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Topas

Topas

Titel: Topas
Autoren: Leon Uris
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Frankreich!
    Andre
Devereaux

 
    102
    Pierre La Croix
ließ sich an seinem Schreibtisch nieder, um noch die
späten Berichte und die streng vertrauliche Post zu lesen, ehe
er sich zurückzog. Er schlürfte von dem Kaffee, der neben
ihm stand, und beugte sich dann weit vor, um die Augen dicht
über das Geschriebene zu bringen. 
    Der dritte Umschlag,
den er zur Hand nahm, war nicht weiter gekennzeichnet und trug nur
seine Anschrift. Er drehte ihn mehrmals in der Hand um und
riß ihn dann mit dem silbernen Brieföffner auf. Verdutzt
starrte er einen Augenblick lang auf den handgeschriebenen Brief.
Hatte er nicht ausdrücklich angeordnet, daß alles, was
ihm vorgelegt wurde, mit der Maschine geschrieben sein müsse,
und zwar in Großbuchstaben ?
    Es war Andre
Devereaux' Rücktrittserklärung.
    Als er sie gelesen
hatte, nahm er langsam seine dicke Brille ab. Der kalte
Schweiß brach ihm aus, als er laut vor sich hin brummte:
»Devereaux!« Er war einer der letzten, die es wagten,
gegen ihn aufzustehen. Dieser verdammte Devereaux!
    Wie lange war es her,
daß dieser junge Mann unerschütterlich vor ihm gesessen hatte?
Seine Worte … sie verhöhnten ihnWenn Sie sich ehrlich und
eingehend prüfen, werden Sie zugeben, daß Ihre Haltung
gegenüber Amerika hauptsächlich von Eifersucht und
Haß getragen ist. Das kann von Kreisen, die sich darauf
verstehen, leicht ausgenutzt werden. Ich flehe Sie an, lassen Sie
nicht zu, daß diese negative Einstellung von Leuten Ihrer
Umgebung dazu mißbraucht wird, eine Verschwörung gegen
den demokratischen Westen anzuzetteln.«
    Pierre La Croix' Faust
krachte auf den Tisch. »La Croix läßt sich nicht
ausnutzen! La Croix nutzt andere aus! Verdammter alter Narr!«
grollte er vor sich hin.
    Doch alles, worauf es
jetzt ankam, war, seinen Platz in der Geschichte zu retten.
Verflucht wollte er sein, wenn er in Ungnade, mit einem Skandal und
als Zielscheibe des Gespötts abtrat. Er, eine Marionette? Der
doch die anderen wie Marionetten hatte tanzen lassen? Nein, so
würde er nicht abtreten, nach allem, was er für
Frankreich, getan hatte, nachdem er Frankreich wieder groß
gemacht hatte. So eine dumme kleine Affäre durfte ihn
nicht entthronen. Frankreich würde nie etwas von ihr
erfahren.
    Der Brief verkohlte in
dem großen Aschenbecher, die Ränder krümmten sich,
das Papier zerfiel zu Asche. Der Präsident starrte auf das
kleine Feuer, und durch die Flammen sah er die schrecklichen Worte
… Alter ist Schiffbruch … Alter ist Schiffbruch
… Alter ist Schiffbruch.

 
    103
    Es war ein angenehmer
Frühlingstag. Der Zauber von Paris und der Zauber der
Champs-Elysees hatten Michael Nordstrom fast völlig
gefangengenommen und entspannt. Von seinem Tisch in einem der
offenen Terrassencafes konnteer ausgiebig die endlose Parade
hübscher schlanker Beine auf schwerelosen
Bleistiftabsätzen und die wackelnden Hinterteile betrachten.
Er trank seinen Wein aus und wandte sich an seinen skandinavischen
ININ-Kollegen Per Nosdahl.
    »Ich verspreche
meiner guten alten Liz seit Jahr und Tag, daß ich sie einmal
im Frühling mit nach Paris nehme, zu einem richtigen Urlaub,
ohne Geschäftliches - obwohl der Himmel wissen mag, was ein
richtiger Urlaub eigentlich ist.«
    Der
Geschäftsführer des Restaurants trat an ihren Tisch.
»Mr. Nordstrom?«
    »Ja.«
    »Telefon
für Sie.«
    »Bin gleich
zurück«, sagte er zu Nosdahl, faltete seine Serviette
zusammen und folgte dem Geschäftsführer ins Haus.
Für die verspäteten Mittagsgäste spielte das
Orchester »Paris im Frühling«.
    Der
Geschäftsführer deutete auf eine Telefonzelle
gegenüber dem
Eingang.             
    »Danke«,
sagte Mike und zog die Tür hinter sich zu.
»Nordstrom.«
    »Wissen Sie, wer
hier ist?« fragte die gedämpfte Stimme Andre
Devereaux'.
    »Ja, das
weiß ich.«
    »Ich brauche
vielleicht Hilfe.«
    »Wenn ich kann,
helfe ich … es kommt darauf an.«
    »Ich bin im
Louvre und betrachte die Statue der geflügelten Viktoria. Sie
dürfte unser einziger Sieg sein … auf dem Weg in die
Ewigkeit.«
    »Ich
komme.«
    Mike hängte ein
und schob seine mächtige Gestalt zwischen den Terrassentischen
hindurch. »Ich muß leider gehen«, entschuldigte
er sich bei Per Nosdahl. »Ich muß einem alten Freund
Lebewohl sagen.«
    »Ist Ihr alter
Freund in Schwierigkeiten?« fragte Nosdahl.
    »Ja, ich
fürchte.«
    »Werden Sie ihm
helfen können?«
    »Ich
schwöre Ihnen … ich weiß es
nicht.«
    »Bitte, sagen
Sie ihm alle guten Wünsche von
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