Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe
Autoren: Amanda Cross
Vom Netzwerk:
informierte mich über meine Pflichten. Da wußte ich, daß alles in Ordnung war. Bis auf die Sache mit der Leiche.«
    Kate hielt den Blick fest auf ihn gerichtet. Es bedurfte keiner Zwischenfragen, um ihn fortfahren zu lassen.
    »Ich wollte kein großes Tamtam, wenn die Leiche gefunden wurde. Ich wollte aber auch nicht, daß sie als vermißt gemeldet und eine große Suchaktion gestartet würde. Sie hinauszulocken, meine willfährige Freundin, und die Leiche identifizieren zu lassen, war meine Chance. Sie wären so oder so vernommen worden, wenn die Leiche erst einmal dort gefunden worden wäre. Auf diese Weise konnte ich den Grundstein für eine ganz natürliche Erklärung ihres Todes legen. Ihnen gefiel die Sache nicht, das sah ich, aber Sie waren vom Porträt der Whitmore so fasziniert, das half mir weiter. Ach, Kate, Sie wollten mir so gern vertrauen, aber es ist Ihnen nicht gelungen. Daran konnte auch all mein berühmter Charme nichts ändern. Als Sie dann mit Ihrer herrlich romantischen Geschichte da-herkamen – eine der besten Schauergeschichten, die ich je gehörte habe –, griff ich sofort zu. Wenn Gerry Marston sich für die Whitmore interessierte, wie Sie so schnell gefolgert hatten, konnte sie auf keinen Fall eine Bedrohung für mich sein. Das haben Sie nun gemerkt. Mir hat es wirklich Spaß gemacht, die Briefe zu schreiben, 158

    aber das habe ich Ihnen ja schon gesagt. Ich habe Ihnen überhaupt alles erzählt, nicht wahr? Ich habe viel zu lange geredet.«
    »Ich muß auf die Toilette«, sagte Kate.
    »Wirklich? Wenn wir jetzt in einem dieser Filme wären, die unsere verrückte Jugend konsumiert, dann würde ich mitgehen und Wache stehen. Aber das ist hier nicht nötig. Das Toilettenfenster ist zu klein und zu hoch, als daß Sie hinausklettern könnten. Schließen Sie also die Tür und beeilen Sie sich.«
    Sie mußte tatsächlich zur Toilette, aber darüber hinaus brauchte sie auch einen Augenblick Erholung von seiner Gegenwart. Aber das war ein Fehler. Sowie sie ihn nicht mehr vor sich hatte, wurde sie noch nervöser. Sollte sie trotzdem das Fenster probieren? »Kommen Sie?« hörte sie ihn rufen. Sie öffnete die Tür und ging zu ihrem Sessel zurück.
    »Möchten Sie wirklich keinen Drink?« fragte er. »Keinen Scotch?«
    »Nein«, sagte Kate. »Sind Sie mit dem Auto gekommen?«
    »O ja, ich habe wieder einen Wagen gemietet. Vielleicht gebe ich bald, wenn es keinen Verdacht erwecken kann, zu, daß ich fahren kann, oder ich nehme in aller Öffentlichkeit ein paar Fahrstunden, bei denen ich mich übermäßig dumm anstelle, und dann kaufe ich mir ein Auto. Ich werde mehr Geld haben. Wissen Sie, Kate, ich bin nicht so wohlhabend, wie Sie denken. Als Sie all Ihre netten kleinen Bemerkungen zum Erstgeburtsrecht machten, hatten Sie vollkommen recht. Herbert hat den gesamten Besitz geerbt. Ich habe bereits einen Vorschuß auf die Biographie und einen guten Vertrag bekommen. Das Buch wird ein finanzieller Erfolg. Nicht weil es, wie Sie meinen, von einer Frau handelt, sondern weil es mit Stil und einem Schuß Zynismus geschrieben sein wird. Ich werde Rezensionen bekommen, die alle so gut sind wie die von Malcolm Muggeridge.
    Wir sind die Welle der Zukunft, er und ich. Natürlich sind wir uns noch nicht begegnet…«
    Sie mußte ihn am Reden halten. Das war klarer als alles andere.
    »Was haben Sie vor?« fragte sie.
    »Die Biographie schreiben. Eine vernünftige Ausgabe der restli-chen Schriften machen. Und die versiegelten Whitmore-Briefe als Fälschungen entlarven. Ich wage zu behaupten, daß jeder Grapholo-ge mir da helfen kann. Hoffen wir nur, daß er nicht so schlau ist und herausbekommt, wer da die Feder geschwungen hat.«
    »Ich meinte, was haben Sie mit mir vor?«
    159

    »Ich habe eine Pistole.« Max zog sie hervor und legte sie auf den Tisch. »So was kann man problemlos kaufen. Ihr Liberalen, die ihr immer Waffenscheine einführen wollt, könnt das nicht verhindern.
    Wenn wir alle Schußwaffen trügen und jeder Gauner und Straßen-räuber das wüßte, gäbe es weniger Verbrechen.«
    »Soll man davon ausgehen, daß ich die Pistole gekauft habe?«
    »Natürlich. Man wird die Spur nicht zurückverfolgen können, aber ein Negativbeweis gilt nicht als schlüssig. Sie waren in letzter Zeit etwas schwermütig. Sind häufig allein hierhergefahren, um zu grübeln. Hatten Depressionen wegen des Alterwerdens und dem Druck der nachstürmenden Jüngeren. Waren vielleicht auch verstört wegen des Todes einer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher