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Toedliches Blut

Toedliches Blut

Titel: Toedliches Blut
Autoren: Beth St. John
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Harvey, wir müssen es isolieren,
auseinandernehmen und herausfinden, wie man das Virus deaktiviert.“
    Harvey fragte sich zwar
mittlerweile, was Sophie hier erforschen wollte und vor allem warum.
Dennoch bediente er ihr zuliebe routiniert ein Gerät nach dem
anderen, erhitze ein Reagenzglas hier und fügte dort noch eine Lösung
hinzu.
     
    Währenddessen schlich sich Sophie
zum Telefonieren nach draußen, im Labor war der Empfang ohnehin
zu schlecht. Sie musste Nicholas anrufen und ihm die Ergebnisse
mitteilen. Denn nun war klar, dass es jemanden gab, der gezielt
versuchte, die Vampire auszurotten.
    „Ich bin’s“,
flüsterte sie, „hör zu, Nicholas, das Virus ist nicht
natürlichen Ursprungs, es wurde in einem Labor gezüchtet.“
    „Verdammt“, fluchte der
Vampir.
    „Und ich habe eine noch viel
merkwürdigere Entdeckung gemacht“, fuhr Sophie aufgeregt fort,
„als ich das Blut meines Kollegen Harvey analysiert habe,
stellte ich fest, dass er sich ganz ohne mein Zutun frisch infiziert
hat.“
    „Und wo bitte soll er sich
infiziert haben?“, wollte Nicholas wissen.
    „Ich hatte ihn ja von seiner
Kirche – einer Art Sekte – abgeholt und bin aus Neugierde
einmal hineingegangen. Dort konnte ich beobachten, dass einer der
Messdiener eine gelbliche Flüssigkeit in den Messwein goss, der
später an die Gemeindemitglieder verteilt wurde. Ich bin mir zwar
nicht sicher, ob das die Quelle des Virus ist, aber ich fand das
Ritual doch schon sehr mysteriös! Harvey war sehr frisch infiziert –
woher sollte er sonst das Virus haben?“
    „Das ist wirklich seltsam“,
stimmte Nicholas zu, „was ist das denn für eine Sekte?“
    „Sie nennen sich Obsta Nocte.
Die Adresse ist noch im Navi gespeichert“, berichtete sie ihm.
    Nicholas Züge verfinsterten sich
augenblicklich. Er war zutiefst geschockt und antwortete ihr nicht.
Seine Gedanken schweiften ab zu dem Inquisitor, der vor über
achthundert Jahren das Ende seines menschlichen Lebens zu
verantworten hatte.
    „Offenbar ist dir der Name ein
Begriff?“, stellte Sophie aufgrund des Schweigens in der
Leitung fest.
    „Ich kenne diese Gruppierung
viel zu gut“, erwiderte Nicholas dann finster. „Es gab
sie bereits zu Zeiten der Kreuzzüge und sie haben den Tod Tausender
auf dem Gewissen. Wie es scheint, kämpfen sie neuerdings mit modernen
Waffen gegen uns.“
    „Und jetzt?“, fragte
Sophie recht ratlos.
    „Ich berufe die Clanführer
ein. Wir werden gemeinsam überlegen müssen, wie wir weiter vorgehen“,
antwortete Nicholas besonnen, „ich danke dir für deine Hilfe,
Liebes.“

    Nach etwa drei Stunden intensiver
Arbeit hatten die beiden Wissenschaftler das Virus hinsichtlich
seiner blutverändernden Wirkung entschlüsselt. Tatsächlich war es nun
gar nicht mehr so kompliziert, ein passendes Mittel zur gezielten
Vernichtung des Erregers herzustellen, denn seine äußere Hülle
war nicht besonders stabil.
    „Das Gegenmittel sollte nur
einen Angriffspunkt benötigen: Es muss die Zellwände des Virus
schädigen“, bestimmte Sophie.
    „Das sehe ich anders“,
widersprach Harvey, „denn aufgrund der engen Verknüpfung von
menschlichem Zellstoffwechsel und Virenstruktur sind die
Möglichkeiten zur Bekämpfung von Virusinfektionen ohne gleichzeitige
Schädigung oder gar Zerstörung der Körperzellen fast unmöglich. So
ein Mittel würde schwerwiegende, sogar tödliche Nebenwirkungen
hervorrufen. Du solltest lieber überlegen, ein Medikament zu
entwickeln, das das Freisetzen der viralen Erbinformation nach dem
Eindringen in die menschliche Zelle verhindert.“
    Sophie überlegte nur kurz. Natürlich
hatte er Recht, allerdings waren die Patienten keine Menschen,
sondern Vampire. Untote, deren tote Körperzellen nicht mehr
geschädigt werden konnten. Wesen, die eher nicht oder nur kurz unter
Nebenwirkungen leiden würden. Doch wie sollte sie das Harvey
erklären?
    „Stimmt schon, aber erstens
geht ein Virenvernichtungsmittel sehr viel schneller herzustellen und
zweitens ist das ja nur ein kleines Forschungsprojekt von mir. Die
Menschheit mit einem verträglichen Medikament zu retten überlasse ich
dir“, erklärte Sophie elegant.
    Harvey lachte: „Na vielen
Dank!“

    Einige Stunden später tröpfelte
Sophie zum fünfzigsten Mal eine Lösung auf das isolierte Virus und
schrie auf einmal laut: „Das ist es!“
    Harvey ließ alles stehen und
liegen und blickte durch das Mikroskop. Er sah, wie die Virenzellen
eine nach der anderen aufplatzten wie zarte
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