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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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lassen.
    »Ihr Mann hat sich also mit Ihnen in Verbindung gesetzt?«
    »So ist es.«
    »Können Sie das beweisen?«
    Mrs. Binussek warf mir einen etwas längeren Blick zu, nickte und drehte sich auf dem Besucherstuhl, da sie ihre Tasche an sich nehmen wollte, die sie über die Lehne gehängt hatte. »Ja, Mr. Sinclair, das kann ich beweisen, denn mein Mann wollte dies sogar. Ich nehme es jedenfalls an.« Sie öffnete die dunkle Tasche und nahm eine Kassette hervor. Behutsam legte sie sie auf den Schreibtisch, der zwischen uns stand.
    »Das ist der Beweis. Darauf befindet sich die Stimme meines Mannes.«
    »Und wann hat er mit Ihnen geredet?«
    »Vor drei Tagen. Haben Sie einen Recorder?«
    »Natürlich.« Ich öffnete eine Schublade an der Seite des Schreibtisches und holte den Recorder hervor.
    »Die Kassette war leer«, erklärte sie mir. »Es ist also nur die Stimme meines verstorbenen Mannes darauf.«
    »Wir werden sehen.« Ich legte das Band ein. Es war still geworden. Nur das Geräusch der zufallenden Klappe war zu hören. Mrs. Binussek saß schweigend und sehr gespannt vor mir. Ihre dunklen Augen waren starr auf den Recorder gerichtet. Auf der blassen Stirn sah ich die ersten kleinen Schweißperlen. Sie stand unter einem hohen seelischen Druck, obwohl ihr äußerlich kaum etwas anzumerken war. Ich drückte die entsprechende Taste und setzte somit das Laufwerk in Bewegung.
    Zunächst vernahmen wir beide nichts, außer einem leisen Rauschen, das aus dem Lautsprecher drang.
    »Wir müssen noch etwas warten«, erklärte sie.
    Ich nickte, lehnte mich zurück und leerte meine Tasse. Kaum hatte ich sie abgestellt, als die ersten Töne erklangen. Von einem Sprechen konnte man da noch nicht reden. Es waren lallende, stöhnende Laute. Dazwischen ein widerliches Grunzen, das man auch hätte als Lachen bezeichnen können. Insgesamt gesehen Laute, die einen Menschen erschrecken konnten und die ich von Zombies her kannte.
    »Gleich ist es soweit!« flüsterte sie. Evelyn Binussek umklammerte mit beiden Händen das Leder ihrer Handtasche so hart, daß die Fingerknöchel scharf hervorsprangen. Es mußte schlimm für sie sein, die Stimme ihres verstorbenen Mannes zu hören, auch wenn sie die Aufnahme schon einige Male hatte ablaufen lassen.
    »Hallo, Evelyn…«
    »Da ist es, Mr. Sinclair!«
    Die ersten beiden Worte hatten dumpf und gleichzeitig rauh geklungen, allerdings ziemlich gut zu verstehen. Der Gruß eines Mannes an eine Frau, aber irgendwie nicht echt oder ehrlich, sondern heimtückisch gesprochen.
    »Na, Evelyn, bist du überrascht, meine Stimme zu hören?«
    Ich schaute mir die Frau an. Diesmal sah ich Tränen in ihren Augen.
    »Evelyn, ich melde mich bei dir, weil ich nicht tot bin. Ich habe das immerwährende Leben. Ich komme zurück. Ich werde am Vatertag meinen großen Auftritt haben. Und nicht nur ich, liebe Evelyn. Du kannst dich freuen, mich wiederzusehen. Du hast mich doch geliebt, oder? Hast du das nicht immer gesagt? Also, freue dich darauf, mich bald in die Arme schließen zu können. Mich, deinen Mann, der gleichzeitig ein Zombie ist, ein lebender Toter. Liebe versetzt Berge, hast du immer gesagt. Sie kann auch Grenzen und tiefe Gräben überwinden. Du warst psychologisch immer so auf der Höhe, hattest für alles Verständnis. Jetzt mußt du auch für mich Verständnis haben, wenn ich zurückkehre und meinen kalten Körper an dir wärmen will. Ach, es wird dein…«
    »Schalten Sie ab, Mr. Sinclair, bitte!« Evelyn Binussek sprang plötzlich auf. Sie schaute mich flehend an, und ich drückte auf die Stopptaste, genau in dem Augenblick, als ein schauriges Lachen erschallte, das der Sprecher als Ausklang seiner Worte hinzugefügt hatte.
    »Möchten Sie einen Whisky?« fragte ich sie.
    »Ja, bitte!«
    Ich holte eine Flasche und ein Glas. Einen Doppelten schenkte ich der Frau ein, die vor Panik grau geworden war. Ich sah zu, wie sie trank. Dabei zitterten ihre Hände, und sie hielt das Glas mit zehn Fingern fest, während sie starr nach vorn schaute.
    »War es tatsächlich Ihr Mann, Mrs. Binussek?«
    »Natürlich.«
    »Nicht daß er die Sätze vor seinem Tod schon auf die Kassette gesprochen hat, um Sie in Angst und Schrecken zu versetzen.«
    »Nein, das ist unmöglich. Ich habe die Kassette erst vor zwei Wochen gekauft. Sie sollte für meine beiden Kinder sein. Da ist alles echt, ich habe nichts getürkt. Weshalb auch?« Sie schaute mich an.
    Ja, weshalb auch, dachte ich und hob die Schultern, bevor ich
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