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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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Ich geriet in Panik, hörte, wie ich keuchte. Ich bekam nicht genug Luft … »Hilfe!«, flüsterte ich kurz vorm Ersticken, doch ich konnte meine Stimme nicht hören. Sehen konnte ich auch nicht …

Schuldzuweisung
    London
2013 n. Chr.
    Seth drückte auf den Notrufknopf, stürzte aus dem Zimmer und schrie nach einem Arzt. Innerhalb von Sekunden kam ein Team mit einem Defibrillator, den sie auf Evas Brust knallten. Seth stand hilflos an der Tür und sah zu, wie sie ihr das Leben retteten. Er war sicher, dass er an diesem erneuten Zusammenbruch schuld war.
    Sobald er sich davon überzeugt hatte, dass sie stabil war und schlief, verließ er das Krankenhaus. Er musste nachdenken, und wenn er bei ihr war, konnte er sich nicht konzentrieren. Es fiel ihm dann schwer, zwischen seinem Wunschdenken und der Realität zu unterscheiden.
    Während er weiterging, überlegte er. Er wollte mit ihr zusammen sein, das war sein größter Wunsch. Andererseits schadete er offensichtlich ihrer Gesundheit. Er verstand das Kraftfeld zwischen ihnen nicht. Immer wenn sie sich berührten, spürte auch er den Energieschub, doch für ihn war es nur eine köstliche Wärme, so wie in Londinium, kein bedrohlicher Schock wie für sie. Und das betraf tatsächlich nur sie. Ruby war keineswegs zusammengebrochen, als sie ihn angefassthatte. Astrid auch nicht, ebenso wenig wie Sadie oder Harry.
    Möglicherweise hatte Astrid also recht und es lag an der Krankheit, die Eva so verletzlich machte. Wenn sie wieder gesund war, könnte er sie dann berühren, wie er es sich wünschte. Denn es war so weit – er spürte, wie ihre Verbindung wieder stärker wurde –, das sah er in ihren Augen. Sie erinnerte sich.
    Aber um welchen Preis?
    Falls sie eine Art Zeitreise gemacht hatte, was die einzige Erklärung zu sein schien, war es offenbar nicht ohne Schwierigkeiten abgegangen. Doch auch wenn noch nicht klar war, wieso sie jetzt im London des Jahres 2013 lebte, konnte es kein Zufall sein. Warum sollten sie sonst zur selben Zeit am selben Ort aufeinandergetroffen sein?
    Er musste wieder zurückgehen und mit ihr reden.
    Seth drehte um und fing an zu rennen, aber er war so in Gedanken, dass er über die Ausfallstraße taumelte, wo gerade ein Lieferwagen der Post heranbrauste. Erst als der Fahrer laut hupte und mit quietschenden Bremsen versuchte anzuhalten, wurde Seth die Gegenwart wieder bewusst. Er machte einen Satz zur Seite und zum Glück wich der Fahrer zur anderen aus. Der Mann am Steuer fluchte lauthals aus dem Fenster und fuhr weiter. Seth stand wie gelähmt am Straßenrand und überlegte, wie es sich wohl anfühlte, ein zweites Mal zu sterben. Wäre es dann endgültig vorbei oder würde er nur nach Parallon zurückkehren?
    In diesem Augenblick wurde Seth bewusst, dass er auf keinen Fall sterben wollte. Er wollte auch nicht nach Parallonzurück, sondern hier bei Eva bleiben, in der kalten, lauten, schroffen und rücksichtslosen Welt, in der er nun mal gelandet war.
    Seine Gedanken wanderten zu Matthias und seinem wachsenden Reich der Toten. Er dachte an den Motorradfahrer – Matts erstes, zufälliges Opfer. Und dann an das Mädchen im Café: Elena – die auf einem anderen Weg nach Parallon gelangt war. Getötet nicht durch Blut. Getötet durch Liebe.
    Sein Mund wurde trocken, als ihm klar wurde, was das bedeutete: Es gab keine Zukunft für ihn und Eva. Selbst wenn sie die Krankheit besiegte, durfte er nicht bei ihr bleiben. Matthias’ Botschaft war unmissverständlich. Ihre Liebe war dem Untergang geweiht. Wenn er sie küsste oder so liebte, wie er es sich wünschte, würde er sie töten. So wie Matthias Elena umgebracht hatte.

Dunkelheit
    Ich eile … ich laufe rasch durch düstere, unbekannte Straßen. Vor mir … schimmert ein Tempel. Ich spüre die sanfte Berührung einer Freundin, die an meiner Seite ist, und hinter mir stampfende, schwere Schritte. Ich muss ruhig bleiben, aber mein Herz schlägt einen wilden Rhythmus … Ich sollte das nicht tun, ich dürfte nicht hier sein. Es gäbe tausend sichere Alternativen. Warum gehe ich solch ein hohes Risiko für uns beide ein? Ach ja, ich weiß es doch. Er ist der Grund dafür. Er wartet auf mich. Er wird da sein, an unserer Eiche … Ich schleiche durch die kühlen Schatten des Tempels … rasch zu einem kleinen Seiteneingang und in einen engen Vorraum. Weiter vorne kann ich durch eine schmale Öffnung die lichtgesprenkelte grüne Wiese sehen … Und dann laufe ich … renne. Ich sehe ihn … er
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