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Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous

Titel: Tödliches Rendezvous - Maxian, B: Tödliches Rendezvous
Autoren: Beate Maxian
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Verkäuferin gewesen, fast zehn Jahre bei Freudmann & Co tätig, einem großen Kaufhaus auf der Mariahilfer Straße. Sarah kannte den Laden, er lag in der Nähe der Redaktion. Sie hatte dort schon einige Male eingekauft.
    Sabine Benders Mann war Elektriker. Ihre Tochter war 25 und arbeitete als Sekretärin bei einem Baukonzern. Eine Familie wie Tausende andere auch. Sabine Bender war am 15. Juli des Vorjahres entlassen worden. Das war vor neun Monaten gewesen. Seitdem besuchte sie einen Buchhaltungskurs. Im Moment erholte sie sich von einem leichten grippalen Infekt, der in der Stadt grassierte. Deshalb war sie zu Hause geblieben und konnte Sarah gleich empfangen.
    Sarah hatte keinen Plan, noch weniger wusste sie, was sie die Frau fragen sollte. Was hatte Hilde hier getan?
    » Die Kündigungen werden immer am 15. oder am Ende des Monats ausgesprochen. Eine Art Hinrichtung nach dem Kalender. So sieht es das Gesetz vor.« Die Stimme der Frau klang verbittert. » Bei mir war es knapp vor Ladenschluss. Das habe ich auch schon Ihrer netten Kollegin erzählt.« Sie schnäuzte sich.
    » Die musste zu einem Auswärtstermin«, log Sarah, bevor die unvermeidliche Frage nach Hildes Aufenthaltsort kam. » Ich hab die Geschichte von ihr übernommen und wollte mir ein eigenes Bild machen. Wir Journalisten arbeiten nicht so gern mit den Aufzeichnungen der Kollegen.«
    » Ach so.« Sabine Bender schenkte Kaffee ein. » Wissen Sie, was ich zu meinem Mann gesagt habe? Vier mit dunklem Holz vertäfelte Wände, ein Mahagonischreibtisch vor einem großen Fenster, davor ein schwerer dunkelroter Perserteppich, das war meine Hinrichtungsstätte. So sieht nämlich das Büro dieses jungen Schnösels aus.«
    » Schnösel?«
    » Oliver Wallner. Das Co in Freudmann & Co. Wenn Sie mich fragen, ist er die Ausgeburt des Bösen. Er ist Ende 20, trägt meistens so eine Designersonnenbrille und fährt einen schwarzen Audi A4. Der steht auf dem Privatparkplatz der Firma. Ein verwöhntes Schnöselkind, das unter dem Schutz seines Onkels steht.« Sabine Bender hustete.
    Sarah dachte an Spionage-, Mafia- und Actionfilme, weil auch dort die Bösen dunkle Autos fuhren und Sonnenbrillen trugen. Oliver Wallner. Der Name tauchte auf jeder High-Society-Seite auf. Auch im Wiener Boten. Es gab kaum eine Party, auf der der Sprössling des Kaufhausclans nicht erschien. Im Gegensatz zu seinem Onkel liebte er die Öffentlichkeit.
    » Auf der Uni haben sie ihm das mit dem Wegrationalisieren beigebracht.« Sabine Bender machte eine wegwerfende Handbewegung. Die Wut zeichnete hässliche Falten auf ihre Stirn. » Alles nur Theorie. Wenn Sie mich fragen, dann sollten diese ganzen Doktoren und Magister dieser Wirtschaftsunis zum Abschluss einen roten Stift geschenkt bekommen. Als Symbol für das Blut, das sie vergießen, wenn sie Entlassungen unterschreiben und damit teilweise Existenzen vernichten. Mein Mann sagt immer, früher haben acht Leute gearbeitet und einer war für die Verwaltung zuständig. Heute, wo alle studieren und keiner mehr was von der Praxis versteht, ist es umgekehrt. Das bringt uns irgendwann um.«
    Sarah nickte und nahm sich fest vor zu verschweigen, dass sie Publizistik studiert hatte. » Warum wurden Sie denn gekündigt?«
    » Weil ich zu alt geworden bin. Das Kaufhaus will sich jung und dynamisch darstellen. Das ist, glaube ich, auch der neue Werbeslogan. Freudmann & Co, Ihr junges, dynamisches Kaufhaus. Oder so ähnlich. Das war Wallners erste Tat. Einen Werbeslogan kreieren.«
    Jung und dynamisch, wiederholte Sarah in Gedanken. Mit 49 war man doch heutzutage nicht alt. Außerdem sah Sabine Bender keinesfalls alt aus. Auch im Jogginganzug und rekonvaleszenten Zustand. Ein Pagenkopf umrahmte ihr schmales Gesicht. Die mahagonifarbenen Haare wirkten natürlich. Nur ein kleiner Ansatz verriet, dass es sich nicht um Sabine Benders echte Haarfarbe handelte. Ihre Konfektionsgröße schätzte Sarah auf 40. Ihre Nägel waren mit einem hellen Nagellack lackiert.
    » Das ist doch kein Kündigungsgrund.«
    » Wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    » Achtundzwanzig.«
    Sabine Bender lächelte milde. » Natürlich war das nicht der offizielle Kündigungsgrund. Kennen Sie den ältesten Trick, den ein Unternehmen in einem Fall wie meinem anwendet?«
    Sarah kannte ihn nicht. Sie war froh, dass Sabine Bender eine Frau war, die gern und viel redete, denn wenn sie ehrlich war, hatte sie noch immer keine Ahnung, welche Fragen sie stellen oder in welche Richtung
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