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Samuel Carver 03 - Assassin

Samuel Carver 03 - Assassin

Titel: Samuel Carver 03 - Assassin
Autoren: Tom Cain
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    Lara Dashian war so niedlich wie eine Fee und so frisch und so lebendig wie eine bl ü hende Wiese an einem sonnigen Fr ü hlingstag. Liebevoll, gehorsam und mit achtzehn Jahren noch unbefleckt, war sie der Stolz und die Freude ihrer Eltern. Dann verlie ß sie ihre Heimatstadt im Westen Armeniens und bestieg den Bus in die Hauptstadt Eriwan, um dort einen Mann zu treffen, der ihr laut ihrer Tante eine gute Arbeitsstelle im Ausland besorgen wollte. Als der angebliche G ö nner ihr den Ausweis und das wenige Geld abnahm und sie in den Kellerraum einer Vorstadtkneipe einschloss, erfuhr Lara auf gnadenlose Weise, dass manche Leute ein Familienmitglied verkaufen, um an einen neuen Fernseher zu kommen.
    Das naive, unschuldige M ä dchen, das Lara bis dahin gewesen war, gab es nun nicht mehr. Die Vergewaltigungen, die Schl ä ge und die Drohungen, von den Menschenh ä ndlern »eingew ö hnen « genannt, hatten es zerst ö rt. Der Zweck dieses »Eingew ö hnens « ist ganz einfach: Die jungen Frauen sollen sich mit der Unvermeidlichkeit der Vergewaltigungen abfinden und begreifen, dass es ü berlebenswichtig ist, so zu tun, als w ü rden sie es genie ß en. Lara hatte entsetzt mitansehen m ü ssen, wie ein M ä dchen, das sich mutig wehrte, totgeschlagen wurde – als Warnung an die anderen ahnungslosen Sklavinnen, mit denen sie eingesperrt gewesen war. Die alte Lara hatte sie nun f ü r immer hinter sich gelassen, und die neue gehorchte ihrem Peiniger und ging an Bord des Flugzeugs, das sie ü ber M ü nchen nach Dubai bringen w ü rde.
    Sie hatte keine Ahnung, wo Dubai lag; das Reiseziel war ihr genauso wenig bekannt wie einem Schaf der Schlachthof. Und genau wie ein Schlachttier wechselte sie unterwegs mehrmals den Besitzer. Das Gesch ä ft wurde in einem Caf é im M ü nchener Flughafen von dem Schwarzh ä ndler abgeschlossen, der mit ihr von Eriwan abgeflogen war, und er verkaufte sie an einen Mann von schwerer Statur mit aufgedunsenem, unrasiertem Gesicht, der eine schwarze Lederjacke und eine dicke Goldkette um den Hals und an den Handgelenken trug.
    » Das ist Khat «, sagte der Schwarzh ä ndler.
    Lara sa ß still dabei, als die zwei M ä nner um den Verkaufspreis feilschten. W ä hrend sie sich Zahlen an den Kopf waren, lachend von Kaffee zu Bier ü bergingen und sich am ü sierten, versuchte Lara, sich mit ihrer unwirklichen Lage abzufinden. Ein Mann hatte sie in das Caf é gebracht, ein anderer w ü rde sie wieder mitnehmen: ihr neuer Besitzer. In Gedanken drehte und wendete sie das Wort – » mein Besitzer « – und konnte es doch nicht begreifen. Es war doch ganz unm ö glich, dass so etwas passieren konnte, wo ringsherum im Flughafen das Leben einfach weiterging, umso mehr, als sie einfach dasa ß und sich verkaufen lie ß . Und dennoch passierte es.
    Inzwischen wurde sie jeden Tag gekauft und verkauft.
    Allein in der vorigen Woche war sie mit ü ber drei ß ig M ä nnern zusammengewesen, wenn nicht sogar ü ber vierzig. Sie z ä hlte sie nicht mehr, sie z ä hlte nur das Geld, das sie ihr gaben. Sie musste f ü nfzehnhundert Dirham pro Nacht machen, also ungef ä hr vierhundert US-Dollar oder zweihundertsiebzig Euro – Lara war schon ziemlich schnell beim Umrechnen von W ä hrungen. Wenn sie diese Summe schaffte, schob Khat ihr ein billiges Fertiggericht in die Mikrowelle, bevor er sie in den kahlen Raum sperrte, wo sie und seine drei anderen Prostituierten die Tage verbrachten. Wenn nicht, dann gab es gemeine Schl ä ge in den Magen, bei denen sie sich weinend und w ü rgend auf dem Nylonteppich wand.
    Jetzt stand ihr ein neuer Verkauf bevor. Am Abend war Khat ins Zimmer gekommen, aufgekratzt, aber auch nerv ö s. Er hatte sich die M ä dchen der Reihe nach angesehen, kurz ü berlegt und dann auf Lara gezeigt. » Du «, sagte er. » Zieh dich an, deine besten Sachen, und gib dir besondere M ü he beim Schminken. Du kommst mit mir.«
    Auf dem Weg nach drau ß en erz ä hlte er ihr dann, dass ein reicher Engl ä nder in Dubai sei, der ausgezeichnete Beziehungen zu den M ä chtigen der Stadt habe. Der wolle ein M ä dchen f ü r den eigenen Gebrauch kaufen und sei bereit, bis zu drei ß igtausend Euro auszugeben, sofern es genau die Richtige war.
    Bei der Summe hatte Lara staunend Luft geholt. Die Prostituierten brachten zwar allerhand ein, aber weil so viele Frauen auf dem Markt waren, konnte man sie schon f ü r den Preis eines rostigen Gebrauchtwagens kaufen. In M ü nchen hatte sie nur 2800 Euro
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