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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut
Autoren: Beth St. John
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konnte sehen, wie einer der Messdiener ein Reagenzglas
öffnete und eine gelbliche Flüssigkeit in die Weinkaraffe goss.
Sophie wunderte sich, sie war als Kind oft in der Kirche gewesen und
hatte so ein Ritual vorher noch nie beobachtet. Als der Priester sich
umdrehte, um den Wein in kleinen Gläschen an die Mitglieder zu
verteilen, drehte sie sich um und ließ die Tür vorsichtig ins
Schloss gleiten. Das Ritual war ihr eine Nummer zu seltsam. Zurück am
Auto lehnte sie sich an den kalten Lack und atmete tief durch.

    Wenige Minuten später erschien
Harvey, gut gelaunt wie sie ihn kannte. Der Arbeitskollege freute
sich wirklich, sie zu sehen, denn er hegte eine leichte Schwärmerei
für Sophie, ohne ihr jemals etwas davon verraten zu haben.

    „Schön dich zu sehen,
Sophie!“, er umarmte sie freundschaftlich, „meine Mutter
fährt mit einer Bekannten zurück“, ergänzte er, weil Sophie ihm
über die Schulter schaute.
    Interessiert fragte sie ihn, wie die
Messe denn so war.
    „Wie immer nichts Besonderes“,
entgegnete er, „der Prediger hat über unseren Kampf gegen
Dämonen, Vampire und Gotteslästerer gesprochen.“
    Sophie zuckte beim Wort Vampire unweigerlich zusammen.
    „Sag mal, hast du einen neuen
Wagen?“, fragte Harvey und wich damit vom Thema ab.
    „Er gehört einem Freund –
ist nur geliehen“, antwortete sie wieder gefasst und grinste
frech.
    Harvey zog spitzbübisch einen
Schlüssel aus der Jackentasche und fing ebenfalls an zu grinsen.
    „Das ist jetzt nicht wirklich
der Generalschlüssel für die Universität, oder?“, fragte Sophie
ihren Kollegen. Harvey nickte ihr ohne ein Wort zu sagen zu und
grinste weiter wie ein Honigkuchenpferd.
    „Wow, du bist der Beste,
Harv!“, entgegnete sie begeistert. Beide stiegen ins Auto und
fuhren auf direktem Weg zur Universität.

    Dort angekommen, parkte Sophie
direkt vor dem Haupteingang und die beiden gingen geradewegs ins
Labor. Sie machten sich auch gleich an die Arbeit, als Sophie
bemerkte, dass sie noch keine Vergleichsprobe mit nicht infiziertem
Menschenblut hatte. Also bat sie Harvey, sich etwas Blut von ihr
abzapfen zu lassen. Er streckte seinen linken Arm aus und krempelte
seinen Hemdsärmel hoch. Nachdem sie das Blut abgenommen hatte, wollte
sie ihm am Mikroskop zeigen, was passierte, wenn man das Virus
zusetzte. Sie zog eine kleine Pipette mit dem infizierten Blut aus
den mitgebrachten Reagenzgläsern auf, um es auf das Glasplättchen mit
Harveys Blut zu träufeln. Konzentriert blickte sie durchs Mikroskop,
doch bevor sie die Blutprobe mit dem Virus infizierte, erkannte
Sophie, dass Harveys Blut genau die gleichen Eigenschaften aufwies
wie neulich das Blut des Patienten im Vampirlabor. Sie war
überrascht, aber es war ihr völlig klar, was passiert war: Ihr Freund
Harvey hatte sich erst kürzlich mit dem Virus infiziert! Sophie
konnte ihrem Kollegen die Entdeckung aber keinesfalls verraten, sonst
hätte sie ihm gleichzeitig noch mehrere Erklärungen abgeben müssen.

    „Wir brauchen auch noch eine
Vergleichsprobe von mir“, überspielte sie die Situation und war
erleichtert, dass Harvey keine Fragen stellte.
    Schließlich lag ein
Glasplättchen mit ihrem Blut unter dem Mikroskop und alles sah normal
aus. Als sie aber das Blut aus der Pipette dazu träufelte, konnte man
auf dem zugeschalteten Monitor beobachten, wie das Virus die
Blutstruktur veränderte. Genau
wie gerade bei Harvey, dachte Sophie.

    „Faszinierend“, stellte
Harvey fest. „Das Virus löst eine Mutation der beta-Kette des
Hämoglobins aus. Fast wie bei der Sichelzellenanämie – doch das
ist eine genetische Erbkrankheit.“
    „Ja“, antwortete Sophie,
„das Virus arbeitet auch wahnsinnig schnell, ich habe so etwas
zuvor noch nie gesehen. Was würdest du sagen, was ist das für ein
Virus?“
    Der Hämatologe stützte seinen Kopf
nachdenklich auf seine rechte Hand. „Das macht keinen Sinn:
Faktisch dürfte die Veränderung gar keinen Einfluss auf den Menschen
haben, also keine Krankheitssymptome oder Schmerzen und dergleichen –
außer der Veränderung der Blutplättchen scheint sich das Virus
auch inaktiv zu verhalten – absolut unnatürlich.“
    Sophie schlug sich mit der Hand
gegen die Stirn: „Das ist es! Du bist genial!“
    Harvey riss fragend die Augen auf.
Offensichtlich hatte er die von Sophie unterstellte Genialität noch
nicht durchschaut.
    „Das Virus stammt aus einem
Labor! Das ist gezüchtet!“, die Wissenschaftlerin war außer
sich. „Hilf mir,
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