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Die Farben der Sehnsucht

Die Farben der Sehnsucht

Titel: Die Farben der Sehnsucht
Autoren: DEBBIE MACOMBER
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1. KAPITEL
    „Eines der bestgehüteten Geheimnisse in der Welt des Strickens ist, dass das Stricken von Spitzenbordüren viel schwieriger erscheint, als es tatsächlich ist. Wenn du eine rechte Masche und eine linke Masche stricken, die zwei Maschen zusammennehmen und die Wolle um die Nadel legen kannst, um eine neue Masche aufzunehmen, dann kannst du Spitzenbordüren stricken.“
    – Myrna A.I. Stahman, Rocking Chair Press, Designerin, Autorin und Herausgeberin von Stahman’s Shawls und Scarves – Lace Faroese-Shaped Shawls From The Neck Down and Seamen’s Scarves , und dem demnächst auf dem Markt erscheinenden The Versatility of Lace Knit ting – Variations on a Them e
    Lydia Goet z
    Ich liebe das A Good Yarn , und ich bin dankbar für jede Minute, die ich in meinem kleinen Laden in der Blossom Street verbringen darf. Ich liebe es, die Wollstränge in den unterschiedlichsten Farben zu betrachten und ihre verschiedenen Texturen unter meinen Händen zu spüren. Ich liebe die Strickkurse, die ich geben darf, und ich bin dankbar für die Freunde, die ich dadurch gewonnen habe. Ich liebe es, Musterbücher zu studieren. Ich liebe es, aus meinem Fenster zu schauen und die Energie und die Aktivität in der Innenstadt von Seattle zu sehen und zu spüren. Eigentlich liebe ich alle s an diesem Leben und der Welt, die ich mir aufgebaut habe.
    Das Stricken war meine Rettung.
    Ich weiß, das sage ich häufig, aber es ist einfach die Wahrheit. Noch heute, nach zehn krebsfreien Jahren, bestimmt das Stricken mein Leben. Dank meines Wollladens bin ich Teil einer Gemeinschaft von strickenden Menschen und Freunden geworden.
    Mittlerweile bin ich mit meiner großen Liebe Brad Goetz verheiratet. Wie das A Good Yar n die erste wirkliche Chance war, die ich in meinem Leben bekam, war Brad die erste Chance, die ich in der Liebe hatte.
    Zusammen ziehen Brad und ich unseren neunjährigen Sohn groß. Ich sage bewusst, dass Cody unse r Sohn ist – denn das ist er einfach. Für mich ist er genauso mein Kind, wie er Brads Kind ist. Ich könnte Cody nicht noch mehr lieben, wenn ich ihn selbst zur Welt gebracht hätte. Es stimmt, dass er eine leibliche Mutter hat, und ich weiß, dass Janice ihn liebt und sich um ihn sorgt. Aber Brads Exfrau ist … nun, ich zögere ein wenig, den Ausdruck zu benutzen, doch egoistisc h ist das Wort, das mir unweigerlich in den Sinn kommt, wenn ich an sie denke. Janice taucht ab und an in Codys Leben auf, wenn ihr danach ist oder wenn es ihr gerade gelegen kommt – trotz der Besuchsregelung, die sie bei der Scheidung unterschrieben hat. Leider besucht sie ihren Sohn nur ein- oder zweimal im Jahr. Ich weiß, dass dieser mangelnde Kontakt Cody belastet. Und Janices rücksichtslose Einstellung zum Muttersein ärgert auch mich, doch wie mein Sohn spreche ich nicht über diese Kränkung. Cody braucht mich nicht, um Janice in Schutz zu nehmen oder sie schlecht zu machen – er ist durchaus in der Lage, sich seine eigene Meinung zu bilden. Für ein Kind ist er bemerkenswert belastbar und einfühlsam.
    An diesem Februarmorgen strahlte mein Lädchen mit all seiner Wärme und den vielen Farben eine besondere Gemütlichkeit aus.
    Der Teekessel pfiff, und ich goss das kochende Wasser in eine Kanne, in die ich zuvor einige Teebeutel gegeben hatte. Wie so oft im Winter fielen schwere Regentropfen aus dem wolkenverhangenen, düsteren Himmel.
    Ich hatte mich dazu entschlossen, einen neuen Strickkurs anzubieten.
    Im Moment führe ich einige fortlaufende Kurse und Wohltätigkeits-Strickgruppen und biete vier- bis fünfmal im Jahr neue Workshops an.
    Als ich über meinen neuen Kurs nachdachte, schweiften meine Gedanken zu meiner Mutter. Sie hatte sich einigermaßen mit dem Leben in einer Einrichtung für betreutes Wohnen arrangiert. Manchmal denke ich, dass ihr Umzug für meine Schwester Margaret und mich schwieriger war als für sie selbst. Obwohl meine Mutter es hasste, ihre Eigenständigkeit aufgeben zu müssen, schien sie doch erleichtert zu sein, sich nicht mehr um das Haus und den Garten kümmern zu müssen. An dem Tag, als das Haus verkauft wurde, habe ich geweint – und obwohl sie mich ihre Tränen niemals sehen lassen würde, bin ich davon überzeugt, dass auch Margaret geweint hat. Das Haus zu verkaufen bedeutete, die Kindheit und die Erinnerungen an unser Aufwachsen in dem Haus endgültig loszulassen. Der Verkauf war das Ende eines Lebensabschnitts – sowohl für uns Schwestern als auch für unsere
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