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Tödlicher Steilhang

Tödlicher Steilhang

Titel: Tödlicher Steilhang
Autoren: Paul Grote
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Mit der Zeit würde er sich daran gewöhnen.
    Das alles trat vor der Notwendigkeit der Lese zurück. Georgzerriss sich zwischen zwei Weingütern, er war nach der Abreise von Pepe, Keule und Ritze und mit der Ankunft seiner Tochter nicht mehr der Sicherheitsexperte, kein Privatdetektiv und längst nicht mehr der Mann mit dem Burnout oder der Praktikant im Sabbatjahr. Seine organisatorischen und kaufmännischen Fähigkeiten waren gefragt, die des ehemaligen Geschäftsführers. Und er war ein alleinerziehender Vater mehr, der eine Schule für seine Tochter suchte und mit ihr in Trier, noch vor dem Besuch beim Jugendamt wegen des Sorgerechts, einkaufen fuhr. Rose hatte so gut wie nichts mitgebracht, und die Mutter weigerte sich, ihr einen Koffer nachzuschicken (»hol es doch gefälligst selbst«). Also hatten sie das Nötigste besorgt: Schuhe und Zahnbürste, Hosen und Pullover und Wäsche. Den MP3-Player hatte sie mitgebracht, ohne ging es nicht. Dann sprachen sie gemeinsam in Roses neuer Schule vor.
    Zukünftig konnten sich Georg und Susanne beim »Transport« der Kinder abwechseln, für Susanne eine große Erleichterung. Dass Georg offen mit »der Berthold« verkehrte, war kein Grund für hässliches Gerede. Es wurde längst Zeit, so die Stimmen aus der Nachbarschaft, dass ihre beiden Jungen endlich einen Vater bekamen. Sauters Ansehen übertrug sich auch auf Georg, und seine Rolle bei der Aufklärung des Todes von Peter Albers, der sich dank seines Einsatzes als heimtückischer Mord herausgestellt hatte, war der Grund für eine positive Neugier seiner Person gegenüber.
    Aber der Fall Menges blieb ungeklärt.

    Kommissar Wenzel kam morgens auf dem Weingut vorbei, »zum Plaudern«, wie er meinte, er wollte Georg nicht während der Lese vorladen und von der Arbeit abhalten. Und er wollte das Mädchen kennenlernen, »das für so viel Wirbel gesorgt hat«.
    »Sie sehen ja aus wie ein ganz normaler Mensch«, sagte Rose, als er ihr die Hand gab.
    »Wie sollte ich sonst aussehen?«, fragte der Kommissar verwirrt.
    »Na, zumindest wie Bruce Willis oder … so krank, ich meine müde, wie Wallander, und nicht so klein und …« Sie sah zu ihrem von der Weinbergssonne gebräunten Vater hin, dem man die Strapazen der letzten Wochen nicht ansah, bewundernd und stolz, was ihm unglaublich guttat. »Und mit Haaren sieht Papa besser aus als mit Glatze, finden Sie nicht, Herr Kommissar?«
    »Ich kenne ihn nur so«, meinte Wenzel, er hatte vergessen, dass Georg mit einer Stoppelfrisur hier angekommen war. »Na, wie denn nun?«, fragte Wenzel. »Nicht so müde, nicht so klein … und so stark wie er, wolltest du sagen? Wir arbeiten ja nicht mit der Faust, wir arbeiten mit Köpfchen.«
    »Stimmt«, meinte Georg gut gelaunt, »vor allem mit meinem.«
    »Wollen Sie das Bundesverdienstkreuz am Bande? Ihnen stehen andere Möglichkeiten offen als uns. Ich denke da zum Beispiel an Ihre drei Freunde aus Hannover, an Ihre Beziehungen …«
    »Lieber als einen Orden sähe ich einige Gestalten aus dem Verkehr gezogen. Mich beunruhigt ein gewisser Wikinger. Was gibt es sonst Neues?«
    Wenzel störte sich an Roses Gegenwart, aber ihr Vater bestand darauf, dass sie blieb, zumal er sich von Wenzel weitere Details erwartete, die er dem Mädchen nicht vorenthalten wollte. Sie sollte wissen, in welcher Welt sie lebte.
    Der Überfall auf Helmut Menges zumindest war vom Bauunternehmer Schwemmer »angeregt« worden, so viel stand fest. Aus der Forderung, ein »gewisses Problem zu lösen«, war ihm kein Strick zu drehen, wohl aber aus dem Umstand, dass er kurz nach dem Überfall auf Menges jedem der drei Schläger eine »Prämie für besondere Leistungen« von fünfhundert Euro überwiesen hatte, was bei der MoBauGmbH unüblich war. Manfreds Bruder war lediglich ein Halbbruder, beide hatten eine gemeinsame Mutter, und nur Manfred hatte Tille zum Vater.
    »Manfred bleibt vorerst in Untersuchungshaft. Über die Angriffe auf das Restaurant von Albers wie über alles andere schweigt auch sein Vater. Unsere Auswertung der telefonischen Verbindungsnachweise ergab, dass er am Abend des Mordes in der ›Goldenen Gans‹ angerufen und sich nach Albers erkundigt hat. Damit kommt Vorsatz ins Spiel. Tille kann sich immer noch auf eine Tat im Affekt rausreden. Doch das ist dann Sache der Juristen.«
    Für Wenzel rangierte Manfred als Mitwisser, er war Drehscheibe und Koordinator, und wahrscheinlich hatte er dem Wikinger den Auftrag fürs Absägen der Weinstöcke
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