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Topas

Topas

Titel: Topas
Autoren: Leon Uris
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Franzose und mußt im
Interesse deines Landes handeln, auch wenn du persönlich
anderer Meinung bist.«
    Andre sah von einem
zum anderen. Sein alter Freund Robert hielt die Augen gesenkt,
Jacques Granville war ganz der höfliche Politiker; dann der im
Luxus geborene Rochefort - war er eigentlich ganz so unschuldig,
wie er sich gab? Und Oberst Gabriel Brune, der den
Nachrichtendienst so heruntergebracht hatte; schließlich noch
der Revolvermann Ferdinand Fauchet. Wie weit mochte Fauchets
persönliches kleines Reich sich wohl erstrecken?
    Und plötzlich
wurde Andre alles ganz klar. Das Topas-Rätsel war gelöst.
Columbine, der Meisterspion, saß vor ihm. Andre wußte
die Antwort, und in diesem Augenblick faßte er einen
Entschluß.

 
    96
    Die wunderschöne,
mit zahlreichen Galerien versehene Bibliothek des Peabody-Instituts
in Baltimore bot einen vollkommenen Rahmen für kleine
Konzerte.
    An diesem Abend hatten
sich hier Studenten, Eltern und Lehrer eingefunden, um einem
Eröffnungskonzert beizuwohnen, das die diesjährigen
Stipendiaten gaben.
    Etwa in der Mitte des
Programms ging der Vertrauensmann der Studenten, Dekan Dr.
Schoeberlein, auf die Bühne. »Ich möchte Ihnen eine
Änderung ankündigen«, sagte er. »Leider ist
Mr. Richard Holtz, der als nächster spielen sollte, an einer
Grippe erkrankt. An seiner Stelle darf ich Ihnen eine neue,
äußerst vielversprechende Studentin vorstellen,
Miß Anita Dahlander.«
    Eine schlanke,
selbstsichere und ungemein hübsche junge Dame, ehedem unter
dem Namen Tamara Kuznetow bekannt, ging zur Mitte der Bühne,
stützte eine Hand auf das Klavier und sagte mit fester Stimme,
fast ohne Akzent:
    »Als erstes
möchte ich eine eigene kleine Komposition spielen, der ich den
Titel ,Ein amerikanischer Traum' gegeben habe.«
    Als es in der
Bibliothek still wurde und Tamaras Spiel aufklang, ergriff Boris
Kuznetow die Hand seiner Frau … »Wir haben es richtig
gemacht«, sagte er. »Ich bin so froh, daß ich vom
Krankenhaus herüberkommen durfte heute abend … wir
haben es richtig gemacht.«
    Nach dem Konzert, beim
Tee, empfingen Anita Dahlander und ihre Eltern von allen Seiten
Glückwünsche.
    »Sie können
mächtig stolz auf das Mädchen sein«, sagte Dr.
Schoeberlein.
    »Das sind wir
auch«, erwiderte Boris.
    »Woher stammen
Sie eigentlich?«
    »Aus
Kalifornien. Ich erhole mich hier von einer Krankheit, aber wir
fahren bald wieder heim.«
    »Herrliches
Land, Ihre Heimat. Ich wette, Sie sehnen sich schon zurück,
was?«
    »Ja, es ist
immer herrlich, wieder heimzufahren.«
    »Ach,
übrigens«, meinte Dr. Schoeberlein, »haben Sie
schon die neuesten Nachrichten gehört?«
    »Nein, was ist
denn?«
    »Marinesoldaten
der Vereinigten Staaten haben ein russisches Schiff angehalten und
sind an Bord gegangen.«

 
    97
    Andre wanderte ruhelos
und ohne Ziel durch das nächtliche Paris - eine gebeugte, fast
tragische Gestalt.
    Um drei Uhr morgens
stand er schließlich vor Michael Nordstroms Wohnung in der
Rue de la Fontaine. Mike ließ ihn ein, schloß die
Tür hinter ihm ab und räkelte sich wach. Andre blickte
durch ein Fenster auf die Straße, wo zwei Männer in der
Kälte herumstanden, außerhalb des Lichtkegels der
Straßenlaterne. »Meine Ehrenwache«, bemerkte er
bitter, »sie folgen mir ständig im Abstand von hundert
Schritten. Haben Sie etwas zu trinken?«
    Nordstrom ging in die
Küche und bearbeitete den Eiswürfelbehälter,
während Andre die Hausbar plünderte. Dann schwenkte Andre
die klirrenden Eiswürfel im Glas und starrte vor sich hin.
»La Croix wird den Topas-Brief als unbegründet
zurückweisen.«             
    »Das ist doch
wohl nicht möglich!«
    »Im
Elysee-Palast ist heutzutage alles möglich.« Andre nahm
einen kräftigen Schluck. »Es ist die gleiche Haltung,
die sie auch gegenüber den Kuba-Raketen
einnehmen.«
    »Ich kann nicht
verstehen, daß ein so kluger Mann wie La Croix so etwas
glaubt.«
    »Pierre La Croix
glaubt das, was er glauben möchte. Er nimmt jede Haltung ein,
die nötig ist, um seine persönliche Macht
aufrechtzuerhalten.«
    »Und innerhalb
Ihres Geheimdienstes wird keine Untersuchung
angesetzt?«
    »Nein. Der SDECE
ist von allem Verdacht reingewaschen. La Croix ist nicht bereit,
einen offenen Skandal zu wagen, der seinen Geheimdienst in Verruf
bringen könnte. Und schon gar nicht wird er zulassen,
daß jemand in seiner engsten Umgebung sich als Sowjetagent
entpuppt. Er würde wie ein Narr dastehen und das Land weniger
fest im Griff
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