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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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ich keinen Bissen runterkriegen würde, so aufgeregt war ich. Ich nahm nur ein Glas Saft und eine Banane.
    »Mehr willst du nicht essen? Oh Gott, du bist doch nicht etwa magersüchtig?«, fragte Ruby besorgt.
    »Magersüchtig? Nein … mir ist nur ein bisschen …«
    »Ach so! Sorry … ich habe ganz vergessen, dass du ja gerade erst angekommen bist. Da kann einem schwummrig werden, das verstehe ich. Aber später bekommst du dann schrecklichen Hunger. Hier, nimm ein paar davon, die haben mir schon mehr als einmal das Leben gerettet …« Sie legte zwei Haferkekse auf mein Tablett.
    »Danke«, murmelte ich.
    Wir gingen mit unseren Tabletts zu einer halb besetztenBank. Die anderen beobachteten uns, als wir das Essen auf den Tisch stellten.
    »Hey, Rubes …« Ein großer Junge mit längeren dunklen Haaren grinste uns an.
    »Omar – das ist Eva …«
    Sie strich ihm kurz über den Rücken und er lächelte erst sie und dann mich an. Während Ruby sich über ihr Essen hermachte, stellte Omar mich den anderen vor. Sie waren alle so nett, dass ich mich allmählich entspannte.
    Nach dem Abendessen zeigte Ruby mir die Schulbibliothek. Sie war wirklich unglaublich. Jedes Fachgebiet hatte einen eigenen Raum. Wir fingen in der Biologieabteilung an. In der Mitte waren lebensgroße Skelette ausgestellt: die eines Mannes, einer Frau, eines Kindes, einer Maus, eines Hundes, eines Elefanten… Es gab mindestens dreißig Skelette. Dort, wo keine Regale standen, hingen grafische Darstellungen der Muskeln und Nerven, gepresste Blumen und Pflanzenproben, Schaukästen mit Schmetterlingen … Ich wäre am liebsten noch ewig dort stehen geblieben, um mir alles anzusehen, doch Ruby zog mich über eine Wendeltreppe in einen runden Raum.
    »Physik«, verkündete sie.
    »Wow!« Außer Atem hob ich den Blick zu einer Kuppeldecke, an der die Sterne und Planeten unseres Sonnensystems funkelten.
    »Cool, was? Und hier … das ist ein Weltraumsensor. Er zeichnet die rasch wechselnden Positionen und Entfernungen zwischen der Erde und den anderen Planeten auf. Hier, ich zeige es dir.« Ruby tippte Merkur ein und sofort erschien ein Pfeil, der sich drehte, bis er auf meine Füße zeigte.
    »Hmmm«, sagte ich. »Super.«
    »Soll heißen?«, fragte sie.
    »Das ist die Planetenbahn des Merkur in diesem Moment, richtig?«
    »Mann, Eva, du kapierst alles, oder? Als ich zum ersten Mal hier oben war und sah, dass der Pfeil auf einen Planeten unter mir zeigte, dachte ich, das Gerät wäre kaputt.«
    »Wieso?«
    »Weil ich dachte, der Weltraum wäre oben, am Himmel eben … und nicht überall um uns herum. Seit wann weißt du das?«
    Ich zuckte mit den Schultern und sah dabei zu, wie auf dem Bildschirm gerechnet wurde. Einige Sekunden lang blieb die Zahl auf 222 040 561 km stehen. So weit war Merkur entfernt. Doch dann verschob sich der Pfeil ein wenig und die Zahl sprang auf 222 040 967 km. Das war wirklich atemberaubend. Bis zu diesem Moment hatte ich noch nicht wirklich begriffen, wie schnell sich die Planeten um uns herumbewegen. Merkur war gerade in knapp zwei Sekunden dreihundert Kilometer weitergewandert.
    »Ruby, das ist unglaublich!« Ich wollte noch einen anderen Planeten ausprobieren, aber sie zerrte mich schon wieder weiter. Wir stiegen noch eine enge Treppe mit mindestens hundert Stufen hoch, bis wir endlich zu einer Bogentür gelangten.
    Ich war schon wieder sprachlos, weil wir in einer Sternwarte standen. Decke und Wände waren rundum verglast und in der Mitte stand ein riesiges Teleskop, das durch die Decke nach oben zeigte. Darum herum standen zwölf weitere kleinere Teleskope, die in den Nachthimmel gerichtet waren.
    »Da ich Astrophysik nicht belegt habe, weiß ich nicht mehr, wozu die verschiedenen Teleskope da sind, Eva. Wenn ich mich nicht irre, haben sie alle verschiedene Linsen. Oh – und Harry hat mir gesagt, dass wir Zugang zu den Daten der NASA-Teleskope haben …«
    Wie im Taumel ging ich zu dem großen Teleskop in der Mitte und streckte vorsichtig die Hand danach aus. Doch Ruby sah schon wieder auf die Uhr.
    »Eva, ich muss dir noch die anderen Bibliotheksräume zeigen und in zehn Minuten müssen wir im Gemeinschaftsraum sein. Das ist alles morgen auch noch da, versprochen!«
    Mit einem Seufzer folgte ich ihr. In den nächsten zehn Minuten zischte Ruby mit mir durch die kunsthistorische Abteilung der Bibliothek – waren das wirklich Bilder von Tizian an der Wand?  – und weiter durch die philosophisch-ethische Abteilung (mit
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