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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe
Autoren: Amanda Cross
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müssen. Es sah ihm ähnlich, das Ritual ihrer Gespräche in der Hütte fortzusetzen.
    »Ich setze mich wieder hier an den Tisch«, sagte er. »Sie setzen sich natürlich, wohin Sie wollen. Könnten wir vielleicht einen Tee trinken?«
    »In Ordnung.« Kate ließ Wasser in den Kessel laufen und stellte ihn auf den Herd. Bis es heiß war, ließ sie sich in ihren Sessel fallen und sah zu, wie Max die unvermeidliche Zigarette anzündete und die Beine übereinanderschlug. Wie Noel Coward, hatte sie früher immer gedacht.
    Er wartete, bis der Tee eingeschenkt war. Seine Tasse stand vor ihm auf der Tischplatte, sie umfaßte ihre mit beiden Händen, nachdem sie sich auf ihrem riesigen Sessel im Schneidersitz niedergelas-sen hatte.
    »Für wann hatten Sie Ihre kleine Enthüllung geplant?« fragte er.
    »Der Zeitpunkt ist unwichtig«, antwortete Kate. »Heute oder irgendwann, obwohl das kaum Ihr Stil ist, Max.«
    »Was hat Sie dazu gebracht, die Sache auf Ihre reizende weibliche Art noch einmal aufzurollen, Kate?«
    »Woher wissen Sie, daß ich sie noch einmal aufgerollt habe? Ich habe mit niemandem darüber gesprochen.«
    »Nein. Ich habe damit gerechnet, daß Sie das nicht tun. Nicht 149

    einmal mit Reed, wage ich zu behaupten. Zwei phantastische Geschichten innerhalb eines Monats, das wäre zuviel – selbst für einen liebevollen und, wenn ich so sagen darf, lächerlich gutmütigen Ehemann. Ich wußte es, weil Herbert es mir erzählt hat, indirekt natürlich. Eine winzige Information kann einem Menschen, der sie zu entziffern weiß, eine ganze Menge sagen.
    Herbert«, fuhr Max fort, »wurde kürzlich von einem brüderlichen Gefühl übermannt. Vielleicht haben Sie es ausgelöst. Wir haben uns in meinem Club zum Essen getroffen. Er sagte, wie sehr er sich über die Begegnung mit Ihnen in Oxford gefreut und daß er neulich mit Ihnen telefoniert hat. Nein, er hat mir über Ihre Fragen nichts erzählt, dazu ist Herbert zu diskret. Aber es wurde offensichtlich, daß Ihr fieberhaftes Interesse an meiner Geburt nicht nachgelassen hat. Das schien darauf hinzudeuten, daß Sie weitere Informationen haben und diese bestätigt sehen möchten. Habe ich recht?«
    »Doch, Sie haben ganz recht. Max, sind Sie gekommen, weil es Ihnen Spaß macht, mir vor Augen zu führen, was für ein Dummkopf ich war und wie leicht Sie mich manipulieren konnten? Sicher, ich habe Ihnen jede Gelegenheit dazu geboten. Ohne meine eifrige Hilfe hätten Sie die ganze Geschichte nicht inszenieren können. Ich habe versucht, dahinterzukommen, wo ich das erstemal in die Irre gegangen bin. Es war das Porträt. Dieses Porträt hat für mich die Whitmore so in den Mittelpunkt gerückt, daß sogar in Cecilys Haus mit ihrem Tod auch ihr Geist verschwunden war. Glauben Sie, daß das der Moment war?«
    »Ohne Zweifel.«
    »Danach habe ich all Ihre unausgesprochenen Wünsche erfüllt –
    von der Identifizierung der Leiche bis zur Entdeckung Ihres, wie ich glaubte, finsteren und gemeinen Motivs.«
    »Aber es war doch eine runde Sache, Kate. Sie hatten Ihre Briefe, alles war so ordentlich und abgeschlossen, ein fertig geschnürtes Paket. Warum mußte es wieder aufgehen?«
    »Warum sollte ich Ihnen das erzählen. Mein fataler Hang zum Geschichtenerzählen hat schon genug Schaden angerichtet.«
    »Weil das sozusagen die letzte Geschichte ist, die Sie erzählen werden.«
    Kate sah Max an. Er hatte sich die nächste Zigarette angezündet, aber kaum von seinem Tee getrunken. Hatte er sich spürbar weniger unter Kontrolle? Sie mußte auf alle Fälle weiterreden. Sie zog eine Zigarette aus der Tasche. »Anzünden möchte ich sie noch nicht«, 150

    sagte sie, als Max aufstand. »Wie ich Ihnen neulich schon sagte, versuche ich noch immer, es mir abzugewöhnen.« Sie hielt die Streichholzschachtel in der Hand und spielte damit herum.
    »Vor einer Weile«, sagte sie, »kurz nachdem Sie mir die Briefe gegeben hatten, besuchte mich eine Studentin. Zu Hause. Meine Doktoranden besuchen mich häufig im Sommer, wenn ich zu Hause bin. Es ist schwer, ihnen während der langen Ferienzeit jede Unterstützung zu verweigern. Wie dem auch sei, diese junge Frau suchte noch nach einem Thema für ihre Dissertation. Sie gehört nicht zu denen, die mir besonders am Herzen liegen. Man tendiert ja dazu, sich auf die Studenten zu konzentrieren, die bei einem gerade einen Kurs absolvieren oder sich sichtlich auf etwas Besonderes vorbereiten – auf ein Examen oder ein Referat.« Kate schmückte ihre
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