Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliches Farbenspiel

Tödliches Farbenspiel

Titel: Tödliches Farbenspiel
Autoren: Marcia Muller
Vom Netzwerk:
letzter
Zeit förmlich in den Schoß zu fallen«, sagte er dann. Er spielte auf zwei
Mordfälle an, mit denen ich kürzlich zu tun gehabt hatte.
    »Greg, ich mache keine Witze.«
    »Nein, das weiß ich.« Sein Ton wurde
sachlich. »Wo bist du?«
    Ich gab ihm die Adresse des alten
Hauses in der Steiner Street an.
    »Bleib dort. Ich schicke gleich einen
Streifenwagen und komme selbst so schnell ich kann.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte, überlegte
ich einen Moment, dann nahm ich ein zweites Zehncentstück aus meiner Geldbörse.
Auch wenn man eine recht innige Beziehung zum Leiter des Morddezernats hat,
kann es nicht schaden, den eigenen Anwalt zur Seite zu haben, wenn man gerade
eine Leiche gefunden hat. Und da mein Anwalt zugleich mein Chef war, wollte er
sicher auch dabeisein. Ich wählte also die Nummer der juristischen Kooperative,
die sich Pro Te nannte, und bat Hank Zahn, sofort zu kommen.
    Nachdem ich aus der Zelle getreten war,
sah ich eine Weile zu dem Haus hinauf, dessen Türmchen und Giebel von Nebel
verhangen waren. Seine Nachbarn auf dem Hügel waren ebenso dunkel. Die Straße
war leer bis auf einen einsamen Schwarzen, der mir im Vorübergehen einen
feindseligen Blick zuwarf. Ich zog meine Jacke fester um mich und wollte eben
zum Haus zurücklaufen, als Sirenengeheul ertönte. Der Schwarze drückte sich
rasch in die Schatten.
    Zwei uniformierte Beamte sprangen aus
dem Streifenwagen. »Haben Sie den Toten gemeldet?«
    »Ja.«
    »Wo ist er?«
    »Im Haus. Drittes Zimmer hinten.« Ich
wies zum Haus hinüber.
    Der eine stieg die Treppe zum Vorgarten
hinauf. Der andere blieb bei mir.
    »Ihren Ausweis bitte.«
    Ich gab ihm meine Zulassung als
Privatdetektivin. Der Beamte zog die Augenbrauen hoch.
    »Aha, Privatdetektivin.«
    Ich sagte nichts.
    »Was hatten Sie hier zu tun?«
    Ich setzte mich auf die kalten
Betonstufen. »Das sage ich Lieutenant Marcus, wenn er kommt.«
    »Ich würde Ihnen raten, gleich zu
antworten.«
    Ich schüttelte nur stumm den Kopf und
lehnte mich zurück, die Ellbogen auf die nächste Stufe hinter mir gestützt. Der
Beamte hielt es offenbar doch nicht für so schlau, mich unter Druck zu setzen,
denn er zog sich wortlos zum Streifenwagen zurück.
    Ich versuchte, meine Gedanken auf meine
Beobachtungen und Handlungen seit meinem Betreten des Hauses zu richten, aber
immer wieder störte mich in meinen Bemühungen das blitzartig auftauchende Bild
Jakes, wie er reglos in der dunklen Farbpfütze lag. Die Leute von der
Spurensicherung und vom Morddezernat trafen ein, und nach einer Weile kam auch
Greg Marcus’ blauer BMW und hielt am Bordstein vor dem Haus.
    Greg Marcus, groß, blond, in Jeans und
Lederjacke, kam mit zusammengezogenen Brauen auf mich zu. Ich stand auf, und er
bot mir die Hand, um mir Halt zu geben.
    »Geht’s?«
    »Natürlich geht’s.« Seine
Fürsorglichkeit verschärfte nur meine durch unsere früheren beruflichen
Begegnungen gereizten Konkurrenzgefühle gegen ihn.
    »Na, dann ist es ja gut«, versetzte er
bissig. »Es wäre mir wirklich arg, wenn du deine Ruhe verlieren würdest. Was
hast du da im Gesicht?«
    »Im Gesicht?«
    »Ja.« Er strich mir mit dem Daumen über
die Stirn. »Es ist rot.«
    »Oh.« Ich betastete die klebrige
Stelle. »Das ist wahrscheinlich Farbe. Die hab ich mir da anscheinend
hingeschmiert, ohne es zu merken. Die Leiche liegt nämlich in einer Pfütze
Malerfarbe.«
    »Und wo?«
    Ein uniformierter Beamter kam die
Treppe herunter. »Im Eßzimmer, Lieutenant. Erdgeschoß rückwärts. Der Strom ist
abgeschaltet, aber die Freunde von der Spurensicherung sind schon dabei, Lampen
aufzustellen.«
    Greg nickte und wandte sich wieder mir
zu. »Bleib du solange hier.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    »So ist’s recht.« Er lachte und eilte
davon, die Treppe hinauf.
    Ich hörte einen Wagen kommen und drehte
mich um. Hank Zahn, mein Chef, in einem Taxi. Nachdem er den Fahrer bezahlt
hatte, kam er zu mir, lang und schlaksig, im schäbigen Trenchcoat.
    »Was ist passiert?« Hanks Augen hinter
den dicken Gläsern der Hornbrille schauten besorgt.
    »Ich sagte dir ja schon am Telefon. Ich
habe einen Toten gefunden.«
    »Wer ist es?«
    Ehe ich antworten konnte, kam Greg
zurück. Er legte mir die Hand auf die Schulter und sagte: »Okay, wir haben
jetzt da oben ein paar Lampen. Komm mit rauf, dann kannst du mir erzählen, was
passiert ist.« An Hank gewandt, fügte er hinzu: »Was tust du denn hier?« Er und
Hank waren alte Freunde.
    Hank fuhr sich mit der Hand durch das
krause
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher