Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Autoren: Mark Billingham
Vom Netzwerk:
war unüberhörbar. »Können auch zwei werden.«
    Thorne sah auf die Uhr. »Okay.«
    »Hast du was vor?«
    Thorne legte sich ins Zeug, die richtige Miene aufzusetzen, verschwörerisch und hintertrieben zugleich, war sich aber nicht sicher, ob ihm das gelungen war. Er blickte sich nach Detective Sergeant David Holland um.
    »Sie hält was in der Hand«, sagte Hendricks.
    Thorne wandte sich wieder Hendricks zu und bückte sich, um genauer zu sehen, wie Hendricks mit einer Pinzette zu Werke ging und etwas aus der Faust des Opfers barg. Anscheinend ein kleines, quadratisches Plastik- oder Zelluloidplättchen, dunkel und papierdünn. Hendricks ließ es in die Asservatentüte plumpsen und hob es gegen das Licht.
    »Ein Stück Film?«, fragte Thorne.
    »Könnte sein.«
    Sie starrten noch etwas länger auf den Inhalt der Tüte, aber ihnen war beiden klar, bis das forensische Labor damit durch war, konnten sie nur raten. Hendricks gab dem Verantwortlichen für die Beweissicherung die Tüte, um sie aufzulisten und zu beschriften, und wickelte behutsam Plastikfolie um die Hände des Opfers, bevor er sich dem Oberkörper zuwandte.
    Thorne schloss kurz die Augen und atmete tief durch. »Kannst du dir vorstellen, dass ich eine Wahl hatte?«
    Hendricks sah zu ihm hoch. Er kniete hinter dem Kopf des Opfers, den er nun hochhob und auf seine Beine legte.
    »Brigstocke ließ mir die Wahl.«
    »Umso blöder, Mann.«
    »Ich hätte den Fall Kitson überlassen können.«

    »Der Fall hier ist wie für dich geschaffen«, sagte Hendricks.
    »Warum?«
    »Schau sie dir an, Tom.«
    Emily Walker war Anfang dreißig … gewesen, dunkle Haare, darunter bereits die ersten grauen, ein kleines Sterntattoo über einem Knöchel. Sie war nur einen Meter sechzig groß, wodurch die paar zusätzlichen Kilos noch mehr auffielen, die sie nach dem Magneten am Kühlschrank - BIST DU DIR SICHER, DASS DU HUNGER HAST? - loswerden wollte. Um den Hals trug sie eine schmale Kette aus braunen Perlen und um ein Handgelenk ein Bettelarmband: ein Würfel, ein Schloss, ein Paar Fische. Bekleidet war sie mit einem Jeanshemd und einem dünnen Baumwollrock, der genauso briefkastenrot war wie ihre Zehennägel.
    Thorne sah hinüber zu der Sandale beim Kühlschrank, um die ein Kreis auf das Linoleum gemalt war. Auf die dekorative Flasche, in der, wie’s aussah, Balsamico war und an deren Außenseite Blut und Haare klebten. Und an der Flasche vorbei auf das Lämpchen an der Geschirrspülmaschine, das noch immer blinkte. Er strich über die Narbe an seinem Kinn und starrte unverwandt auf das Lämpchen, bis es vor seinen Augen verschwamm. Dann wandte er sich um und ließ Hendricks zurück, der Emily Walkers Kopf in den Händen hielt, während er leise in sein Diktafon sprach.
    »Die Plastiktüte um den Kopf des Opfers ist nicht fixiert. Daraus folgt, dass der Täter die Tüte mit den Händen festhielt. Nach den Blutergüssen am Hals des Opfers zu schließen, hielt er die Tüte unter großem Kraftaufwand fest, bis das Opfer zu atmen aufhörte.«
    Holland stand draußen auf der Terrasse hinter dem Haus und sah einer Handvoll Polizisten beim Durchkämmen
der Blumenbeete zu. Es waren zwar auch Scheinwerfer aufgebaut, trotzdem war dies hier nur eine erste Suche. Sobald es hell war, würden mehr Polizisten anrücken und alles mit der Lupe absuchen.
    »Also keine Einbruchspuren«, sagte Thorne.
    »Was bedeutet, dass sie ihn kannte.«
    »Möglich.« Holland roch nach Zigaretten, und eine Sekunde oder zwei hätte Thorne am liebsten selbst eine geraucht. »Oder sie öffnete die Tür, er zog eine Waffe und zwang sie, ins Haus zu gehen.«
    Holland nickte. »Schauen wir mal, ob wir mit der Hauszu-Haus-Befragung Glück haben. Sieht mir ganz nach der Art von Straße aus, wo die Leute viel hinterm Vorhang stehen.«
    »Was ist mit dem Ehemann?«
    »Ich hab ihn nur fünf Minuten gesehen, bevor sie ihn in ein Hotel brachten«, sagte Holland. »Am Boden zerstört, kann man sich vorstellen.«
    »Etwas dick aufgetragen, finden Sie?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Klingt fast so, als wollte er, dass jeder in der Straße mitkriegt, wie sehr ihn das mitnimmt. Nachdem er uns angerufen hatte.«
    »Haben Sie das Notrufband abgehört?«
    »Nein.« Thorne zuckte die Achseln.
    »Also nur Wunschdenken? Richtig?«
    »Ja, vielleicht.« Es wurde etwas kühler. Thorne schob die Hände in den Plastikoverall und in die Taschen seiner Lederjacke. »Wär schön, wenn es einfach wäre.«
    »Seh ich irgendwie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher