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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut
Autoren: Beth St. John
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Seifenblasen, die man mit
dem Finger berührt. Sophie hatte es geschafft: Sie hatte ein
Gegenmittel gefunden.

    ***

Gleich nachdem Sophie das Gelände
der Universität kurz vor Morgengrauen verlassen hatte, zog Harvey
sein Mobiltelefon aus der Jackentasche. Er atmete tief durch und
wählte dann die Nummer des Obersten, denn eines war ihm klar:
Entweder war Sophie durch Zufall auf seine Schöpfung aufmerksam
geworden und ihr Forschungsdrang war mit ihr durchgegangen.
    Oder – und das war leider
wahrscheinlicher – sie arbeitete für die Wesen der Nacht. Wieso
sollte sie sonst mit solcher Vehemenz ein Gegenmittel für das Virus
suchen?
    Es rauschte und knisterte in der
Leitung, der Handyempfang im Universitätsgebäude war einfach zu
schlecht. Harvey brach den Wählversuch ab, zog seine Jacke an,
wickelte sich seinen dicken Strickschal um den Hals und verließ
das Gebäude.

    Als er nach draußen trat,
fröstelte es ihn. Er vertrug es nicht, eine Nacht durchzumachen und
fühlte sich entsprechend erschöpft. Seine Augen brannten und er
zuckte zusammen, als die schwere Tür des alten Gebäudes hinter ihm
zuschlug.
    Harvey überlegte, ob er sich ein
Taxi rufen solle – das gönnte er sich selten. Doch zuvor musste
er den Obersten über Sophie informieren. Er griff nach seinem Handy
und sah auf das Display. Voller Empfang. Er seufzte und begann
erneut, die Nummer einzutippen. Dann hielt er das Mobiltelefon ans
Ohr und konzentrierte sich auf den Signalton.
    So nahm er weder die Gestalt wahr,
die sich raubkatzengleich hinter ihm aus dem Schatten des Gebäudes
löste und sich ihm in übernatürlicher Geschwindigkeit näherte, noch
das unschöne Knacken seiner Halswirbel.

    Nicholas fing den leblosen Körper
auf und hob ihn hoch als wöge er nicht mehr als eine Feder. Hinter
einer Holzbank unter einem alten Kastanienbaum legte er den toten
Harvey ab, kniete sich neben ihn und durchsuchte seine Taschen. Neben
seiner Brieftasche nahm Nicholas auch das Handy an sich, nicht um den
Mord wie einen Raub aussehen zu lassen, sondern schlicht zur
Überprüfung von Harveys Kontakten. Am Schlüsselbund des
Wissenschaftlers hing ein in Plastik eingeschweißtes Foto, das
eine ältere Frau zeigte. Es musste sich um seine Mutter handeln.
Nicholas ließ auch die Schlüssel in seine Manteltasche gleiten
und erhob sich. Der Vampir tötete nur äußerst selten Menschen
und das letzte Mal lag bereits Jahrzehnte zurück. Allerdings hatte er
auch keine Skrupel, diesen Schritt zur Erreichung eines Ziels zu
gehen. Denn er war sich seiner Verantwortung als Clanführer durchaus
bewusst.
    Dann drehte Nicholas sich um und
ging zu seinem Wagen. Da er Sophie seinen eleganten Jaguar ausgeliehen hatte, musste er zwangsläufig auf den auffälligen weißen Camaro ausweichen. Dennoch war er sich sicher, keine Spuren hinterlassen zu
haben. Vampire bewegten sich seit Jahrhunderten im Verborgenen,
nahezu unentdeckt von den Menschen. Denn Sterbliche glauben nur, was
logisch ist und den bekannten Gesetzen der Natur folgt. Vampire
gehörten sicher nicht dazu. Damit das so blieb, war es
überlebenswichtig, die sich aufdrängende Frage zu lösen: Wie war es
seinen Erzgegnern gelungen, dieses Virus zu entwickeln?

    Während der Fahrt zurück ins Schloss
kreisten Nicholas Gedanken um die außergewöhnliche Sophie. Sie
faszinierte ihn, obwohl sie eine Sterbliche war, und er hatte seit
einer Ewigkeit nicht mehr so empfunden. Die junge Wissenschaftlerin
war schön und intelligent zugleich und schien offener zu sein als die
meisten anderen Menschen. Doch könnte sie auch so loyal den Vampiren
gegenüber sein, wie er es erwartete?
    Nicholas wusste noch nicht, wie er
mit Sophie und seinen Empfindungen umgehen sollte, schließlich
war jeder Mensch eine potenzielle Gefahr. Allerdings hatte der Vampir
zuerst eine bedeutend wichtigere Schlacht zu schlagen: Sein Feind
hieß Obsta Nocte.

    ***

Sophie war ganz aufgeregt, als sie
zurück ins Schloss fuhr. Was für ein Fortschritt! Jetzt, nachdem sie
ein Mittel zur Vernichtung des Virus gefunden hatte, war es nur noch
eine Frage der Zeit, wann sie auch einen Impfstoff für die Vampire
entwickeln könnte, der sie immun gegen infiziertes Blut macht. Jetzt
galt es aber zuerst, das antivirale Mittel auf seine Wirkung hin an
einem infizierten Vampir zu testen.
    Am Ziel angekommen, eilte sie sie
Stufen hinauf und die Gänge entlang bis hin zu Richards Gemächern.
Vor der Tür stand ein Wächter, den sie auch zuvor schon mehrmals
gesehen
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