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Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes

Titel: Tom Thorne 08 - Die Schuld des Blutes
Autoren: Mark Billingham
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noch ein paarmal abbiegen. Reihenhäuser aus den ersten Jahrzehnten des zwanzigsten Jahrhunderts. Viele davon waren, wie auch das Haus Nummer 48, in Wohnungen aufgeteilt. Jetzt war das Haus selbst von seinen Nachbarn abgetrennt: eine Abdeckplane hin zur Seitenstraße, in jeder Ecke des Vorgartens war ein Polizist postiert, und über den Blumenbeeten flatterte ein Absperrband.
    Thorne kam kurz vor acht an, eine Stunde nach Anbruch der Dunkelheit. In der Küche unten war es hell genug, die Lichtkegel der Scheinwerfer ließen jede Staubflocke, jeden Hauch von Fingerabdruckpulver aufleuchten, sie prallten von den blauen Stühlen der CSI ab und tauchten den Linoleumboden in helles Licht. Retrodesign. Simples schwarzweißes Schachbrettmuster, in dem nur die Blutlachen störten. Und die Leiche, von der sie stammten.
    »Ich denke, ich kann sie jetzt umdrehen«, sagte Phil Hendricks.
    In einer Ecke schabte eine Frau von der Spurensicherung an einem Küchenschrank. Sie sah kaum auf. »Das wäre dann eine Premiere.«
    Hendricks grinste und zeigte ihr den Mittelfinger. Er blickte sich um und fragte Thorne, ob er näher herankommen und sich ein Plätzchen suchen wolle, von dem aus er einen besseren Blick habe.

    Das mit dem besseren Blick bezweifelte Thorne. Aber er ging hinüber und quetschte sich zwischen die Fotografen und Kameraleute und die zwei CSI-Mitarbeiter, die sich darauf vorbereiteten, Hendricks zur Hand zu gehen. Seine Sanftheit mit dem notwendigen Maß an Muskelkraft zu unterstützen.
    »Okay, immer schön sachte.«
    Die Frau lag mit dem Gesicht nach unten, die Arme an der Seite. Ihre Bluse war nach oben gezogen worden, vielleicht auch nur gerutscht, und gab den Blick frei auf lila Flecken an der Hüfte, wo die Totenstarre bereits einsetzte. Sie trug noch immer den BH.
    »Immerhin«, meinte eine der CSI-Frauen im Vorbeigehen.
    Thorne löste den Blick von der Toten und sah zu dem einzigen Fenster. Auf dem Abtropfregal neben der Spüle standen Tassen und Teller. Am Geschirrspüler blinkte ein Lämpchen, um mitzuteilen, dass der Spülgang beendet ist.
    Noch immer ein Hauch von Normalität.
    Wenn sie den Täter nicht in den ersten Tagen fassten, wollte er noch einmal hierherkommen. Es half ihm, Zeit dort zu verbringen, wo ein Opfer gelebt hatte, vor allem, wenn es auch der Ort war, an dem es gestorben war. Aber das musste warten, bis er nicht mehr um die Leute von der Spurensicherung herumzutanzen und sich zwischen deren deprimierenden Paraphernalia zurechtzufinden brauchte.
    Und bis dieser Geruch verflogen war.
    Er erinnerte sich an einen Film, in dem der Cop in den Häusern herumstand, in denen die Leute umgebracht worden waren, und sich mit dem Mörder unterhielt. Hast du sie hier umgebracht, du Dreckskerl? Hast du sie von hier aus beobachtet?

    Die ganze Scheiße …
    Thorne ging es darum, etwas über die Opfer zu erfahren. Er wollte nicht nur wissen, was sie zuletzt gegessen hatten und wie viel ihre Leber zum Todeszeitpunkt gewogen hatte. Meistens reichte ihm ein einfaches, albernes Detail. Ein Bild im Schlafzimmer. Die Kekse im Küchenschrank oder das Buch, das sie nie zu Ende lesen würden. Und was das betraf, was im Kopf des Mörders vorging - Thorne reichte es vollkommen, ihn zu fassen.
    Jetzt sah er zu, was von Emily Walker geblieben war, als sie umgedreht wurde. Die Hand rutschte über das Bein, als dieses angehoben und in einer langsamen, sanften Bewegung gedreht wurde. Die Haare, die nicht blutverklebt waren, glitten ihr aus dem Gesicht, als man sie auf den Rücken legte.
    »Das wär’s, Freunde.«
    Hendricks arbeitete mit einem guten Team. Darauf bestand er. Besonders ein CSI war Thorne im Gedächtnis geblieben, aus der Zeit, als sie noch mit der Bezeichnung Spurensicherer zufrieden waren, der den teilweise bereits verwesten Leichnam eines alten Mannes behandelte, als habe er es mit einem Sack Kartoffeln zu tun. Er hatte gesehen, wie Hendricks zu dem Mann sprang und ihm seinen tätowierten Unterarm gegen den Hals drückte, sodass der Ärmste hilflos an der Wand klebte. Thorne konnte sich nicht erinnern, die beiden jemals wieder zusammen an einem Tatort gesehen zu haben.
    Die Polizeifotografen traten vor und begannen ihre Arbeit. Als sie fertig waren, sprach Hendricks ein paar einleitende Worte in sein Diktiergerät.
    »Wie lange noch, Phil?«, fragte Thorne.
    Hendricks hob einen Arm der Toten und bog die zu einer
festen Faust geschlossenen Finger auf. »Eineinhalb Stunden.« Der träge Manchesterakzent
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