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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut
Autoren: Beth St. John
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ein paar Wochen leben einige unserer Blutspender in den Gewölben
unter Quarantäne, da wir noch immer nicht wissen, wo genau das Virus
herkommt. Dieses Vorgehen hielten wir alle als sicherer. Es ist auch
der Grund, warum Ibenstein nicht hätte die Räumlichkeiten betreten
dürfen. Da er mit den Viren ständig in Berührung ist, besteht die
Gefahr, unsere Spender anzustecken.“
    Sophie versuchte, ihre Gedanken zu
ordnen, als plötzlich Igor die Treppe hinauf stürmte und mit seinem
osteuropäischen Akzent schrie: „Habers Professor, infiziert!“

    Wie auf Kommando rannten alle drei
zusammen ins Labor, da saß Ibenstein auf einem Drehstuhl und
sah schon mindestens zehn Jahre älter aus. „Es hat mich gestern
trotz aller Vorsicht wohl erwischt…“, erklärte er
verzweifelt. Daniels blickte betroffen zu Boden, schließlich
war er durch seine Unordnung mitverantwortlich. Hätte er die
Reagenzgläser im Ständer aufbewahrt, wo sie hingehören, wären die
Röhrchen nicht vom Tisch gerollt.
    Sophie sprach nun aus, was sie
dachte: „Wir kommen hier nicht weiter, Nicholas, ich würde es
sehr begrüßen, wenn du mich freilassen würdest.“
    Der Clanführer war überrascht und
alles andere als erfreut. Bevor er etwas erwidern konnte, fuhr Sophie
fort: „Ich werde einen meiner Kollegen aus der Universität um
Hilfe bitten. Er ist Hämatologe und forscht nach Blutveränderungen
durch immunologische und virale Prozesse. Wir brauchen schnellstens
jede Hilfe, die wir bekommen können. Denk‘ bloß an
Richard.“
    Nicholas zweifelte, hasste er es
doch, Menschen vertrauen zu müssen. Sophie allerdings, das spürte er,
würde wiederkommen, um ihnen zu helfen.
    „Geh. Aber ich bitte dich
eindringlich, das Geheimnis unserer Existenz zu behüten.“
    Sie nickte. „Gib mir ein
Handy“, bat sie und Nicholas reichte ihr sein Smartphone.
Sophie rief ihren Arbeitskollegen Harvey Temple an und erklärte ihm,
dass sie seine Hilfe bei der Herstellung einer antiviralen Lösung
brauche. Typisch Wissenschaftler war er gleich begeistert. „Mein
neustes Projekt ist allerdings streng geheim – am besten wir
arbeiten daran, wenn es der Rest der Kollegen nicht mitbekommt“,
schlug sie verschwörerisch vor.

    Harvey war Feuer und Flamme und
sofort einverstanden. Da er kein Auto hatte und gerade mit seiner
Mutter auf dem Weg zur Spätmesse war, gab er ihr eine Wegbeschreibung
zu dem Gemeindehaus, wo sie ihn in anderthalb Stunden abholen konnte.
    Sophie hatte also noch ein wenig
Zeit. Also packte sie vorsichtig eine Kühltasche mit etlichen
Röhrchen von infiziertem und zentrifugiertem Blut in verschiedenen
Konzentrationen und Zuständen und beschriftete alles äußerst
sorgfältig. Dann verließ sie das Labor und stieg die
Wendeltreppe empor, wo Nicholas bereits auf sie wartete.

    Ohne etwas zu sagen zog er sie dicht
an sich und strich ihr sanft durchs Haar. Sophie schloss die Augen
und spürte dann seinen kühlen Daumen auf ihren Lippen. Als sie sie
leicht öffnete beugte er sich zu ihr hinunter und küsste sie
leidenschaftlich zum Abschied. Dann gab er ihr seine Autoschlüssel
vom Jaguar in die Hand.
    „Komm bald wieder“, bat
er sie mit rauer Stimme.
    „Versprochen“,
antwortete sie mit noch immer zittrigen Knien und ging hinaus, wo im
fahlen Licht des Mondes der schwarze Wagen auf sie wartete.
    Vorsichtig legte Sophie die
Kühltasche auf den Beifahrersitz, gab die Adresse ins
Navigationsgerät ein und fuhr hinaus in die Nacht.

    ***

Am Gemeindehaus angekommen, war
Sophie immer noch eine Viertelstunde zu früh dran. Sie wusste, dass
Harvey einer christlichen Sekte angehörte. Seine Mutter war nach dem
Tod ihres Mannes – Harveys Vater – in eine tiefe
Depression verfallen und hatte Trost und Hilfe im Glauben gefunden.
Da sie sich immer mehr in Tradition und Rituale hinein gesteigert
hatte, war es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sie Mitglied
dieser altertümlichen Sekte wurde. Harvey musste damals in der
Pubertät gewesen sein, als seine Mutter beitrat – ein Wunder,
dass Harvey sich trotz aller Rituale und vermeintlichen
Dämonenaustreibungen für eine Karriere in der Wissenschaft
entschieden hatte.

    Sophie wartete ungeduldig, doch ihre
Neugier siegte bereits fünf Minuten später. Sie stieg aus dem Auto
und ging im Schutze der Dunkelheit zu dem alten Backsteingebäude, das
die Sekte für Treffen und Gottesdienste nutzte. Sie kam gerade zum
Seiteneingang hinein, als eine Karaffe mit Wein am Altar vorbereitet
wurde. Sie
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