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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe
Autoren: Amanda Cross
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den Wald rennen und sich verstecken, bis Max wieder verschwand. Aber wann würde er 5

    gehen und, was noch wichtiger war, wie? Das Taxi, das ihn an der Straße abgesetzt hatte, hatte er fortgeschickt, und in ihrem Haus gab es kein Telefon, um ein anderes zu rufen. Eine Flucht schien also nicht ratsam. Verstellung? Angenommen, sie spielte eine Landstrei-cherin oder ein verrücktes altes Weib, das von Kobolden faselte…
    Keine schlechte Idee, führte aber zum selben Problem wie Alternative eins. Wie würde Max wieder fortkommen? Wahrscheinlich blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihm einfach zu stellen. Und würde Max, wenn er sie in diesem Aufzug und in diesem Haus gesehen hätte, da sie doch nie mit ihm in einer weniger eleganten Atmosphäre diniert oder geredet hatte als der seines Clubs (an jenen seltenen Abenden, wenn dieser dem anderen Geschlecht seine geheiligten Hallen öffnete), ihre Hütte verlassen und für immer aus ihrem Leben verschwinden? Kate wurde klar, daß sie den Verlust seiner Gesellschaft bedauern würde. Verdammter, verfluchter Max.
    Reston wußte nichts von der Verwünschung, die ihm da entge-gengeschickt wurde, und schaute kurz die ausgefahrene Straße hinunter. Vielleicht wünschte er sich sein Taxi zurück, das inzwischen verschwunden war. Selbst auf diese Entfernung konnte man erkennen, wie er sich entschloß, durch das Gras der Zivilisation entgegen-zustürmen, die er im Inneren der Hütte vermutete. Ihr kam der wilde Gedanke, sich umzuziehen. Aber die Unaufrichtigkeit dessen war ihr zuwider. Andererseits begeisterte sie der Gedanke nicht gerade, von Max sozusagen nackt angetroffen zu werden. Ich muß mich ihm stellen, wie ich bin, sagte sie sich und schob eine lose Haarsträhne zurück.
    Die Frage war, wie Max sie überhaupt gefunden hatte. Sie wußte, daß er sich auf allen Haupt- und Nebenstraßen der Zivilisation bestens auskannte, aber Findigkeit auf ländlichem Terrain hätte sie ihm nicht zugetraut. Vorsichtig, doch in ihr Schicksal ergeben, ging Kate zur Tür und öffnete. Sie sah Max zu, wie er sich einen Weg durch die aufgeweichte Wiese bahnte. Als er auf drei Meter herangekommen war, sagte sie: »Zwei Fragen: Wie haben Sie mich gefunden, und warum? Wahrscheinlich ist es nicht gerade taktvoll, aber die erste Frage interessiert mich eigentlich mehr.«
    »Guy hat mir davon erzählt«, sagte Max, trat ein und sah sich mit unverhohlen kritisch prüfendem Blick in der Hütte um. »Er hat mir außerdem gesagt, daß Reed sie Ihnen geschenkt hat. Nachdem ich Sie an keinem zivilisierten Ort gefunden habe, habe ich es hier auf gut Glück versucht.«

    6

    »Hat Guy genau beschrieben, in welchem Berkshire-Wald sie liegt?«
    »Natürlich nicht. Er erwähnte die nächstgelegene Stadt, und dort habe ich nach einer einsam gelegenen Hütte und einer etwas seltsamen Frau gefragt. Haben Sie hier Trinkwasser aus der Leitung, oder muß man sich draußen neben einem plätschernden Bach zu Boden werfen?«
    »Wir haben Wasserhähne«, sagte Kate. »Nehmen Sie Platz, und ich hole Ihnen einen Schluck Wasser. Ich fürchte, etwas anderes kann ich auch nicht anbieten, außer Beuteltee, Pulverkaffee oder kalifornischem Wein.«
    Mit sichtlicher Mühe unterdrückte Max ein Schaudern. »Wasser ist hervorragend«, sagte er. Er blickte sich um, und Kate betrachtete die Hütte mit seinen Augen. Sie bestand aus einem großen Raum mit gewölbter Decke und an der einen Seite einer Empore, die als Schlafzimmer diente. Als Sitzgelegenheit gab es außerdem noch eine Matratze mit einem Berg Kissen und einer Tagesdecke. Zwei Pols-tersessel von der Sorte, die jemand ausrangiert hatte, als er zu Geld gekommen war, ein runder Tisch aus Kiefernholz und zwei Stühle waren das restliche Mobiliar.
    »Guy erzählte mir, er und Reed hätten sie mit eigenen Händen gebaut«, sagte Max und ließ sich mit einer Mischung aus Erleichterung und Abscheu in einen der tiefen Sessel fallen, dessen Einge-weide unter seinem Gewicht bis zum Fußboden durchsackten. Max gehörte nicht zu den Menschen, die sich gern räkeln, und er fühlte sich offensichtlich unbehaglicher als auf einem Stuhl mit hoher Lehne und gerader Sitzfläche. Aber immerhin hatte er Kate gefunden, und das sagte einiges aus über seine Ausdauer und wohl auch über die Ernsthaftigkeit der Absichten, die ihn herführten. Was das für Absichten sein könnten, darüber mochte Kate sich keine Gedanken machen.
    Max schien seltsam zu zögern, was den Grund seines
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