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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Autoren: Mark Billingham
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gleichzeitig final. Wahrscheinlich machte sie die Sache für die meisten erträglicher, und darum ging es schließlich.
    Nicht lebensfähig.
    Tot. In dir drin tot.
    Ob er die Phrase mal selbst ausprobieren und bei der nächsten Gelegenheit einsetzen sollte, wenn er in die Leichenhalle oder mitten in der Nacht bei so einem armen Teufel an die Tür klopfen musste.
    Die Sache ist die, Ihr Mann stieß mit so einem besoffenen Volltrottel zusammen, der ein Messer in der Tasche stecken hatte. Ich fürchte, er ist … nicht mehr lebensfähig.
    Feine Sache, dadurch klang es so, als sei das Opfer ein Androide. Aber ein bisschen Distanz war wichtig. Man brauchte Distanz. Ohne Distanz lief es auf ein paar leere Weinflaschen mehr pro Woche in der Mülltonne hinaus.

    Es machte die Sache für sie und für einen selbst erträglicher.
    Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Ihr Mann erschossen wurde. Er ist nicht mehr lebensfähig. Er ist so wenig lebensfähig wie eine Maus, die der Katze zu nahe gekommen war.
    »Tom?«
    Er sah auf, als ihn Louise leicht in die Seite stieß. Die Frau, die den Ultraschall durchgeführt hatte, lief durch den Wartebereich und kam auf sie zu. Eine Inderin mit einer dicken rot gefärbten Haarsträhne. Anfang dreißig, vermutete Thorne. Ihr Lächeln war perfekt: besorgt, aber zugleich optimistisch.
    »Okay, ich denke, ich hab ein Bett für Sie organisiert.«
    »Danke«, sagte Louise.
    »Wann hatten Sie Ihre letzte Mahlzeit?«
    »Ich hab seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«
    »Das ist gut. Dann schauen wir, dass wir die Ausschabung sofort machen.« Die Frau reichte Louise ein Blatt und erklärte ihr, wie sie in die entsprechende Abteilung gelangt. Dann wandte sie sich zu Thorne. »Sie sollten vielleicht nach Hause fahren und ein paar Sachen für sie holen. Nachthemd und was sie sonst noch braucht.«
    Thorne nickte, während sie weitersprach und erklärte, dass Louise es danach ein paar Tage langsamer angehen müsse. Er nickte noch immer, als sie sagte, dass sie es beide nicht so schwer nehmen dürften, dass auf dem Blatt ein paar Telefonnummern von Leuten stünden, mit denen sie reden könnten, wenn sie das wollten.
    Er sah ihr nach, als sie in ihr Zimmer zurückging, um das nächste Paar aufzurufen, sobald sie an der Tür war. An der Wand gegenüber war hoch oben ein Fernsehgerät montiert.
Ein Paar mittleren Alters wurde durch eine Villa in Frankreich oder Italien geführt, die Frau sagte etwas von wegen, wie farbenprächtig die Fliesen seien.
    Eine hagere Frau in einem grünen Overall schob einen mit Putzutensilien vollgeladenen Wagen den Gang entlang auf sie zu. Neben dem Korbtisch blieb sie stehen, nahm einen Lappen und ein Putzmittel von ihrem Wagen, putzte einen der leeren Stühle und sah dabei hinüber zu Thorne und Louise.
    »Warum weinen Sie?«
    Thorne musterte die Frau ein paar Sekunden, bevor er sich zu Louise wandte, die auf den Boden starrte und das Blatt immer kleiner zusammenfaltete. Plötzlich wurde ihm ganz heiß, die Härchen in seinem Nacken richteten sich auf und kitzelten ihn, und er spürte den Schweiß zwischen seiner und Louises Hand. Mit einem Kopfnicken deutete er kurz auf das Schild an der Tür zum Ultraschallraum für pränatale Untersuchungen und fuhr die Reinigungsfachkraft an.
    »Raten Sie mal.«
     
    Thorne brauchte fast fünfzehn Minuten für die knappen zwei Kilometer vom Whittington Hospital nach Kentish Town, aber so hatte er wenigstens Zeit, sich zu beruhigen. Und aufzuhören, daran zu denken, wie Louise die Luft angehalten hatte, als diese Putzfrau sie ansprach. Wie er diesen plötzlichen Drang in sich spürte, dieser Frau den Lappen in ihr blödes Maul zu stopfen.
    Sie hatte ihn angesehen, als sei er ein Rüpel. Himmel!
    In der Wohnung gab er für Elvis Katzenfutter in eine Schüssel und stopfte die Sachen, um die Louise ihn gebeten hatte, in eine Plastiktüte: ein sauberes T-Shirt, einen BH und Schlüpfer, eine Haarbürste und ein paar Make-up-Utensilien.
Auf dem Weg aus dem Schlafzimmer blieb er an der Tür stehen. Er musste sich kurz an die Wand lehnen, bevor er zurück ins Wohnzimmer ging. Er ließ sich auf das Sofa fallen und starrte, die Plastiktasche auf dem Schoß, vor sich hin.
    Es war kalt in der Wohnung. Die dritte Septemberwoche, und man musste schon heizen. Dann wurde es wieder Zeit, sich wegen des Thermostaten zu streiten. Thorne drehte ihn hoch, und Louise drehte ihn wieder zurück, wenn sie glaubte, er sehe nicht hin. Heimliches
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