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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe
Autoren: Amanda Cross
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diese Bemerkung von Macaulay. Eine Unterhaltung mit Max war trotzdem lebendig und interessant. Man mußte sich durch seine Vorurteile hindurch-kämpfen wie durch einen verminten Hafen, aber die Aussicht und die Brise waren ein Genuß. Als Professor für Kunstgeschichte war Max ebenso berühmt wegen seiner wissenschaftlichen Leistungen, wie er stadtbekannt war für seine Eleganz als Mann und Junggeselle.
    Im allgemeinen war er unbeliebt und beneidet, besaß aber die Gabe, jeden Menschen für sich einzunehmen, der ihm gefiel. Das waren zwar nicht viele, aber es waren stets interessante Leute. Kate, die aus dem frostigen Hinterland in die noch immer kühlen Regionen einer Bekanntschaft mit ihm vorgedrungen war, hatte im Lauf der Jahre eine tiefe Zuneigung zu Max entwickelt. Sie trafen sich zum Dinner, unterhielten sich und wechselten witzige Briefe, die sie vermutlich mehr Anstrengung kosteten als ihn. Doch eine gemeinsame Fahrt mit Max konnte überhaupt nur eine Taxifahrt sein, bei der er sie zu Hause absetzte, um sich anschließend zu seiner eleganten Wohnung in Turtle Bay chauffieren zu lassen.
    »Ich erkläre Ihnen gleich alles«, sagte Max. »Aber erzählen Sie mir…« Er fuchtelte mit der Zigarette herum. »Ich wußte gar nicht, daß Sie sich mit Depressionen befassen. Aber bevor Reed auftauch-te, wußte ich ja auch nicht, wie Sie zur Ehe stehen.«
    »So spricht ein wahrer Junggeselle«, sagte Kate, »im angemesse-nen Ton des Bedauerns. Aber Sie wissen ganz genau, daß Sie, wäre 11

    ich nicht verheiratet, niemals hier aufgetaucht wären, um mit mir ins finsterste Maine fahren zu wollen.«
    »An die Küste«, sagte Max. »Nicht ins finsterste. Es ist wahr, mit verheirateten Frauen ist der Umgang angenehmer. Aber es gibt immer Ausnahmen. Sie sind eine davon.«
    »Sie nicht. Mir ist aufgefallen, daß es viel mehr Spaß macht, mit Junggesellen essen zu gehen als mit verheirateten Männern – selbst wenn der Verheiratete ohne seine Frau käme, was jedoch selten der Fall ist. Warum, glauben Sie, hat das Verheiratetsein so erschrecken-de Auswirkungen auf die Gespräche, die Manieren und den Witz eines Mannes?«
    »Weil Junggesellen sich ihr Abendessen mit ihrem Charme verdienen müssen.«
    »Dummes Zeug. Sie könnten sich morgen von der Universität zu-rückziehen, ohne sich jemals das Abendessen egal wie verdienen zu müssen.«
    »Mag sein. Reeds Art der Unterhaltung, seine Manieren und sein Witz sind mir sehr zufriedenstellend erschienen.«
    »Mir auch, Gott sei Dank. Ich fahre von Zeit zu Zeit hierher, nicht, um vor Reed zu flüchten, sondern vor mir selbst. Reed ist ein Wunder an Verständnis in diesen Dingen und hat mir dieses Refugium überlassen. Dennoch schreckt er nicht vor Intimität zurück, im Gegensatz zu Ihnen. Vielleicht ist der Witz der Junggesellen ein Schutzwall gegen die menschliche Natur. Wie wenig wir doch von den Menschen wissen.«
    »Eine Tatsache, die ich stets und von ganzem Herzen begrüßt ha-be. Man kann schließlich mit einem Menschen von gleichem Geschmack und gleicher Intelligenz ein Gespräch führen, ohne sich gleichzeitig in die quälendsten Details seiner Psyche zu vertiefen.«
    »Auf ein Gespräch bezogen, bin ich anderer Meinung, aber auf das Leben im allgemeinen trifft das wohl zu.
    Deshalb bin ich ja hier: um mich weder von den Dingen beherr-schen zu lassen noch von den Erwartungen, die andere Leute an mich stellen.«
    »Das habe ich verdient und bitte demütig um Vergebung.«
    »Werden wir von hier bis Maine fahren, ohne unsere jeweilige Psyche wenigstens soweit erforscht zu haben, daß wir den Grund wissen? Vor allem, da wir mit meinem Wagen fahren sollen? Sie haben so etwas erwähnt.«
    »Also, entweder mit Ihrem Wagen oder mit einem, den wir in der 12

    Stadt mieten. Wissen Sie, ich habe Reed nicht erzählt, daß ich hierher fahre. Er hat mir die Adresse nicht verraten, aber er hat mit Fassung getragen, daß ich sie ausfindig mache. Ich habe ihm die Sache mit Cecily erklärt.«
    »Unsere Herzen, Reeds und meines, schlagen im gleichen Takt, aber wir stehen nicht in telepathischer Verbindung. Das sollten Sie jedenfalls nicht aus dem Fehlen eines Telefons schließen.«
    »Strenge steht Ihnen, Kate. Besser als dieses schrecklich männliche und viel zu weite Hemd. Der große, gelassene, unerschütterliche Max Reston möchte Cecilys Haus nicht allein aufsuchen. Ich hoffe auf Ihr Erbarmen. Die Nachbarn dort oben meinen, es sei vielleicht eingebrochen worden. Als ihr literarischer
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