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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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ihn gernhaben … da war mein Vater schon eine Weile tot – nicht dass ich ihn ersetzen wollte oder so was … Aber der hier hatte bereits einen Sohn …«
    »Das heißt, du hast einen Bruder?«
    »STIEFbruder«, verbesserte ich sie.
    Wieso redete ich eigentlich wie ein Wasserfall?
    »Oh mein Gott, Eva! Das ist besser als Gossip Girl . Wie ist er denn?«
    Ich presste meine Lippen aufeinander. Ich hatte schon viel zu viel gesagt. Meine Hände fingen an zu schwitzen.
    »Ach, komm schon, Eva!«, drängte Ruby.
    Ich saß schweigend auf ihrem Bett.
    »Okay, du hast es nicht anders gewollt …« Sie grinste breit.
    Ich bekam Herzklopfen. Oh Gott, hatte sie etwa jetzt schon was gegen mich?
    »Was habe ich nicht anders gewollt?«, fragte ich leise, während ich verzweifelt zur Tür blickte.
    »Da du mit Informationen so geizig bist, wirst du dazu verurteilt …«, sie sah mich an und wackelte mit den Augenbrauen, »… mir mindestens zwanzig Minuten zuzuhören, weil ich dir jetzt alles über mich und meine Familie erzähle.«
    Ich blinzelte.
    »Oder hast du es dir anders überlegt?«
    Ich schüttelte den Kopf und grinste.
    Ruby lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander.
    »Na gut. Vergiss nicht, du bist selbst schuld … Hmmm. Womit fange ich an? Also – wie schon gesagt, habe ich zwei Schwestern, zwei Elternteile, einen Hund, drei Katzen und ein Pferd. Wir wohnen in Suffolk … ich meine … unser Haus steht in Suffolk, aber mein Vater ist auch oft in seiner Wohnung in London …«
    Ich zog die Augenbrauen hoch.
    Sie grinste. »Er ist Richter am Obersten Gerichtshof, und wenn der tagt, bleibt er in London. Manchmal lädt er mich zum Essen ein.«
    »Und das ist erlaubt?«
    »Aber ja … sie sind hier nicht so. Man braucht eine E-Mail-Bestätigung von einem Elternteil und dann trägt man sich in die Ausgangsliste ein. Hast du vielleicht Lust, mal abends mitzukommen?«
    Ich schluckte. Ich hatte einen Kloß im Hals. Ruby und ich, wie ganz normale Freundinnen …
    »Das bedeutet natürlich auch, dass wir nach der Sperrstunde eine leere Wohnung zur Verfügung haben, wenn er nicht in London ist«, fügte sie mit einem durchtriebenen Grinsen hinzu.
    »Wow!«, hauchte ich. Langsam fühlte sich das hier an wie Die Girls von St. Trinian.
    »Und was ist mit deiner Mutter? Begleitet sie ihn nicht?«
    »Nein, sie mag London nicht besonders. Angeblich kann sie hier nicht richtig denken. Meistens ist sie zu Hause in ihrem Atelier. Sie macht abstrakte Kunst. Vielleicht hast du von ihr gehört – Martha Gaine?«
    Ob ich von ihr gehört hatte! Ich müsste auf einem anderen Planeten leben, wenn ich sie nicht kennen würde.
    »Natürlich! Diese Regen- Installation finde ich ganz toll!«
    Ruby sah mich überrascht an. »Ganz ehrlich, Eva, ich kann mit ihrer Kunst nichts anfangen. Mir kommt das alles etwas beliebig vor. Aber Miranda ist auch ganz begeistert.«
    »Miranda?«
    »Meine große Schwester. Sie studiert in den USA Kunstgeschichte.«
    »War Miranda auch auf dieser Schule?«
    »Nein. Sie hat die Zulassungsprüfung nicht bestanden. Mein Vater konnte es nicht fassen. Er war auch hier, aber zu Miranda hat er gesagt, damals wäre die Schule nicht halb so anspruchsvoll gewesen.«
    »Dann hat er ja Glück gehabt, dass du es geschafft hast!« Ich lachte.
    Ruby legte den Kopf schief. »Vielleicht hat es mit Glück nicht so viel zu tun, Eva«, flüsterte sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich auch genommen hätten, wenn er nicht die neue Philosophieabteilung gespendet hätte.«
    Schweigend versuchte ich, diese Information zu verdauen. Sie sah mir mit schmalen Augen zu. Anscheinend konnte ich nicht verbergen, wie sehr mich das schockierte.
    »Was findest du schlimmer, Eva? Dass er es sich leisten kann, mir den Platz hier zu kaufen, oder dass die Schule das mitmacht?«
    Ich zuckte die Achseln. »Beides, beziehungsweise keins von beiden. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es einem Vater so wichtig sein kann! Bist du denn gerne hier?«
    »Ja, geht schon. Ich komme klar, so gerade.«
    Es klingelte.
    »Endlich Abendessen! Komm mit!«

Die anderen
    London
2012 n. Chr.
    Wir gingen über den Innenhof zum Speisesaal. In dem großen holzgetäfelten Raum hingen alte Porträts und prächtige Kronleuchter. Die Schüler trugen ihre Tabletts zu langen Tischen und setzten sich auf die Bänke. Wir stellten uns an, das Essen roch gar nicht schlecht. Jedenfalls viel besser als an der Downley-Gesamtschule. Trotzdem war ich sicher, dass
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