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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache
Autoren: Barry Eisler
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Erkenntnisse für seine eigenen Zwecke nutzen. Ich musste daran denken, wie ich ihn zusammengesackt und leblos in seinem Mietwagen in der Tiefgarage in Virginia hatte sitzen lassen, und ich schmunzelte.
    «Das scheint dich nicht sonderlich zu beunruhigen», sagte Tatsu.
    Ich zuckte die Achseln. «Natürlich beunruhigt es mich. Was hast du ihnen erzählt?»
    «Dass du meines Wissens tot bist.»
    Jetzt kommen wir zur Sache. «Das war nett von dir.»
    Er lächelte leicht. Ich sah wieder den gerissenen, subversiven Hund durchscheinen, den ich in Vietnam so gemocht hatte, wo wir uns kennen gelernt hatten, als er dort für eine Vorläuferbehörde der Keisatsucho im Einsatz war.
    «So nett auch wieder nicht. Wir sind immerhin alte Freunde. Und Freunde sollten einander von Zeit zu Zeit helfen, findest du nicht?»
    Er wusste, dass ich ihm etwas schuldig war. Obwohl er all die Jahre hinter mir hergewesen war, hatte er mich laufen lassen, nachdem ich Holtzer vor dem Marinestützpunkt in Yokosuka überfallen hatte. Jetzt lockte er die CIA von meiner Fährte, und auch dafür war ich ihm etwas schuldig.
    Die Schulden waren natürlich nur die eine Seite. Es war auch eine unausgesprochene Drohung. Aber Tatsu hatte eine Schwäche für mich, weshalb er nicht allzu direkt sein konnte. Ansonsten hätte er mir rundheraus gesagt, dass er, wenn ich nicht kooperierte, meinen alten Freunden von der CIA meinen derzeitigen Namen samt aktueller Adresse mitteilen würde. Was er ohne weiteres fertig brächte.
    «Du wolltest doch, dass ich mich aus gewissen Aktivitäten zurückziehe», sagte ich erneut, obwohl ich wusste, dass ich bereits verloren hatte.
    Er griff in seine Brusttasche und holte einen Umschlag hervor. Legte ihn auf den Tisch zwischen uns.
    «Es ist ein sehr wichtiger Auftrag, Rain-san», sagte er. «Sonst würde ich dich nicht um den Gefallen bitten.»
    Ich wusste, was ich in dem Umschlag finden würde. Einen Namen. Ein Foto. Adressen von Arbeitsplatz und Wohnung. Bekannte Schwachstellen. Dass es nach einer «natürlichen Ursache» auszusehen hatte, war selbstverständlich.
    Ich machte keine Anstalten, den Umschlag zu nehmen. «Eins muss ich noch von dir wissen, bevor ich mich auf irgendwas einlassen kann», sagte ich zu ihm.
    Er nickte. «Du willst wissen, wie ich dich gefunden habe.»
    «Richtig.»
    Er seufzte. «Wenn ich es dir verrate, was würde dich davon abhalten, wieder unterzutauchen, diesmal sogar noch erfolgreicher?»
    «Wahrscheinlich nichts. Andererseits, wenn du es mir nicht verrätst, werde ich mich auf keinen Fall bereit erklären, mit dir zusammenzuarbeiten, egal, um was für eine Sache es in dem Umschlag da geht. Es liegt an dir.»
    Er ließ sich Zeit, als würde er über das Für und Wider nachgrübeln, aber Tatsu dachte stets mehrere Schritte im Voraus, und ich wusste, dass er mit meiner Frage gerechnet hatte. Das Zögern war reines Theater und sollte mir suggerieren, dass ich mich in einem wichtigen Punkt durchgesetzt hatte.
    «Über die Zollbehörde», sagte er schließlich.
    Ich war nicht sonderlich überrascht. Mir war das Risiko klar gewesen, dass Tatsu von Holtzers Tod erfahren und mich dahinter vermuten würde. Dass er dann für die knappe Woche zwischen dem Zeitpunkt, an dem er mich zuletzt in Tokio gesehen hatte, und dem Tag, an dem Holtzer außerhalb von Washington, D.C. gestorben war, meine Aufenthaltsorte bestimmen könnte. Aber Holtzer zu erledigen war für mich wichtig gewesen, und ich war bereit, einen Preis dafür zu zahlen. Tatsu legte mir jetzt nur die Rechnung vor.
    Ich schwieg, und einen Augenblick später fuhr er fort. «Am 30. Oktober letzten Jahres ist ein Mann, dessen Pass auf den Namen Fujiwara Junichi ausgestellt war, von Tokio nach San Francisco geflogen. Über seine Rückkehr nach Japan liegt kein amtlicher Nachweis vor. Die logische Annahme lautet, dass er in den Vereinigten Staaten geblieben ist.»
    Was in gewisser Weise auch zutraf. Fujiwara Junichi ist mein japanischer Geburtsname. Als ich erfuhr, dass Holtzer und die CIA herausgefunden hatten, wo ich in Tokio lebte, wusste ich, dass der Name aufgeflogen und nicht mehr zu gebrauchen war.
    Ich war mit dem Fujiwara-Pass in die Staaten gereist, um Holtzer umzubringen, und hatte den Pass anschließend aus dem Verkehr gezogen. Nach Japan war ich dann unter einer anderen Identität zurückgekehrt, die ich zuvor für einen solchen Notfall vorbereitet hatte. Wenn irgendwer nach mir suchte, so hoffte ich, würde er sich durch diesen Trick
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