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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe
Autoren: Amanda Cross
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sie in der Falle sterben. Mit einer enormen Aufwallung von Lebenswillen wurde ihr klar, daß ihre einzige Chance war, schnell tiefer in den Wald zu rennen und vielleicht Max abzuschütteln. In dem Augenblick, als ihre Muskeln zum Zerreißen gespannt waren, rief er: »Nicht rennen, Kate, ich schieße.« Aber sie rannte los, schlug einen scharfen Haken und hoffte, hinter ihn zu kommen. Und während sie vorwärtsstürzte, durch Unterholz stolper-te und gegen Bäume rannte, hörte sie einen Schrei, und dann fiel ein Schuß. Sie war sich keineswegs sicher, ob sie getroffen war, denn kurz zuvor war sie gegen einen Baumstamm geprallt und wie ge-lähmt.
    »Kate«, hörte sie Reeds Stimme. »Kate! Bist du in Ordnung?«
    »Mir geht’s bestens«, sagte Kate und fiel in Ohnmacht.
    »Er ist verrückt, keine Frage«, sagte Reed einige Zeit später, als sie mit Hilfe eines anderen Mannes (wer war das?) das Haus wieder erreicht hatte und eine Ambulanz Max, der niedergeschlagen worden und ohne Besinnung war, weggebracht hatte. Reed hatte im Haus der Frau unten an der Straße nach dem Krankenwagen telefoniert.
    »Hoffentlich hast du ihr das Gespräch bezahlt«, sagte Kate besorgt.
    »Ich habe ihr zehn Dollar gegeben«, sagte Reed. »Kate, sag Guy Hallo. Wir beide haben ihn gemeinsam überwältigt.«
    »Na ja«, sagte Reed noch etwas später, als sie ganz langsam nach New York zurückfuhren. »Natürlich habe ich mir einen Polizeiwa-gen ausgeliehen, und das Warnlicht hat wie verrückt geblinkt. Wir müssen gute hundert Meilen die Stunde gemacht haben. Vielen Au-tofahrern auf dem Taconic Parkway wird der Schreck noch einige Tage in den Knochen sitzen. Wir haben es in einer knappen Stunde geschafft.«
    »Aber wieso wußtest du…?«
    »Weil du eine Frau bist, die ihr Wort hält, liebe Kate. Leo, diese wundervolle, begnadete Sportskanone, rief um halb vier an, um zu fragen, wo du bliebest. Es sei das letzte Spiel der Saison, und du 162

    hättest versprochen zu kommen. Er wollte nur wissen, ob du kämst.
    ›Hat sie wirklich zugesagt?‹ fragte ich zurück, noch immer recht sorglos. ›Ja, ich glaube schon. Alle anderen Eltern sind hier. Aber es macht nichts‹, sagte Leo. ›Ich habe mich nur gewundert.‹ Aber um zu telefonieren, hatte er bis zur Fifth Avenue laufen müssen. Das Spiel hatte um drei angefangen, du hättest also um ein Uhr dreißig hier losfahren müssen, spätestens um zwei. Ich redete mir ein, du könntest dich verspätet haben, deine Uhr könnte stehengeblieben sein, du wärst im Verkehr steckengeblieben, oder es hätte einen Unfall gegeben. Aber das alles sah dir nicht ähnlich. Du hättest angerufen oder Leo eine Nachricht hinterlassen. Du läßt Leute nicht hängen, und Leo schon gar nicht. Du mußtest auf alle Fälle vorher daheim vorbeikommen. Also ging ich in dein Arbeitszimmer, und da lagen sie, all die traurigen Beweise. Ich war nie recht glücklich über diese Geschichte, nicht wirklich glücklich. Max war nicht zu Hause.
    Das gab den Ausschlag.«
    »Und Guy?« fragte Kate. Sie war so müde, daß sie die Frage kaum herausbrachte.
    »Ich brauchte Hilfe. Ich wollte nicht auf Max schießen. Das hätte zu viele Erklärungen erfordert. Und außerdem kannte Guy, dieser ekelhaft durchtrainierte Kraftbolzen, die Hütte und den Wald rundherum. Nicht, daß wir dachten, du wärst im Wald. Wir hatten vor, uns auf diesem Weg anzuschleichen. Dann hörten wir, wie er dich rief.«
    »Und seine Pistole gerade losging?«
    »Sie ging genau in dem Augenblick los, als wir uns auf ihn stürzten. Die Kugel ging in die Luft und landete wer-weiß-wo auf dem Boden.«
    »Stell dir das vor«, sagte Kate.
    Noch später, als sie langsam den Saw Mill River Parkway hinun-terfuhren, wachte Kate, die an Reeds Schulter eingeschlafen war, auf und sagte: »Also hast du nie wirklich an meine romantische Geschichte geglaubt. Ich hatte sie für eine so befriedigende Erklärung gehalten. Worauf Gwendolen – du erinnerst dich sicher – antwortet:
    ›Ja, Liebe, wenn du ihm glauben kannst‹, und Cecily Cardew sagte:
    >Ich kann es nicht. Aber das tut der wundervollen Schönheit seiner Antwort keinen Abbruche Fandest du meine Geschichte nicht wundervoll?«
    »Wovon redet sie?« fragte Guy, der am Steuer saß.
    »Das ist zweifellos ein Zitat«, sagte Reed. »Es ist fast immer 163

    eins.«
    »Ich bewundere literarische Menschen«, sagte Guy.
    164

Sechzehn

    L eos Abschlußfeier verlief so gut, wie das unter den gegebenen Umständen möglich war. Die
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