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Toedliches Erbe

Toedliches Erbe

Titel: Toedliches Erbe
Autoren: Amanda Cross
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Kate, wenn sie generös erscheinen wollen. Ein unkluges Ziel. Hält man Sie erst einmal für einen egoistischen Menschen, verzeiht man Ihnen nicht nur eine Lebensführung, die in erster Linie ihrer eigenen Zufriedenheit gilt und bei jedem anderen als monströs gelten würde.
    Ein zufälliger Anfall von Großzügigkeit gilt dann außerdem fünfmal soviel wie die jahrelange Nettigkeit einer armen selbstlosen Seele.
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    Man muß den Menschen vorsichtig beibringen, was sie von einem erwarten dürfen.«
    »Ich weiß nicht, ob Sie ein finsterer Zyniker sind oder mir nur ei-ne Rolle vorspielen.«
    »Das ist eine spitzfindige Unterscheidung, meine Liebe. Zyniker ist der Name, den der Sentimentale dem Realisten gibt.«
    »Cecily hat sich demnach mit Absicht einen Realisten als Testamentsvollstrecker ausgesucht. Ich hätte einen Optimisten für geeigneter gehalten, um ihren Ruhm zu mehren.«
    »Cecily war eine intelligente Frau und daher in diesen Dingen ei-ne Fatalistin. Wer am eigenen Ruf oder dem anderer herumbastelt, führt einen Kampf gegen die Uhr. Wer dagegen auf das Urteil der Geschichte vertraut, gibt sich in die Obhut der Stille und der langsa-men Gangart. Um genau zu sein: Ich war der Sohn ihrer besten Freundin und entsprach in literarischen Dingen eher ihren Vorstellungen als ihre eigenen Kinder. Sie hat ihnen den größten Teil ihres Geldes schon vor ihrem Tod gegeben, und von dem, was jetzt noch übrig ist, bekommen sie auch den größten Teil. Ich habe nur mit den Papieren zu tun und irgendwann mit ihrer Biographie.«
    »Hat sie sich eine Biographie gewünscht?«
    »Nicht direkt, aber wäre das nicht das beste, angesichts all der hungrigen Wissenschaftler und Verlage, die heutzutage wie die Fliegen um einen Leichnam schwirren? Ich jedenfalls werde sie beschützen. Sie wußte, daß sie da auf mich zählen kann. Und ich werde die Biographie schreiben, die sie verdient hat.«
    »Und was kommt dabei für Sie heraus, außer einer Menge Arbeit?«
    »Also wirklich, Kate, ich bin nicht so bar aller normalen menschlichen Tugenden, wie Sie vielleicht denken mögen. Ich mache nur keinen großen Wirbel darum. Ich mochte Cecily so sehr, wie meine Mutter sie mochte. Sie müssen kein Ungeheuer aus mir machen.«
    »Verzeihung. Aber Sie haben selbst gesagt, eine ihrer Lebensre-geln sei die Vermeidung persönlicher Verantwortung.«
    »Vermeiden, nein, das ist das falsche Wort. Das erinnert an Steuererklärung. Ich akzeptiere die Aufgaben, die wirklich meine sind.
    Jetzt sagen Sie sich: ›Wie gefühllos er ist!‹ Aber ich bin’s nicht, verstehen Sie? Ich weigere mich nur, auf diese übliche gedankenlose Art vor Gefühlen überzuströmen. Haben Sie jemals erlebt, daß ich mich den Wünschen eines Freundes und Kollegen gegenüber unzu-gänglich gezeigt hätte?«
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    »Nein«, sagte Kate, »das habe ich nicht. Aber da ich eine ziemlich klare Vorstellung von Ihrer Persönlichkeit habe, waren meine Wünsche nie übermäßig groß.«
    »Genau das meine ich. Aber gesetzt den Fall, ich wäre der einzige Mensch, der Ihnen helfen könnte – würden Sie dann nicht zu mir kommen, wie ich zu Ihnen gekommen bin? Und würden Sie nicht erwarten, daß ich Ihnen entgegenkomme – bereitwillig und freundlich?«
    Kate starrte Max so lange an, daß sie, als ihr Blick auf die Straße zurückkehrte, das Steuer ziemlich heftig herumreißen mußte, um wieder auf ihre Fahrbahn zu kommen. »Ja«, sagte sie. »Sie haben recht, Max. Sie gehören zu den Menschen, denen ich vertraue, die ich respektiere und für die ich, was noch mehr ist, Zuneigung empfinde, obwohl ich nicht im Traum auf die Idee käme, mein Selbstmitleid an Ihrer Schulter auszuweinen. Ich sehe, worauf Sie hinauswol-len. Es stimmt.«
    Sie fuhren eine Zeitlang schweigend weiter. »Natürlich«, sagte Kate nach ein paar Meilen, »weiß ich noch immer nicht, was wir dort an der felsigen Küste von Maine oder in Cecilys Haus zu finden hoffen.«
    »Wir hoffen, dort alles an seinem Platz zu finden und nichts ver-
    ändert. Ich muß sichergehen, daß all ihre Papiere in Ordnung sind und so weit vorbereitet, daß sie fortgeschafft werden können, wenn ich auch noch nicht weiß, welcher berühmten Bibliothek ich sie verkaufen werde. Aber ein Besuch dort ist unbedingt nötig. Die Nachbarn reden von Herumtreibern. Ich hoffe, daß es nicht so schlimm ist. Ihre Kinder sind gerade aus England zurück und haben mit ihren eigenen Angelegenheiten genug zu tun (ich möchte wetten, ihr Hochzeitsgeschenk
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