Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf. »Muss er sich ausgerechnet die einzige Frau aussuchen, die er nicht haben kann …? Seth – willst du sterben ? Oder haben sie dir so oft auf den Kopf geschlagen, dass dein Hirn nicht mehr richtig funktioniert? Lass sie in Ruhe. Keine Frau ist es wert, ihretwegen zum Tode verurteilt zu werden.«
    »Bei den Flammen des Apollo, Matt! Mein Leben ist ein einziges Todesurteil! Für eine Frau zu sterben, würde eindeutig mehr Sinn ergeben, oder etwa nicht?«
    Matthias pfiff frustriert durch die Zähne. Er hasste es, wenn sein Freund leichtsinnig wurde. Dann hatte er ihn nicht mehr unter Kontrolle. Auch sonst war es nicht einfach, Seth am Leben zu halten. Er war zu leidenschaftlich, zu wütend, zu charmant. All diese Eigenschaften machten ihn verletzlich.
    Doch Matthias wusste auch, dass Sethos viel zu klug war, um sich kontrollieren zu lassen. Er verstand so rasch, was die Menschen wollten, als könnte er ihre Gedanken lesen. Es war besser, wenn er seine Ratschläge im Moment für sich behielt.
    »Gewinne erst mal deinen Kampf – und entscheide dann, wofür es sich zu sterben lohnt.«
    Lächelnd schlug Seth Matthias auf den Rücken. »Das hört sich doch nach einem guten Plan an.«

St. Magdalene’s
    London
2012 n. Chr.
    »Gut, Eva – und was ist mit Ihren Eltern? Sie sind nicht mitgekommen. Wie stehen sie denn zu Ihrer Bewerbung an unserer Schule?«
    »Nun … äh …«
    Das Vorstellungsgespräch lief nicht sonderlich gut. Die vielen Tests waren dagegen kein Problem gewesen. Doch jetzt saß ich Dr. Crispin, dem Rektor von St. Magdalene’s, gegenüber und hatte mehr oder weniger aufgegeben.
    Es ging bergab, seit er mich gefragt hatte, welche Themen mich besonders interessierten. Eigentlich keine schwierige Frage  – jedenfalls nicht für einen normalen Menschen  –, doch statt sie einfach zu beantworten, fing ich an zu schwitzen. Der Rektor hatte ruhig abgewartet. Er hatte darauf gewartet, dass ich mir mein eigenes Grab schaufelte – was ich pflichtschuldig getan hatte.
    »Ich finde es bescheuert, dass wir zwischen Kunst und Musik, Naturwissenschaft und Gesellschaftswissenschaften wählen müssen – warum sollte man sich nur für eine kleine Nische des Universums interessieren? Es gibt noch so viel zu lernen… wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich alles studieren, alles und jedes …« Ich brach ab, hustete in der Hoffnung, ihn von meinem kleinen Ausbruch abzulenken, und fing noch mal von vorne an.
    »Entschuldigung  – also, ich hatte Kurse in theoretischer Mathematik, angewandter Mathematik, Biologie, Physik, Chemie …«
    Er starrte mich kurz an, schürzte die Lippen und machte sich endlose Notizen auf einem Block. Das war kein gutes Zeichen. Um mein Schicksal endgültig zu besiegeln, ging er dann zu meinem persönlichen Umfeld über, sprich zu meinen Eltern. Darauf war ich überhaupt nicht vorbereitet. Mir fiel nichts Besseres ein, als mich wie üblich in mein Schneckenhaus zurückzuziehen und aus dem Fenster zu sehen. Das machte die Lehrer wahnsinnig, wenn man so zumachte. Dabei ging es ums Überleben.
    Er wartete. Ich sah weiter nach draußen. Schließlich knickte er ein.
    »Verstehe. Dann will ich Sie etwas anderes fragen. Vielleicht sind Sie so nett, mir zu erklären, was Ihnen an den beiden anderen Schulen – äh, der North York Highschool und der … äh, Downley-Gesamtschule – nicht mehr gefallen hat?«
    Woher wusste der Mann, dass mir die Schulen nicht mehr gefallen hatten? Wenn man rausgeworfen wird, denken normalerweise alle, dass es umgekehrt gelaufen ist. Gab er mir etwa eine Chance, den Schulverweis zu erklären?
    Ich riss mich zusammen. Ich saß vor dem Rektor. An der St. Magdalene’s. Einem Ort, an dem ich wirklich sein wollte.
    Er redete immer noch. »… Eine Schule zu verlassen, könnteals Pech durchgehen, aber gleich zwei – ist das nicht ein wenig fahrlässig?«
    Ich räusperte mich. »Fahrlässig, aber konsequent«, konterte ich.
    Er kniff seine wachen blauen Augen zusammen, während er mich durch halbmondförmige Brillengläser ansah. Auf einmal lächelte er über sein ganzes knochiges Gesicht. »Das stimmt natürlich auch wieder … Und hier in St. Magdalene’s betrachten wir Beständigkeit prinzipiell als bewundernswerte Tugend … Außerdem sind wir durchaus beeindruckt von Ihren … wie soll ich mich ausdrücken … außerschulischen Fähigkeiten …«
    Ich starrte ihn verwirrt an.
    »Mit … äh, am Computer.«
    »Ah«, sagte ich.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher