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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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gibt. Ich habe gestern einen Bericht bekommen. Angeblich haben wir zuviel Geld ausgegeben…«
    »Unsere Abteilung?«
    »Nein, John, aber man klammert uns aus den Gesamtausgaben nicht aus. Es soll gespart werden.«
    »Und damit beginnt man bei mir«, stöhnte Suko.
    »So ist es leider. Zudem weiß ich noch nicht, ob tatsächlich etwas an der Sache…«
    »Sir«, unterbrach ich ihn. »Ich habe die Frau erlebt und auch das Band abgehört.«
    »Das heißt, Sie glauben ihr?«
    »Ja.«
    »Mehr auch nicht. Glauben heißt nicht wissen.«
    »Sir, die Beweise muß ich erst beschaffen. Das ist bei jedem Fall so, wie Sie wissen.«
    »Ja, ja.« Sir James ging um seinen Schreibtisch herum und ließ sich im Sessel nieder. »Ich verstehe alles, aber da ist dieser verdammte Schrieb gekommen, daß wir sparen sollen. Da muß einer von Ihnen einfach in London bleiben und die Stellung halten. Da die Frau Sie ja angesprochen hat, John, werden Sie auch fliegen.«
    »Aber nicht im Gepäckraum.«
    »Wieso?« Sir James schaute mich irritiert an.
    »Das soll ja billiger sein, habe ich mir sagen lassen…«
    ***
    Der Schnee war noch nicht getaut, und so lag die weiße Pracht bis in das Tal hinein, in dem der kleine Ort Kandersteg in ungefähr 1100 Meter Höhe liegt.
    Weder im Sommer noch im Winter herrscht hier großartiger Touristenrummel. Es gibt keine großen Hotelpaläste, dafür kleine Pensionen, Ferienwohnungen und auch nette Hotels, wo noch der Gast König ist. Die Ruhe des Ortes ist schon als sprichwörtlich zu bezeichnen, obwohl Kandersteg am Lötschbergtunnel liegt. Hier befindet sich die Auto-Verladung für eine wichtige Nord-Süd-Strecke, der Durchgang zum Wallis. Man hatte auch beim Bau der Autostraße mitgedacht, denn die Fahrbahn führte nicht durch den Ort, sondern umging ihn. Urlauber und Einheimische wurden durch keinen Verkehrslärm gestört, es sei denn, der Wind trug die Geräusche der anrollenden Züge herbei, aber das gehörte einfach dazu.
    In Kandersteg gab es alles. Lebensmittelgeschäfte, Metzgereien, Andenkenläden, Tea-Rooms, Café, auch zwei Seilbahnen. Eine führte hoch zum Oeschinensee, die andere brachte die Besucher in Richtung Gemmipaß.
    An der Südseite war der Schnee bis auf einige Flecken weggetaut, und da blühten die ersten Blumen bereits auf den Almen. Hin und wieder strich ein warmer Wind durch das Tal, der die Menschen ins Freie lockte. Der Frühling kündigte sich an. Manche Hotels hatten geschlossen. Da wurde geputzt, renoviert und gebaut, um für den Sommertourismus eingerichtet zu sein.
    Noch waren die Tage ziemlich kurz, und die Dunkelheit kam immer sehr schnell. Blaugraue Schatten fielen auf den Ort, nur durchbrochen von einzelnen Lichtern, die hinter den Scheiben der Hotels und Pensionen leuchteten. Dann leerten sich auch die Straßen. Es gab kein Nachtleben in Kandersteg, und Touristen, die jetzt hier wohnten, erlebten die absolute Ruhe. Ihre Nerven erholten sich. Besonders ruhig war es auf dem kleinen Friedhof. Er lag nicht weit von der Kirche entfernt, deren Abendglocke schon geschlagen hatte.
    Auch die letzte Messe war vorbei, und der Ort schien unter einer Schweigeglocke zu liegen.
    Selbst am Bahnhof war es still. Es fuhr an diesem Abend nur noch ein Zug durch den Tunnel, aber der würde später kommen. Niemand ahnte, daß sich in diesem idyllischen Ort der Schrecken vorbereitete, um grausam zuzuschlagen.
    Wer glaubte schon an Zombies oder lebende Leichen. Das waren Dinge, die in das Reich der Fabel gehörten. Es gab zwar einige abergläubische Menschen, aber sie legten mehr Wert auf die alten Geschichten, die mit Kandersteg in einem unmittelbaren Zusammenhäng standen, denn man munkelte, daß beim Bau des Lötschbergtunnels nicht alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Da waren Unglücke passiert, über die auch Jahre später nur flüsternd gesprochen wurde.
    Auch über den Friedhof legten sich die langen, blauen Schatten der Dunkelheit. Wer gute Augen hatte, sah den Kirchturm, der sich scharf von der Finsternis abhob.
    Im Hintergrund wuchsen die Berge in den Himmel. Über 3000 Meter hohe, gewaltige Klötze, uneinnehmbar, wie stumme Wächter eines kleinen Tals, das vor Hunderten von Jahren einmal das Ende der Welt bedeutete.
    Und das Grauen spürte, daß seine Zeit allmählich gekommen war. Noch hatte es sich zurückgehalten, aber es mußte einfach den schwarzmagischen Gesetzen gehorchen und machte sich bereit, seine Wohnstatt zu verlassen.
    Noch barg der Friedhof dieses tödliche
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