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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Autoren: Mark Billingham
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Tempo zu, als der Weg steiler nach unten ging. Seine Angst wuchs. In seinem Kopf wirbelten Bilder herum, dunkle Bilder und Phantasien, ein Käfig voller Ratten.
    Garvey, der nach einem Stein und einer Tüte greift. Der schreiende Junge. Debbie Mitchells blonde Haare voller Blut.
    Wieder schrie Thorne, als er um die letzte Kurve bog und die Ratten zu verscheuchen suchte.
    Er rannte das letzte Stück zur Brücke. Rechts von ihm war der Weg mit Metallgittern gesäumt: Höfe voller Maschinen und alter Reifen; eine Ansammlung von Holzblöcken und altertümlichen Rasenmähern; eine Reihe schmuddliger Glashäuser und ein Plastikschild mit der Aufschrift »Baumschule
Whetstone«. Nach ein paar Schritten war klar, die Frau im Garten hatte recht gehabt. Das Land brach weg und erlaubte ihm einen phantastischen Blick über den Park. Er konnte über die Baumwipfel hinweg bis zu den zwei Fußballplätzen sehen; auf die parallel verlaufenden Fuß- und Fahrradwege um sie herum, die zu einem kleinen See am anderen Ende führten. Auf den einen knappen Kilometer entfernten Golfplatz. Aber er brauchte diesen Blick nicht.
    Debbie und Jason waren auf der Brücke direkt vor ihm.
    Thorne erstarrte, als er sie auf der Brüstung sitzen sah. Sollte er bleiben, wo er war, oder auf sie zulaufen? Sollte er rufen oder schweigen? Das Letzte, was er wollte, war, sie zu erschrecken. Sie sollte ruhig sitzen bleiben. Mein Gott, der Zug kam. Da sah er Garvey von der anderen Seite kommen, nur noch ein paar Schritte, dann war er bei ihnen. Und er wusste, er hatte keine Wahl.
    Er rief Debbies Namen - eine Warnung und eine Bitte - und rannte los. Garvey hob den Kopf, und auch Debbie. Er rannte, ohne auch nur daran zu denken, was er tun wollte, wenn er die Brücke erreichte, blickte zum Zug, der von rechts heranraste, und sah zu seinem Schrecken aus einem der Höfe rechts einen Waggon herausrollen.
    Thorne schrie, aber der Waggon hielt nicht an, er war vollbeladen mit Plastikwassertonnen, Kompostsäcken und Topfpalmen. Ein kleiner Traktor schob ihn aus dem Tor der Baumschule. Der Fahrer starrte Thorne an, als er zum Wenden anhielt.
    »Aus dem Weg, verdammte Scheiße …«
    Ein paar wertvolle Sekunden hatte Thorne keine Sicht auf die Gestalten auf der Brücke. Als er endlich wieder alles sehen konnte, war klar, Garvey hatte Debbie und Jason erreicht. Eine Art Kampf fand statt.

    Ein Handgemenge.
    Debbie rief: »Nein!«
    Thorne schrie den Traktorfahrer an und drückte sich ans Tor, versuchte, irgendwie vorbeizukommen. Dann hörte er das Kreischen der Zugbremsen und beschloss, einfach über den Schoß des Fahrers zu klettern, aber kaum hatte er das Hindernis hinter sich und konnte wieder rennen, sah er, dass sich jede Eile erübrigte.
    Es war nur noch eine Gestalt vor ihm.
    Rechts war der Zug unter der Brücke aufgetaucht und kam zischend und kreischend zum Stehen. Sogar die Fahrgäste konnte er erkennen, die sich gegen die Fenster drückten, um zu sehen, was passiert war. Warum sie auf offener Strecke hielten.
    Er machte zwei kleine Schritte und sah rechts hinunter auf die Gleise.
    Die zwei Körper hätten auch zwei Bündel Lumpen sein können.
    Hinter ihm rief jemand. Jemand, der alles gesehen hatte. Vielleicht der Traktorfahrer.
    Thorne blieb kurz stehen, wo er war, und gab es dann auf, darauf zu warten, dass das Zittern aufhörte. Langsam ging er auf die Gestalt auf der Brücke zu.

Vierter Teil
    Alles, was bleibt …

DANACH
    MICHAEL
     
    Seine Frau bringt das Abendessen: mariniertes Grillhähnchen und Süßkartoffelpüree, seine Leibspeise. Er bedankt sich bei ihr und greift nach Messer und Gabel, aber die Wahrscheinlichkeit, dass er etwas isst, ist gering. Und als er sich zu ihr umwendet und sie in der Tür stehen sieht, sie anlächelt und sich noch mal bedankt, sieht er, dass sie es auch weiß.
    Seit es passiert ist, stochert er nur noch in seinem Essen herum. Er schläft tagsüber viel, was er seltsam findet, weil er immer so aktiv war. Und wenn er aufwacht, steht seine Frau neben ihm. Dann weiß er, dass er nicht friedlich geschlafen hat.
    »Schsch«, beruhigt sie ihn. »Warum bittest du nicht den Arzt, dass er dir was gibt?«
    Aber er hält nichts davon, wegen jeder Kleinigkeit Tabletten zu nehmen, davon hat er noch nie etwas gehalten. Er weiß, dass es letztlich vorbeigehen wird, und außerdem würde er sich eher Gedanken machen, was für ein Mensch er ist, wenn ihm das nichts ausgemacht hätte. Wenn er schöne Träume hätte und einen guten
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