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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto
Autoren: Wolfgang Hirsch
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kurzfristigen egoistischen Wünsche zu ignorieren, um langfristig eine bessere Entwicklung sicherzustellen. Aber inzwischen führen alle Diktaturen nur mehr zu der Erkenntnis, dass absolute Herrscher in erster Linie für sich und die herrschenden Clans Reichtum und Macht schaffen, die Opposition einsperren und Korruption erblühen lassen.”
    “Also doch Demokratie.”
    “In der Demokratie müssen sich die Regierenden dem Egoismus der Mehrheit beugen, sonst werden sie nicht akzeptiert und wieder gewählt. Eine traurige Abhängigkeit. Aber wir haben keine andere Wahl, wir müssen die Menschen so nehmen, wie sie sind, ich als Pfarrer, du als politischer Beamter. Das heißt, wir müssen den Egoismus der Menschen als gegeben hinnehmen und sie in ein System hineinstellen, in dem sich jeder am wirkungsvollsten entfalten kann.”
    “Das erinnert mich an unsere Erkenntnisse zur Studienzeit.”
    “Die Menschen ändern sich ja auch nicht. Die Politik muss den Egoismus instrumentalisieren und jedem seinen individuellen Entwicklungsraum geben.”
    “Aber mit strikten Grenzen.”
    “Die sind notwendig, weil sonst die Starken hemmungslos werden und alle anderen überrollen. Die Grundordnung muss liberal sein, aber keiner darf eine politische oder wirtschaftliche Machtfülle bekommen, die der Entfaltung anderer im Weg steht. Wer etwas leistet, muss den Lohn seiner Anstrengungen auch ernten, sonst strengt er sich nicht an. Und wenn ich ein Risiko eingehe, muss ich auch die Folgen selbst tragen.”
    “Hierzulande will aber niemand ein Risiko tragen. Ob das kleine Schlagloch auf der Straße oder ein Verlust durch ein Anlagengeschäft - alle schreien sofort nach der Obrigkeit, die einen vor jeglichem Schaden bewahren muss.”
    “Und damit drehen wir uns im Kreis und bleiben dort stehen, wo wir sind. Die Regierungen und auch du, lieber Michael, werden so weiterwursteln wie bisher, weil es die Menschen, also eure Wähler, nicht anders wollen. In der Demokratie hat jedes Land die Regierung, die die Menschen verdienen. Wenn ich gegen alles abgesichert sein will, blockiere ich die Entfaltung der Kräfte, die auch ein Risiko in Kauf nehmen, aber letztlich ein Wachstum bewirken können. So aber werden durch Staatseingriffe zum Beispiel die Bereinigung der ungesunden Bankenlandschaft durch Pleiten vermieden, weil damit natürlich massive Vermögensverluste - vor allem bei anderen Banken und Versicherungen - verbunden wären und in einem Dominoeffekt viele Menschen ihre Vermögen und Altersvorsorge verlieren würde. Man vermeidet die Pleite von Staaten, weil das denselben Effekt in größerem Ausmaß hätte. Keine Regierung der Welt traut sich das, weil das zu einem Finanz- und Wirtschaftskollaps führen würde. Aber glaube mir, der Kollaps wird mit Verzögerung und viel schmerzhafter kommen, weil die Aufblähung der Schuldenberge zu einem noch tieferen Absturz führt. Ein früherer Zusammenbruch hätte alles glimpflicher verlaufen lassen. Und ich kann nur hoffen, dass dann, nach einem Neuanfang, eine Ordnung entsteht, in der die Individuen ihre Fähigkeiten entfalten können und durch sinnvolle Grenzen ein Machtmissbrauch verhindert wird.”
    “Max, ich glaube, wir könnten noch die ganze Nacht reden, aber vor allem habe ich ein ganz persönliches Problem.”
    Dieses Problem führte dazu, dass der Pfarrer am nächsten Morgen die Kripo anrief und die Ermittlungen von vorne beginnen mussten.

27

    Aber der Abend war noch nicht zu Ende.
    Kurt erhielt gegen zehn zu Hause auf seinem Handy noch einen Anruf seines kr oatischen Kollegen. Der hatte gleich mehrere Dinge zu berichten. Zunächst die Verhaftung der beiden Schläger aus der Bar, denen Jim Lauffer seinen ungeplanten Ausflug in die Klinik von Sibenik zu verdanken hatte. Trebić erzählte auch, dass ein Russe namens Mikhail Simowitsch Besitzer der Bar sei und Ina seine Geschäftsführerin. Ihre Vertretung war ein Olga Kerkov, und sie musste als Ina Dragun ihr Leben in München lassen. Die weitere Suche nach der falschen Ina konnte sich also Kurt sparen. Die Sache mit dem Russen hatte ja schon Vera Bock erwähnt. Sie hatte es vor Kurt gewusst, was ihn besonders wurmte.
    Eine weitere Neuigkeit aus Sibenik war, dass Jim gegen Abend kurz aufgewacht war und Zeichen von Bewusstsein zeigte. Vollgepumpt mit Medikamenten war er aber zu benommen und müde und war gleich wieder eingeschlafen. Aber er lag nicht mehr im Koma, eine Nachricht, die der deutsche Arzt im Krankenhaus auch gleich an Vera
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