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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto
Autoren: Wolfgang Hirsch
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Bock übermittelte, die er für die Lebensgefährtin von Jim ansah. Aber auch wenn sie das keineswegs war, empfand sie diese Nachricht als sehr beruhigend. Denn hin oder her - irgendwie war Jim ja nur durch sie in diese Situation gekommen.
    Und schließlich hatte Trebić noch eine Information für Kurt. Man hatte vor dem Haus von Aumüller auf der Insel ein Boot entdeckt und war hingefahren. Der Besucher entpuppte sich als kroatischer Immobilienmakler, der mit einem Kollegen aus Miami einen Vorvertrag für den Kauf des Anwesens geschlossen hatte. Die Bedingung für einen außergewöhnlich günstigen Kaufpreis sei, dass der Deal innerhalb einer Woche abgeschlossen und das Geld überwiesen würde.
    Kurt war schon vor diesem Gespräch stimmungsmäßig dem absol uten Nullpunkt nahe gekommen. Und die Nachrichten von Trebić, die schließlich auch das endgültige Abtauchen von Aumüller anzudeuten schienen, ermunterten ihn überhaupt nicht. Er hatte schon vorher nicht versucht, seinen Schmerz mit Alkohol zu betäuben. Und er hatte ständig dem Impuls widerstanden, zum Telefon zu greifen und Lena um Entschuldigung zu bitten. Er hatte sich lieber für den Faktor Zeit entschieden, der die Wunde heilen sollte. Und außerdem fehlte ihm jegliche Übung im Bitten um Entschuldigung, so dass er fürchten musste, dabei genau das Falsche zu sagen und alles noch schlimmer zu machen. Die Nachrichten von Trebić waren jetzt aber doch ein Grund, Lena anzurufen.
    “Lena, entschuldige, dass ich mich jetzt noch melde, aber ich habe wichtige Neuigkeiten aus Sibenik.”
    Mit diesem Anfang glaubte Kurt, er könne nun mit einem dienstlichen Anruf den privaten Schlamassel ausklammern und wenigstens signalisieren, dass die kollegiale Zusammenarbeit unverändert gut weitergehen sollte. Während er die Informationen von Trebić wiedergab, sagte Lena keinen Mucks.
    “Ist das alles, was du mir zu sagen hast?”, fragte sie, als er fertig war.
    Kurt seufzte laut. “Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, aber ich fühle mich so entsetzlich schlecht. Ich sitze schon den ganzen Abend da und schaue an die Wände.”
    “Das klingt nicht danach, dass du zu einer brauchbaren Erkenntnis gekommen bist. Du kommst einfach über deinen Macho-Charakter nicht hinweg. Vielleicht tut dir manchmal sogar etwas leid, aber du änderst dich nicht wirklich. Aus dir wird nie ein Mann, den man wirklich mögen kann.”
    “So gib mir doch wenigstens eine Chance, Lena. Ich hatte bisher ja nicht gewusst, wie viel du mir wirklich bedeutest.”
    “Das sind doch alles Phrasen. Du bist, wie du bist, und ich habe keine Lust, länger darüber zu sprechen. Denk über dich nach, falls du das kannst. Gute Nacht!”
    Kurt hatte keine gute Nacht.
    Lena auch nicht. Sie versuchte, mit sich und ihrem Leben ins Reine zu kommen und die aktuelle Episode irgendwie einzusortieren. Ist sie zu empfindlich, reagiert sie über, wenn sie mit Schwächen anderer konfrontiert wird? Gerade in ihrem Beruf bewegt sie sich doch ständig in den widerlichsten menschlichen Untiefen und kann damit professionell umgehen. Dass Mordverdächtigte die dicksten Lügen erzählen ist für sie ganz normal. Warum bringt sie dann das Verhalten von Kurt so sehr aus dem Gleichgewicht? Er hatte ja nicht einmal gelogen. War das auch früher schon, oder ist das erst jetzt so, nachdem sie zusammen im Bett waren? Hat sie sich verliebt und hat die Wirklichkeit nicht mehr real wahrgenommen?
    Lena dachte zurück an ihren Ex. Am Anfang ihrer Ehe waren sie und Jochen ein glückliches Paar. Und sie waren verliebt. Interessanterweise ließ sie in dieser Phase Jochen auch einiges durchgehen. Wenn er ins Fußballstadion ging, obwohl sie so gerne mit ihm zum Baden an einen See gefahren wäre, oder wenn er sie anschwindelte und gar nicht im Büro, sondern beim Eisstockschießen war - sie fanden immer schnell wieder verliebt zueinander. Erst als Lena dahinter kam, dass Jochen sich heimlich mit einer Freundin aus dem Büro traf und sich mehr zu ihr hingezogen fühlte, war es vorbei. Weil Lena eifersüchtig war? Sie dachte eine Weile nach. Nein, es war wohl mehr die Zerstörung des gemeinsamen Bandes zwischen ihnen. Solange man gegenseitig die Liebe des anderen spürt, kann man immer wieder auf einen gemeinsamen Kurs kommen. Wenn aber einer in seiner Liebe loslässt, entsteht ein Riss.
    Lena hatte in ihren Gefühlen Kurt wohl schon zu sehr vereinnahmen wollen. Sie mochten sich, besonders in der letzten Zeit, in gewisser Weise war es
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