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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut
Autoren: Beth St. John
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aus
dem Flur: „ Sofort, ich habe gesagt!“
    Sophie seufzte hörbar und lief ihm
hinterher, den Gang entlang, an den Holztüren vorbei, die
Wendeltreppe hoch in Richtung des großen Saals, in den man sie
direkt nach der Entführung gebracht hatte. Der Bärtige blieb abrupt
vor dem Saaleingang stehen, griff behäbig nach dem Türknauf und
öffnete höflich die Saaltüren für die junge Frau.

    ***

Sophie betrat den großen Saal,
der durch das Licht unzähliger Kerzen warm und einladend wirkte.
Nicholas saß in der Nähe des Kamins auf einem von zwei
samtbezogenen Sesseln, zwischen denen ein filigranes
Mahagoni-Tischchen stand.
    „Danke Igor“, sagte
Nicholas zum Bärtigen, der wortlos die Tür hinter Sophie schloss.
    Dann stand der Vampirfürst auf und
bedeutete Sophie höflich, auf einem der Sessel Platz zu nehmen. Als
sie saß, bot Nicholas ihr eine Tasse Tee an, die er aus einer
chinesischen Porzellankanne direkt in eine zarte Tasse goss.
    „Fühlen Sie sich den Umständen
entsprechend wohl?“, fragte er aufrichtig interessiert und ob
die Arbeit mit den Kollegen angenehm sei.
    „Es ist in Ordnung“,
antwortete sie und nippte an ihrer Tasse. Der heiße Earl
Grey Tee schmeckte süß
und stark zugleich. Mit so viel Höflichkeit hatte sie überhaupt nicht
gerechnet.
    „Ich werde nachher für Sie
etwas zu essen liefern lassen. Etwas Vegetarisches“, bot er ihr
an.
    „Woher wissen Sie, dass ich
Vegetarierin bin?“, fragte Sophie überrascht. „Lesen Sie
etwa meine Gedanken?“
    Nicholas lächelte etwas verlegen und
seine spitzen Eckzähne funkelten gefährlich aus seinen Mundwinkeln.
Er blickte ihr in die Augen und gestand: „Ich habe nahezu alle
ihre Veröffentlichungen im Internet gelesen und via YouTube Ihren
Vortrag auf dem letzten Wissenschaftskongress im Plaza angeschaut.
Ich bewundere Ihre Forschung und Ihre innovativen Ideen. In der Times
war vor einiger Zeit ein Portrait von Ihnen, daher weiß ich…“
    „Oh“, Sophie war
beeindruckt.
    Nicholas hob seine Tasse, stellte
sie aber sogleich wieder auf den Tisch.
    „Ich wusste mir nicht anders
zu helfen – als mein Bruder sich infiziert hatte schienen Sie
mir die einzige Hoffnung zu sein.“ Noch ein Geständnis.
    „Sie hätten mich einfach um
Hilfe fragen können, anstatt mich zu entführen“, stellte Sophie
klar.
    „Es tut mir leid, dass ich Sie
aus Ihrem normalen Leben gerissen habe, Sophie, aber Vampire handeln
konsequent auf ihre eigene Weise.“
    „Dennoch geht eine Entführung
zu weit…“, konterte sie.
    „Ich war immer davon
überzeugt, dass wir Vampire unsterblich sind, doch dieses Virus zeigt
mir, dass dies ein Trugschluss war. Mein Bruder, mein ganzer Clan,
meine gesamte Spezies ist in großer Gefahr. Und ganz ehrlich,
Sophie, das macht mir unheimliche Angst“, gab der Clanführer
offen zu.
    Wow ,
dachte Sophie, da war sie also, die gute Seite des großen
Vampirs, und gerade jetzt fand sie ihn so anziehend wie zu keinem
Moment zuvor. Seine Augen glänzten wie Quecksilber im Schein der
flackernden Kerzen und seine Gesichtszüge, die ansonsten so arrogant
wirken, sahen im warmen Licht sehr viel nahbarer aus. Sophie war fast
versucht, sich zu ihm herüber zu beugen und mit der Hand seine Wange
zu berühren.

    „Was möchten Sie denn gerne
essen?“, unterbrach die tiefe Stimme des Vampirs Sophies
Gedanken.
    „Eine Portion Pasta und einen
Salat bitte“, orderte sie selbstbewusst.
    Nicholas erhob sich, womit er
eindeutig das Gespräch beendete und Sophie machte sich nach dieser
kurzen aber schönen Unterbrechung wieder motiviert an die Arbeit.

    ***

Auf dem Weg zurück zum Labor kam
Sophie erneut an den vier Holztüren vorbei, die von ihr nicht
geöffnet werden durften, als plötzlich eine der Türen von einem
Windzug begleitet aufschwang und Ibenstein vor ihr stand. Sophie und
er waren gleichermaßen erschrocken und Sophie beobachtete, dass
der zerzauste Professor sich nervös mit dem Ärmel seines weißen
Laborkittels den blutverschmierten Mund abwischte.
    Widerlich ,
dachte Sophie und starrte den Grauhaarigen mit großen Augen an.
Ibenstein dagegen ignorierte die junge Frau, schloss die Tür hinter
sich und verschwand räuspernd im Labor. Sophie stand noch wie
angewurzelt im Gang, als sie ganz deutlich mehrere Stimmen hinter der
verbotenen Tür hören konnte. Natürlich verspürte sie den Drang
herauszufinden, was sich dahinter verbarg. Doch sie versuchte, sich
Nicholas Worte wieder zurück ins Gedächtnis zu rufen und
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