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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang
Autoren: Paul Grote
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Susannes volle Aufmerksamkeit erforderte.
    Drüben war man im Aufbruch. Georg beschloss, die anderen in den Weinberg zu begleiten, es würde ihn ablenken, bis vier oder fünf Uhr würde er bleiben. Sollte Rose dannnicht aufgetaucht sein, würde er nach Hannover fahren. Er würde die Rakete nehmen, das würde ihm zwar im Feierabendverkehr wenig nutzen, aber sollte er freie Fahrt haben, wäre er fast so schnell wie Pepe.
    Pepe! Er rief Pepe an, der sich ohne Umschweife bereit erklärte, ihn zu begleiten. Keule brachte ihn auf dem Sozius rauf zur Sonnenuhr, von dort aus würden sie starten. Georg war froh, dass er derart verlässlich war, das war er immer gewesen. Mit ihm zusammen fühlte er sich dem, was ihn erwartete, beinahe gewachsen. Allein wäre er verloren, Pepe stabilisierte ihn, ließ ihn nicht zum Opfer seiner Ängste werden, denn aus ihnen entstanden die meisten Fehler. Alles, was er jetzt tat, was er falsch machte, konnte auch gegen ihn in zukünftigen Scheidungs-, Sorgerechts- und Unterhaltsprozessen verwandt werden, die unweigerlich auf ihn zukamen. Miriam würde gnadenlos sein. Sie würde in ihrer Panik auch ihn schlachten, die Kuh, die sie gegenwärtig noch melken konnte. Aber das war alles egal. Es ging um Rose.
    Pepe hatte einen beruhigenden Einfluss auf Georg, er ließ sich ganz genau erklären, was geschehen war, was man tatsächlich wusste, was Vermutungen und Spekulationen waren und wer genau was gesagt hatte.
    »Dieses Mädchen, mit dem du telefoniert hast, die Freundin deiner Tochter …«
    »Kathrin?«
    »… genau, die war vollkommen ruhig, sagst du? Was hat sie gesagt?«
    »Ich solle mir keine Sorgen machen, Rose wisse, was sie tue.«
    »Das kann ein Hinweis gewesen sein. Dann halte dich daran.«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, so, wie es diese Kathrin gesagt hat, Rose weiß, was sie tut. In deinem Zustand bist du nicht zurechnungsfähig, du stirbst ja fast vor Angst. Vor deiner Exfrau?«
    »Leg dich nicht mit mir an«, sagte Georg, aber er merkte selbst, wie halbherzig es klang. Zu gern hätte er sich an Pepes Rat gehalten, aber er war zu aufgewühlt. Wenn er sich an das Telefonat erinnerte … hätte Kathrin nicht aufgeregter reagieren müssen, so panisch wie er? Stattdessen ging sie zum Geigenunterricht. Sehr verwirrend. Oder griff er nach dem rettenden Strohhalm? Die Macht der Gedanken war fürchterlich und stark.
    Pepe sah ihm an, dass etwas in ihm vor sich ging. »Gib mir dein Telefon.«
    »Wozu?«
    »Ich rufe diese Kathrin an, ich. Wenn sie was weiß, mir wird sie es sagen!«
    Aber Kathrin sagte auch ihm lediglich, dass sie sich keine Sorgen machen sollten, sie habe sonst nichts weiter zu sagen, und beendete das Gespräch.
    Georg fragte erneut bei Edgar Bach an, ob Roses Mobiltelefon geortet worden sei, aber es war Fehlanzeige. Als Bach von Kathrins beruhigenden Worten erfuhr, war auch er überzeugt, dass kein Verbrechen vorlag.
    »Die Mädchen haben was ausgeheckt. Übrigens konnten wir deine Ex gerade noch davor bewahren, eine Suchanzeige bei der Bild-Zeitung aufzugeben.«
    Georg versuchte zumindest äußerlich, die Ruhe zu bewahren. Er erklärte Pepe den Sinn der Ortsbegehung. Pepe kam gern mit, probierte selbst die eine oder andere Beere, schaute mit zusammengekniffenem Auge durch den Refraktrometer und erinnerte mit seinem wüsten Aussehen und den Tätowierungen an Captain Flint, der von der Reling seines Piratenschiffes nach der Schatzinsel Ausschau hält. Dass die Trauben wegen der höheren Temperatur am unteren Teil eines Hangs eher reif wurden als oben, fand er absolut »logisch« und mehrere Lesegänge daher absolut erforderlich. Klaus war sowieso von ihm begeistert.
    Morgen früh sollte die Mannschaft ausrücken und mit derArbeit beginnen, der Zeitplan war perfekt, Sauter war gerade im richtigen Augenblick zurückgekommen. Über die Ereignisse in Italien verlor er kein Wort, er würde Georg bei Gelegenheit davon berichten, momentan gab es Wichtigeres.
    »Wenn ich auch in manchen Augenblicken bedauere, dass wir keine Kinder haben, dann bin ich solchen Momenten wie jetzt heilfroh, dass es so ist. Was ich mit dem Weingut später mache? Keine Ahnung. Klaus hat gesagt, er würde es mir abkaufen.«
    »Gegen eine Leibrente«, fügte der Azubi hinzu, und alle lachten, aber kaum jemand zweifelte daran. Nur Georg blieb stumm.

    Um fünf Uhr hielt Georg die Spannung nicht mehr aus. Er nahm Pepe beiseite, der sich vom dauernden fachlichen Geplänkel zwischen Klaus und Bischof ähnlich
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