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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache
Autoren: Barry Eisler
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auf, um sich bei ihr zu bedanken, vielleicht auch um sich die CDs signieren zu lassen, die sie gekauft hatten.
    Sobald die Leute neben uns gegangen waren, wandte Tatsu sich mir zu. «Der Ruhestand ist nichts für dich, Rain-san», sagte er auf seine trockene Art. «Du wirst unvorsichtig. In deiner aktiven Zeit hätte ich dich niemals so leicht aufspüren können.»
    Tatsu vergeudete selten Zeit mit Formalitäten. Er wusste, dass das nicht immer ratsam war, aber er konnte nicht anders. Das war eine seiner Eigenarten, die ich schon immer gemocht hatte.
    «Du wolltest doch, dass ich mich aus gewissen Aktivitäten zurückziehe», sagte ich.
    «Aus deiner Beziehung zu Yamaoto und seiner Organisation,
    ja. Aber ich hatte gehofft, wir hätten dann Gelegenheit, zusammenzuarbeiten. Du kennst meine Arbeit.»
    Er meinte seinen endlosen Kampf gegen die japanische Korruption, hinter der zum großen Teil sein Erzfeind Yamaoto Toshi steckte, Politiker und Strippenzieher, der Mann, der Holtzer bestochen hatte, welcher wiederum eine Zeit lang, zusammen mit der CIA, für die er arbeitete, ebenfalls mein unsichtbarer Auftraggeber gewesen war.
    «Tut mir Leid, Tatsu. Yamaoto und die CIA waren hinter mir her, mir wurde der Boden zu heiß. Ich hätte dir nicht viel nützen können, selbst wenn ich gewollt hätte.»
    «Du hast gesagt, du würdest dich bei mir melden.»
    «Ich hab es mir anders überlegt.»
    Er nickte, sagte dann: «Hast du gehört, dass William Holtzer tot ist? Herzinfarkt, in der Tiefgarage eines Hotels in Virginia, ein paar Tage nach unserem letzten Treffen.»
    Ich musste daran denken, wie Holtzer lautlos die Worte Ich war der Maulwurf geformt hatte, als er glaubte, dass ich sterben würde. Wie er mich in Vietnam gegen meinen Blutsbruder Crazy Jake aufgehetzt und sich anschließend daran ergötzt hatte.
    «Wieso fragst du?», sagte ich in gleichgültigem Tonfall.
    «Offenbar kam sein Tod in Geheimdienstkreisen ziemlich überraschend», fuhr er fort, ohne auf meine Frage einzugehen, «Holtzer war erst Anfang fünfzig und körperlich fit.»
    Nicht fit genug für dreihundertsechzig Joule aus einem manipulierten Defibrillator, dachte ich.
    «Das zeigt nur wieder mal, dass man nicht vorsichtig genug sein kann», sagte ich und nahm einen Schluck von dem zwölf Jahre alten Dalmore, den ich trank. «Ich nehme täglich ein Aspirin. Angeblich verringert das erheblich das Risiko von Herzerkrankungen.»
    Er schwieg einen Augenblick, zuckte dann die Achseln und sagte: «Er war kein guter Mann.»
    Wollte er mir damit zu verstehen geben, dass er wusste, dass ich Holtzer abserviert hatte, und dass es ihm egal war? Falls ja, was würde er dafür verlangen?
    «Wie kommt es, dass du von der Sache weißt?», fragte ich.
    Er blickte auf den Tisch, dann wieder mich an. «Ein paar von Holtzers Mitarbeitern in der Tokioter CIA-Dienststelle haben die Polizei eingeschaltet. Sie fanden weniger Holtzers Tod bestürzend als vielmehr die Art, wie er gestorben ist. Sie glauben anscheinend, du hast ihn umgebracht.»
    Ich sagte nichts.
    «Sie haben die Polizei bei der Suche nach dir um Unterstützung gebeten», fuhr er fort. «Ich habe Anweisung von oben, ihnen uneingeschränkte Kooperation zuzusichern.»
    «Wieso sollst du denen helfen?»
    «Ich vermute, die CIA hat den Auftrag erhalten, gegen die Korruption anzugehen, die die japanische Wirtschaft lähmt. Die Vereinigten Staaten befürchten, die japanische Finanzwelt könnte zusammenbrechen, wenn die Situation sich verschlimmert. Ein Dominoeffekt und mit Sicherheit eine weltweite Rezession wären die Folge.»
    Ich konnte das Interesse der USA verstehen. Man musste nicht in Japan leben, um zu wissen, dass den Politikern mehr daran gelegen war, sich ihren Anteil an den Schmiergeldern für die Vergabe öffentlicher Aufträge und an den Yakuza-Zahlungen in die Tasche zu stecken, als daran, eine sterbende Wirtschaft zu retten. Man konnte den Fäulnisgestank schon aus der Ferne riechen.
    Ich nahm wieder einen Schluck von dem Dalmore. «Was glaubst du, warum sie sich für mich interessieren?»
    Er zuckte die Achseln. «Vielleicht aus Rachegelüsten. Vielleicht im Zusammenhang mit einer Antikorruptionsaktion. Schließlich wissen wir, dass Holtzer dich in Geheimdienstberichten als den Spezialisten für natürliche Todesursachen entlarvt hat, der so viele japanische Querdenker und Reformer aus dem Weg geräumt hat.»
    Typisch Holtzer, dachte ich. Die Lorbeeren für die Geheimdienstberichte einheimsen und deren
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