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Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

Titel: Achtsam leben, lieben, handeln - ein spiritueller Begleiter durch das Jahr
Autoren: Echter
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Nimm dir Zeit.
    Ein Acker, der ausruhen konnte,
liefert eine prächtige Ernte.
    Ovid
    Der europäische Mensch lebt aktiv, ganz nach den sechs Tagen der Schöpfungserzählung, aber er übersieht, dass Gott am siebten Tag ausruhte. In der Ruhe liegt die Kraft, heißt es. Eine Zisterne kann nur dann Leben spendendes Wasser liefern, wenn sie Zeit genug hat, das kostbare Nass zu sammeln.
    Der Januar ist das Symbol für die Ruhe. Die Natur ringsum schläft. Auch für den Menschen gibt es keine treuere Weggefährtin als die Ruhe. Doch wie wird diese freundliche Begleiterin behandelt? Oft genug wird sie unterdrückt oder misshandelt. Dann rächt sich die Natur und zeigt auf das leere Reservoir. Der Mensch wirkt wie ausgebrannt. Und schon ist eine neue Krankheit gefunden, die der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger 1973 erstmals benannt hat: Burnout. Ausgebrannt. Verbraucht. Die Lebensbatterie ist leer. Dieser Zustand ist nicht nur für den betroffenen Menschen gefährlich. Er hat eine lähmende Wirkung auf das Arbeitsfeld und die ganze Umgebung.
    An all das denke ich in diesem ruhigen Monat: Meine Reise durch einen dunklen und kalten Winter führt mich Jahr für Jahr hinaus auf das brache Feld. Der tote Acker lässt mich den Frühling zunächst ahnen und später erleben. Bis es so weit ist, haben wir Menschen die heilige Aufgabe, auch uns Ruhe zu gönnen, uns gegenseitig zur Gelassenheit zu ermutigen, neue Kräfte zu sammeln und Zeichen der Hoffnung zu geben.
Das Rezept
    Der erfahrene Arzt hatte seinem neuen Patienten lange und aufmerksam zugehört. Schließlich sagte er: „Ich werde Ihnen etwas aufschreiben, was Ihnen sicher hilft. Es ist ein sehr altes, aber hochwirksames Medikament.“ Der Kranke bedankte sich, nahm das Rezept entgegen und eilte frohgemut in die nächste Apotheke. Der junge Pharmazeut reichte das Papier freundlich lächelnd zurück und meinte: „Dieses Medikament kann ich Ihnen leider nicht verkaufen.“ Jetzt erst las der Kranke überrascht die Verschreibung seines Arztes: „1 × tgl. eine Stunde spazieren gehen!“
    Ich werde meine Schafe auf die Weide führen,
ich werde sie ausruhen lassen.
    Ezechiel 34,15
    Gott lieben heißt
gehen, stehen, ausruhen
und überall in der Liebe Gottes sein.
    Rilke
    Die Stille ist eine der wesentlichen Schwellen, die wir überschreiten müssen, wenn wir zur Ruhe kommen wollen. Diese Schwelle ist in einem modernen Haushalt sehr hoch. Es gilt zunächst einmal, alles ab- und auszuschalten, was die Stille stören könnte: das Schlagwerk der Uhr, die Türklingel, das Telefon und das Handy, den Computer. Dann heißt es, die Fernbedienung des Fernsehers zu verstecken und ein Zimmer hinter sich zu verschließen. Vielleicht ist dann sogar der Kühlschrank noch zu laut. Das alles sollte man wirklich einmal ausprobieren – und wäre es nur für eine Viertelstunde.
    Auf einmal wird die Stille greifbar und in ihrem Gefolge breitet sich eine große Ruhe aus. Vielleicht stellt sich der Erfolg nicht beim ersten Mal ein. Unruhe fällt über uns her und plagt uns. Aber auch hier macht die Übung den Meister: möglichst jeden Tag und zur gleichen Zeit für eine gute Viertelstunde über die Schwelle in die Stille gehen, wieder und wieder, bis die Ruhe zu einem wunderbaren Geschenk geworden ist. Ein freundliches Lächeln für sich beim Blick in den Spiegel kann diese Zeit der Gelassenheit begleiten.
    In der Stille, so hat einer geschrieben, träumt die Erde. Die Stille träumt auch den Menschen und zeigt ihm, dass es in seinem Leben noch vieles gibt, was er übersieht. Daran sollten wir uns in den Zeiten erinnern, da uns Stille unruhig macht oder sie uns wie Trostlosigkeit vorkommt. Wir können den Traum der Erde mitträumen und darauf warten, bis die erwachende Natur alles zur lebendigen Wirklichkeit macht. Durch Traum und Phantasie gelangen die Stimme Gottes und seine Weisungen in den dunklen Zeiten zu uns.
Die Zelle
    Ein Mönch, der sich in die Einsamkeit der Wüste zurückgezogen hatte, blieb rastlos auf der Suche nach spiritueller Erfahrung, sosehr er sich auch mühte. Er litt Hunger und Durst, geißelte gar seinen Körper, bestrafte sich mit Schlafentzug. Vergebens. Schließlich suchte er einen anderen Mönch auf, der eine Tagereise von ihm entfernt in einer Höhle wohnte, und fragte den Gelassenen um Rat. Der Erfahrene
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