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Tödlicher Vatertag

Tödlicher Vatertag

Titel: Tödlicher Vatertag
Autoren: Jason Dark
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er neben den Schienen gelegen und turnte mit geschickten Bewegungen auf den anfahrenden Autozug.
    Ich sah noch sein blitzendes Lachen und hörte Heinz Stahlmenger schreien: »Verdammt, da ist er ja!« Und wie er da war!
    Aber ich auch. Um meinen Begleiter kümmerte ich mich nicht. Ich wollte den Teufelsdiener. Der Zug war schneller geworden, aber er rollte noch auf meiner Höhe.
    Ich wagte es.
    Mit einem Sprung löste ich mich vom Bahnsteig, bekam eine der Stangen zu packen, während meine Füße noch auf dem Beton glitten. Schnell zog ich die Beine an, rollte mich über die waagerecht verlaufene Trennwand hinweg und konnte noch einen Blick zurückwerfen. Das letzte, was ich sah, waren die beiden entsetzten und bleichen Gesichter Stahlmengers und des Bahnbeamten. Der Zug beschleunigte weiter!
    ***
    Ich wußte nicht genau, wann der Tunnel kam, aber daß er kommen würde, war so sicher wie das Amen in der Kirche.
    Zunächst einmal mußte ich mich um mich selbst kümmern und auch versuchen, das Gleichgewicht zu halten, was bei höherer Geschwindigkeit gar nicht so einfach war. Am Gitter konnte ich mich festhalten, deshalb suchte ich mir die linke Seite aus und fand an einer Stange mit der rechten Hand den nötigen Halt.
    Vorbeigehuscht waren die Fassaden der Bahnhofsgebäude. Bahnsteige sah ich ebenfalls nicht mehr. Nur abzweigende Gleise, die wie blanke, lange Finger in verschiedene Richtungen führten und an den Stellen heller glänzten, die vom weißen Licht der brennenden Lampen bestrahlt wurden.
    Auch wenn ich mich festhielt, es war kein Vergnügen mit diesem Zug zu fahren. Der Fahrtwind war verdammt unangenehm. Er pfiff mir so kalt ins Gesicht, daß mir die Tränen kamen und ich fast die Haare knattern hörte, wenn sie hochgewirbelt wurden.
    Der Tunnel lag kurz hinter Kandersteg, das wußte ich. Wir würden durch den Lötschberg fahren und im Wallis wieder zum Vorschein kommen. Goppenstein hieß der erste Haltepunkt auf der anderen Seite des Tunnels. Wie lange die Fahrt durch die Schwärze dauerte, wußte ich nicht, denn ich hatte mich nach der genauen Zeit vorher nicht erkundigen können.
    Noch ratterten wir durch die Nacht. Die abgestellten Wagen bewegten sich. Den letzten in der Reihe sah ich ungefähr zehn Meter vor mir. Ob mich die beiden vorn sitzenden Personen beobachtet hatten, konnte ich nicht sagen. Jedenfalls drehten sie sich nicht um, und das Licht hatten sie auch nicht eingeschaltet.
    War das Tal dort, wo Kandersteg lag, relativ weit, so änderte sich dies. Es verengte sich immer mehr. Ich hörte auch das Rauschen eines Flusses und sah die Berge zu beiden Seiten näher rücken. An der linken Seite brannten noch vereinzelte Lichter, wo kleinere Häuser, wie von einer Riesenhand geworfen, verstreut auf den Hängen standen. All die Eindrücke hatte ich aufgenommen und mich auch um den Zug gekümmert, denn er war am wichtigsten.
    Neben Thomas natürlich.
    Wenn ich ehrlich war, müßte ich zugeben, daß er sich in einer ausgezeichneten Lage befand. Der würde keinerlei Hemmungen kennen und sich Geiseln nehmen. Im dunklen Tunnel würde es dann zu Szenen kommen, die ich mir lieber nicht ausmalte.
    Konnte ich ihn vor der Einfahrt packen?
    Wahrscheinlich unmöglich, denn bisherhatte ich ihn nicht mehr gesehen. Er mußte sich zwischen den abgestellten Fahrzeugen versteckt halten. Vielleicht lag er auch flach auf dem Boden, dann war er am sichersten. Ich blieb auch nicht stehen und bewegte mich nach vorn. Und das war nicht einfach auf dem ziemlich schnell fahrenden Zug. Ich mußte mich festhalten, wurde von einer Seite auf die andere gedrückt, griff immer wieder nach und näherte mich dem letzten Wagen nur mit kleinen, oft abgehackt wirkenden Schritten.
    Zudem peitschte auch weiterhin der beißende Wind gegen mich und rüttelte an meiner Figur.
    Die Finger wurden allmählich klamm. Handschuhe hatte ich nicht bei mir, und noch immer war von dem anderen nichts zu erkennen. Allmählich bekam ich ein ungutes Gefühl. Es wurde auch nicht besser, als ich den letzten Wagen erreichte. Es war ein Opel Rekord. Weshalb der Fahrer sich plötzlich umdrehte, wußte ich nicht, reagierte instinktiv richtig und ließ mich in die Knie sacken, so daß er mich zum Glück nicht erkennen konnte. So blieb ich.
    Und ich hörte auch den schrillen Pfiff.
    Zwar bin ich kein Eisenbahner, aber ich wußte genau, was dieser Pfiff zu bedeuten hatte.
    Wir befanden uns dicht vor dem Tunnel.
    Ich kam noch einmal hoch, starrte nach vorn, glaubte
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