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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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rutschte.
    »Wolltest du mich aufhalten?« Er hörte die Stimme des Flüchtenden und das hämische Lachen. Dann traf ihn die kalte Nachtluft, als Thomas die Haustür aufriß und verschwand.
    Heinz Stahlmenger aber lag am Boden. Ein deutscher Minister hatte mal den Satz geprägt »Ich glaub', mich tritt ein Pferd.« Wie von einem Pferdehuf getroffen, kam sich Stahlmenger auch vor. Er war nicht bewußtlos geworden, nur hatte er das Gefühl, als wäre sein Kopf auf das Doppelte angeschwollen.
    Er lag auf dem Boden und kam sich trotzdem vor, als befände er sich in einem abstürzenden Hubschrauber.
    Zeit gab es für ihn nicht mehr. Ob eine Minute oder nur zehn Sekunden vergangen waren, wußte er nicht, als es ihm trotz der Schmerzen gelang, sich wieder in die Höhe zu stemmen.
    Zum Glück befand sich die Wand in der Nähe, sie benutzte er als Hilfsmittel, blieb stehen und lehnte sich gegen das Holz, wobei er noch das Gefühl hatte, die Wand würde hinter ihm nachgeben. Er vernahm auch die dröhnenden Schläge. Zunächst konnte er sich diese Geräusche nicht erklären, bis ihm einfiel, den Kopf zur Treppe hin zu drehen, und dort sah er die Gestalt.
    Es war John Sinclair, der die letzten Stufen mit einem Sprung nahm und neben ihm stehenblieb.
    Sofort erkannte ich, was mit Stahlmenger geschehen war. Dieser Thomas hatte ihn überrascht und fast ausgeknockt. Dabei konnte der Mann von Glück sprechen, nicht härter erwischt worden zu sein. Ich faßte ihn an.
    Stahlmenger ging es schon wieder etwas besser. »Verdammt, Sinclair, ich habe mich überraschen lassen.«
    »Geht es wieder?«
    »So einigermaßen. Nur die Brille ist kaputt, aber das läßt sich wieder reparieren.«
    »Haben Sie gesehen, wo er hingelaufen ist?«
    »Nein, er erwischte mich ja hier im Flur. Auf jeden Fall ist er verschwunden.«
    »Okay, gehen wir!«
    »Und der Zombie?«
    »Ist erledigt.«
    Stahlmenger sagte nichts. Er hielt sich an meiner Seite und hatte seine Hände gegen den Kopf gepreßt. Die kühle Luft tat ihm gut. Tief atmete er ein. Wir gingen ein paar Schritte, dann blieb ich stehen, denn ich wollte von Heinz Stahlmenger wissen, wo sich unser Gegner unter Umständen versteckt halten konnte.
    »Ich weiß es nicht.«
    »Hat er einen Wagen?«
    »Ja, klar.«
    »Dann wird er…«
    Stahlmenger legte mir seine Hand auf die Schultern. »Nein, so dürfen Sie nicht denken. Der hat zwar ein Fahrzeug, doch es steht ihm nicht zur Verfügung, weil es zur Inspektion ist. Er kann sich nur mehr in Kandersteg aufhalten.«
    »Falls er sich kein anderes Auto stiehlt.«
    »Das ist möglich.«
    Und bei mir war guter Rat teuer. Wie sollten wir diesen verdammten Kerl finden, der von den Kräften der Hölle beschützt wurde? Es gab in dem Ort und Umgebung sicherlich Hunderte von Verstecken, die ich leider nicht kannte.
    »Zu Fuß wird er kaum gehen«, sagte Stahlmenger leise. »Wenn wir jetzt die Polizei einschalten, würde dieser einsame Wanderer auffallen. So schlau ist er bestimmt.«
    »Was könnte er dann noch unternehmen?« fragte ich. Stahlmenger überlegte, stöhnte und hielt sich nach wie vor den Kopf, während ich auf Geräusche und Stimmen achtete, die vom Hotel her zu uns drangen.
    »Ja«, sagte mein Helfer plötzlich. »Das genau kann es sein. Das ist möglich.«
    »Was?«
    Er ließ die Hände sinken und schaute mir ins Gesicht. »Der Zug, Sinclair. Es fährt noch ein letzter Zug in den Tunnel. Wenn es einen Fluchtweg für ihn gibt, ist der ideal.«
    Ich war auf einmal elektrisiert. »Und wann startet der Zug?«
    Stahlmenger schaute auf seine Uhr. »Vielleicht in einer Viertelstunde. Wahrscheinlich früher.«
    »Wie weit ist es bis zum Bahnhof?«
    »Wir können meinen Wagen nehmen. Der steht hier. Allerdings müssen Sie fahren.«
    »Mach ich glatt.«
    ***
    Ich hatte noch das Kreischen der Reifen in den Ohren, als wir an dem so bekannten Verladebahnhof von Kandersteg gehalten hatten, ausgestiegen waren und den langen Bahnsteig betraten. Der Zug wartete bereits.
    Und es waren auch schon erste Autos auf die Verladewagen gerollt. Zwar waren nicht alle Waggons belegt, aber das konnte man auch nicht verlangen.
    Die Autos standen dort mit ausgeschalteten Scheinwerfern, und ihre Fahrer hatten es sich bequem gemacht.
    Wo steckte unser Gegner?
    Ich schaute mich zusammen mit Heinz Stahlmenger um. Dieser Ober konnte überall seinen Platz gefunden haben. Es war möglich, daß er unter oder in einem Wagen lag, und um diese Zeit wirkte der Bahnhof gespenstisch leer, denn es
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