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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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brannten nur wenige Lichter. Wir befanden uns noch auf dem Bahnsteig für normale Fahrgäste und wurden von einem Beamten der Eisenbahn mißtrauisch gemustert. Erst als wir den Lichtkreis einer Lampe durchschritten, wurde das Gesicht des Mannes freundlicher, denn er hatte Heinz Stahlmenger erkannt und begrüßte ihn auch.
    »Was treibt Sie denn als Pilot an den Bahnhof, Herr Stahlmenger. Und dazu noch zu dieser späten Stunde.«
    »Jetzt lassen Sie sich nur eine gute Ausrede einfallen«, bat ich ihn flüsternd. »Der Mann darf keinen Verdacht schöpfen.«
    »Geht schon klar.« Ich blieb stehen, während mein Helfer vorging. »Wir wollten uns nur umschauen. Ich habe einert Bekannten aus London zu Besuch. Er reist morgen wieder ab und wollte sich unbedingt mal anschauen, wie es zugeht, wenn die Wagen auf den Autozug fahren.«
    »Das hätten Sie am Tage besser haben können.«
    Stahlmenger hob die Schultern. »Wissen wir auch, aber wir hatten leider keine Zeit. Wann fährt denn der Zug ab?«
    Der Mann schaute auf seine Uhr. »In genau drei Minuten. Wenn Sie noch etwas sehen wollen, müssen Sie sich beeilen.«
    »Danke, das werden wir.«
    Ich nickte dem Beamten ebenfalls zu, der seine rechte Hand an den Mützenschirm legte und in die entgegengesetzte Richtung weiterging.
    »Puhl« stöhnte Stahlmenger, »das war knapp.«
    »Sie waren gut.«
    »Danke. Was meinen Sie, Sinclair, wie gut ich erst ohne Kopfschmerzen bin!«
    »Das habe ich gesehen, als sie flogen.«
    Ein nächtlicher Bahnhof ohne Betrieb kann desillusionierend wirken. Das bekam auch ich zu spüren, als ich neben Heinz Stahlmenger über den Bahnsteig schritt. Es war zwar nicht still, irgendwo knackte und bewegte sich immer etwas, aber unsere Schritte waren dennoch die einzig lauten Geräusche, bis zu dem Zeitpunkt, als von der Straße her ein Wagen in die Kurve fuhr und sein kaltes Scheinwerferlicht auch uns für einen Moment berührte. Der Wagen rollte der Auffahrtrampe entgegen und befand sich wenig später auf dem Zug, wo er langsam ausrollte.
    Wir hatten mittlerweile die Schlange der flachen Waggons erreicht. Von einem halbrunden Metalldach waren sie bedeckt. Dieses Dach wurde von eisernen Gitterstäben gehalten, die gleichzeitig auch die sich an den Seiten befindlichen Sicherheitshtennwände abstützten. Wir wurden gesehen. Irgendwie träge und müde sahen die Bewegungen der Fahrer aus, wenn sie die Köpfe drehten und uns anschauten. Für uns waren es unbekannte Gesichter. Das des Obers Thomas entdeckten wir nicht unter ihnen.
    Ich hatte mitgezählt. Nur zwölf Wagen war die Autoschlange lang. Dafür lohnte es sich kaum den langen Zug durch den Tunnel zu fahren, und wir konnten auch nicht mehr weitergehen, da wir das Ende des normalen Bahnsteigs erreicht hatten.
    Dicht vor dem Beginn des Schotters blieben wir stehen. Ziemlich ratlos, wie ich zugeben mußte. Von den Bergen wehte der kalte Nachtwind. Er brachte den Geruch von Schnee mit und fuhr uns durch die Kleidung.
    »Vatertag!« murmelte Heinz Stahlmenger und begann zu lachen. »Sie haben ihn vorverlegt und ihn zu einem tödlichen Tag gemacht. Mein Gott, was es nicht alles gibt.«
    »Da sagen Sie was.«
    »Und Sie schlagen sich immer mit Zombies und ähnlichen Gestalten herum, Sinclair?«
    »So ist es.«
    »Wie kommt es dann, daß Sie noch leben?«
    »Glück, eine gute Ausbildung und ein noch besserer Schutzengel.«
    »Den letzten braucht man wohl besonders.«
    »Sicher«, erwiderte ich beim Umdrehen und schaute wieder die Strecke zurück, die wir gekommen waren.
    Bis auf den Bahnbeamten, mit dem wir gesprochen hatten, war sie leer. Der Mann trat soeben aus einer Tür, schaute auf seine Uhr und steckte eine Trillerpfeife zwischen die Lippen.
    Auch Heinz Stahlmenger hatte die Bewegung gesehen. »Er fährt genau pünktlich ab, und wir haben unseren Freund noch immer nicht gefunden. So ein Pech.«
    Ich hob die Schultern. »War auch nur mehr ein Verdacht. Nicht jeder kann sich bestätigen.«
    »In diesem Fall hätte ich es gehofft.«
    Durch die flache Waggonschlange lief ein Ruck, als die Lok anzog. Auch die Fahrer wurden plötzlich wieder wacher. Sie richteten sich auf und schauten nach vorn.
    Ich sah noch ein Schild, auf dem stand, daß es verboten war, die Wagen als Fußgänger zu betreten oder die Fahrzeuge während der Fahrt zu verlassen. Darum kümmerte sich Thomas nicht.
    Wie ein Geist erschien er plötzlich an der gegenüberliegenden Seite. Er klammerte sich an dem Gitter fest, wahrscheinlich hatte
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