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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Autoren: Mark Billingham
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übliche Wald- und Wiesenmigräne. Hypochondrie war anscheinend eines seiner geringeren psychischen Probleme. »Alles Spekulation«, sagte Thorne. »Und um die Wahrheit zu sagen, es ist mir scheißegal.«
    Dasselbe hatte er zu Nicholas Maier gesagt, als dieser ihn anrief und fröhlich an ihre Abmachung erinnerte, dass
Thorne ihm im Gegenzug für sein Stillschweigen die Geschichte erzählen wollte.
    »Wir haben einen Deal«, hatte Maier gesagt.
    Thorne hatte ihm erklärt, wohin er sich seinen Deal stecken könne, und aufgelegt.
    Chamberlains Theorie war eine von vielen darüber, was genau auf der Brücke passiert war. Vielleicht hatte Debbie Mitchell um ihr Leben gekämpft oder zumindest dafür gesorgt, dass sie Garvey mit sich nahm, hinunter vor den Zug. Vielleicht war es Jason gewesen, der um das Leben seiner Mutter gekämpft hatte. Was eine Sache anging, da war sich Thorne sicher: So wie er sie auf der Brüstung hatte sitzen sehen, bevor Anthony Garvey sie erreichte, war er überzeugt, dass Debbie Mitchell vorhatte, ihrem Leben und dem ihres Sohnes ein Ende zu setzen.
    Es fiel ihm schwer, es zu verstehen, und ebenso schwer, es zu verurteilen. Mutterliebe entzog sich seinem Verständnis, vor allem wenn die Mutter fürchtete, das Kind könne nicht ohne sie glücklich leben. Dazu müsste er selbst ein Kind haben. Er hatte sich gerade noch auf die Zunge gebissen, bevor er es laut aussprach. Er hatte noch immer Angst, Louise könnte sich unter Druck gesetzt fühlen.
    »Wir sollten heute eher ins Bett gehen«, sagte Louise.
    »Klingt gut.«
    Sie hatte dabei keine Hintergedanken, das war ihm klar. Sie brauchten beide Schlaf. Louise arbeitete momentan noch mehr als er, ein komplizierter Entführungsfall. Die Familie eines Bauunternehmers wurde festgehalten, und er war gezwungen worden, außerhalb der Geschäftszeiten in die Firma zu gehen und den Tresor zu öffnen. Thorne hatte bereits zwei neue Morde auf der Agenda: einen Fall häuslicher Gewalt und eine Fahrerflucht. Beide brutal und banal
zugleich, und keiner würde derartige Wellen in den Medien schlagen, wie es Anthony Garvey getan hatte.
    Yvonne Kitson hatte sich freiwillig bereit erklärt, Sarah Dowd die Nachricht vom Tod ihres Mannes zu überbringen. Und dass ihr Mann nicht der Mann gewesen war, den sie in Schutzhaft genommen hatten, sondern dass der richtige Andrew Dowd an einem unbekannten Ort totgeschlagen und später in Camden Lock in den Kanal geworfen worden war.
    Thorne hatte Kitson an dem Abend auf einen Drink eingeladen, worüber sie sich freute.
    »Sie gab mir das Gefühl, als hätte ich Garvey den Ziegelstein in die Hand gedrückt«, hatte Kitson gesagt. »Oder was immer er benutzte, um ihrem Mann den Schädel einzuschlagen.«
    »Tut mir leid, Yvonne.«
    »Ich hab’s freiwillig getan, vergessen?«
    »Warum eigentlich?«
    »Du hattest den Jungen auf der Brücke«, sagte Kitson. »Wir müssen das Elend ein wenig verteilen.«
    Jetzt war das Elend gerecht verteilt, und jemand anders konnte sich den Kopf über die Garvey-Morde zerbrechen. Ein anderes Team war dafür verantwortlich, den Fall abzuwickeln. Zwar würde es keinen Prozess geben, aber dennoch galt es einen riesigen Papierberg für die anstehenden gerichtlichen Untersuchungen durchzuarbeiten.
    Graham Fowler. Brian Spibey.
    Rob Gibbons hatte mehr Glück gehabt - das Messer hatte alle wichtigen inneren Organe verfehlt. Allerdings würde es noch etwas dauern, bis er wieder arbeiten konnte.
    Simon Walsh, der sich Anthony Garvey genannt und später als Andrew Dowd ausgegeben hatte, war rasch und
in aller Stille eingeäschert worden. Nur Sandra Phipps und ihre Tochter waren erschienen. Thorne fragte sich, ob zu Debbie Mitchells Beerdigung in zwei Tagen mehr Leute kommen würden. Er hatte sich den Vormittag bereits freigenommen und seinen schwarzen Anzug in die Reinigung gebracht.
    Brigstocke hatte die Augenbraue hochgezogen, als Thorne ihm erklärte, warum er sich frei nahm. »Das Leben geht weiter, Tom«, hatte er gesagt.
    Woraufhin Thorne geantwortet hatte: »Ich weiß.« Und dabei hatte er sich ausgemalt, wie er die Beerdigung mit Nina Collins’ Speichel auf der Jacke verließ.
    »Es ist unser Job, die Scheiße wegzuräumen«, hatte Brigstocke gesagt. »Das heißt nicht, dass sie hinterher ewig an uns kleben bleiben muss.«
    Das Leben geht weiter …
    Vor ein paar Tagen war Carol Chamberlain abends zum Essen gekommen. Phil Hendricks hatte einen ungewöhnlichen Vierten abgegeben. Er war, wie
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