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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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Geheimnis, und auch nicht der einsame Wanderer, der die Mauer passierte, ahnte etwas davon. Sonst wäre er nicht so fröhlich weitergegangen, um die Hauptstraße zu erreichen, an der auch die Jugendherberge lag. Seine Schritte verklangen.
    Es wurde still…
    Wenn die Sonne schien, berührte der Schatten des Kirchturms den Friedhof. In der Nacht war es allein die Finsternis, die den Totenacker wie einen Mantel umhüllte.
    Manchmal leuchteten auch die Grabsteine. Es kam stets darauf an, aus welch einem Material sie waren. Nur die Metalleinschlüsse im Gestein gaben das Leuchten ab.
    Die Gräber waren sehr gepflegt. Man legte Wert darauf, auch die Ruhestätten der Toten dem allgemeinen Eindruck des Dorfes anzupassen. Viele Gräber wurden einmal in der Woche geschmückt, bekamen frische Blumen oder wurden gereinigt.
    Nur die drei hinter der hintersten Ecke des Friedhofs nicht. Sie wirkten verwildert, besaßen auch keinen stehenden Grabstein mehr, und auch Kreuze waren nicht vorhanden.
    Dafür flache Steine, die schräg auf dem Boden lagen, so daß man bequem die eingravierten Namen lesen konnte.
    Nur die Namen, mehr nicht.
    Claus Binussek!
    Jerome Woeber!
    Erich Buchwald!
    Drei Namen, drei Schicksale. Wer die Kandersteger darauf ansprach, der bekam zumeist ausweichende Antworten, weil der Tod dieser drei Menschen einfach nicht in die dörfliche Urlaubsidylle hineinpassen wollte. An einem Vatertag waren sie gestorben. Über die Umstände hatte man nachgedacht, sie aber nie aufklären können.
    Man wollte auch nicht reden. Irgendein Geheimnis lag über dem Ableben der drei Männer, und es sollte auch weiterhin ein Geheimnis bleiben. Aber nicht alles, was in der Erde liegt, will die Erde halten. Wenn ein böses schwarzmagisches Erbe versucht, die Kräfte des Guten zu unterdrücken, müssen sich diese wehren.
    Und so geschah es auch auf dem kleinen Friedhof. Man wollte das nicht, was an der Friedhofsmauer lag. Kein mit einem Fluch des Bösen beladener Leichnam sollte die Ruhe der Gerechten stören, deshalb mußten die Toten abgestoßen werden.
    Ein Jahr hatten sie unter der Erde gelegen.
    Jetzt war die Zeit reif.
    Die Toten mußten raus. Der alte Fluch sollte sich erfüllen, und es hatte bewußt die drei Fremden getroffen.
    An der Mauer tat sich etwas.
    Zuerst flog eine Amsel erschreckt hoch. Sie hatte in den Zweigen eines Baumes geschlafen, war plötzlich erwacht, weil das sensible Tier von einem Hauch gestreift worden war, der von einem Menschen nicht bemerkt worden wäre. Der Hauch des Bösen…
    Und er verdichtete sich. Unsichtbar lag er über dem Friedhof, berührte alles, was sich in seiner Nähe aufhielt, und manche Grabsteine leuchteten plötzlich heller auf.
    Daran trug nicht der Hauch die Schuld. Es war vielmehr der Mond der sich am Nachthimmel zeigte und sein bleiches Licht in Richtung Erde schickte.
    Er verschonte auch das kleine Tal nicht, in dem Kandersteg lag. Sein Ziel schien der Friedhof zu sein, über den sich die bleiche Lichtfülle ergoß.
    Sie fiel ebenfalls auf die drei schräg im Boden stekkenden Grabsteine, so daß die eingravierten Namen der hier Begrabenen deutlich zu sehen waren. Nahe der Gräber wuchsen Vogelbeerbüsche. Im Sommer warfen sie Schatten, jetzt besaßen sie weder Blätter noch Blüten. Ihre Zweige sahen aus wie kahle, dünne Arme.
    Wenn der Nachtwind über die Mauer des Friedhofs wehte und sie berührte, zitterten sie, als würde eine Hand an ihnen rütteln. Der Boden des Friedhofs war ruhig. Die Toten sollten nicht gestört werden, und doch geschah etwas kaum Glaubliches. Es nahm seinen Anfang an dem Grab, in dem ein Mann namens Erich Buchwald lag. Zuerst geriet der Grabstein in Bewegung. Jemand stieß von unten gegen ihn, bekam ihn auch ein kleines Stück hochgewuchtet, dann fiel er wieder zurück und blieb schräg liegen.
    Ein erster Versuch…
    Die Ruhe blieb…
    Nach einer Minute ungefähr bewegte sich der Stein abermals. Und diesmal war die unerklärbare Kraft stärker, die gegen seine Unterkante drückte und ihn soweit in die Höhe stemmte, daß er plötzlich auf seiner schmalen Kante stand.
    Nicht sehr lange ließ der nächste Stoß auf sich warten. Nach links kippte der Grabstein weg. Mit einem dumpfen Laut fiel er auf den weichen Boden neben dem Grab.
    Käfer und Würmer, die an seiner Unterseite Schutz gefunden hatten, krabbelten aufgeregt weg und suchten sich einen anderen Unterschlupf. Wo der Grabstein gelegen hatte, blieb eine dunkle Stelle. Genau ein Viereck malte sich
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