
geschaffene Wunder. Ein einziger Glanz. Ich glaube, Colorado
gefällt mir am besten … ja, ich mag es am liebsten.
Große urtümliche Berge, ohne die manikürten
Städte der Alpentäler, ein wildes, zerklüftetes Land
mit den verwitterten Ruinen von Goldgräberstädten.
Reißende Ströme, in denen es Forellen gibt. Im
Frühsommer sind die
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