Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Täuschung

Tödliche Täuschung

Titel: Tödliche Täuschung
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
Hintergrund und den Stimmengewirr dutzender von Menschen, dem Klirren von Gläsern, dem schwachen Duft von Champagner, steifen Stoffen, Blumen und Parfüm, konnte er nicht umhin, sich zu fragen, ob sie darunter litt. Und doch war er nur wenige Monate zuvor nahe daran gewesen, sie um ihre Hand zu bitten. Er hatte sogar ein entsprechendes Gespräch begonnen. Jetzt konnte er sich nur noch mit einem eigenartigen Gefühl der Enttäuschung daran erinnern. Er war überzeugt davon, dass sie gewusst hatte, was er sagen wollte, und sie hatte ihm sanft und sehr indirekt zu verstehen gegeben, dass sie nicht bereit sei, auf eine solche Frage zu antworten.
    Weil sie Monk liebte?
    Er wollte das nicht glauben, - tatsächlich weigerte er sich sogar, es zu glauben. Ebenso gut hätte er das Pflaster von einer Wunde reißen können, um festzustellen, ob sie wirklich so tief ging wie befürchtet. Er wusste, dass es so sein würde.
    Und er würde zu den Ballingers gehen, um sich Margarets Geigenspiel anzuhören. Zum Teufel mit Mrs. Ballinger, ihre Tochter derart zu beleidigen!
    Die Konversation um ihn herum ging weiter. Sie unterhielten sich über ein Haus, das sie alle vor kurzem gesehen hatten, oder ein öffentliches Gebäude.
    »Ich fürchte, mein Geschmack ist das nicht«, sagte Delphine Lambert mit Nachdruck. »So phantasielos. Es enttäuscht mich, dass die Leute sich für etwas derart Altmodisches entschieden haben.«
    »Ein eingeschränktes Budget, vermute ich«, bemerkte ihr Mann.
    Sie war ihm einen merkwürdige n Blick zu. »Mr. Melville hätte etwas weit Besseres entwerfen können, davon bin ich überzeugt. Meinst du nicht auch, mein Kind?« Sie sah Zillah ein.
    »Er ist absolut brillant«, pflichtete Zillah ihr bei, außer Stande, ihre Begeisterung zu verbergen. »Er ist so empfindsam. Er vermag Schönheit zu schaffen, wo man dies nie für möglich gehalten hätte. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie aufregend es ist, eine Zeichnung auf Papier zu sehen und dann zu beobachten, wie sie zum Leben erweckt wird. Oh!« Sie errötete. »Ich meine - wie sie Wirklichkeit wird. Aber ein Haus, das mit so viel Eleganz und Ideenreichtum gebaut wurde, scheint fast so, als hätte es ein eigenes Leben, eine eigene Existenz.« Sie blickte von einem zum anderen. »Verstehen Sie, was ich meine?«
    »Natürlich tun wir das, Zillah«, beruhigte Lambert sie. »Es ist doch nur natürlich, dass du stolz auf ihn bist.«
    Delphine lächelte Rathbone an. »Vielleicht wussten Sie es noch nicht, Sir Oliver, aber Zillah ist mit Mr. Melville verlobt. Es ist einfach entzückend, zwei junge Menschen zu beobachten, die einander so zugetan sind. Sie können gar nicht anders als glücklich werden. Er ist wirklich ein außerordentlich talentierter Mann und dabei nicht im Geringsten überheblich oder unbescheiden. Sein Erfolg ist ihm nie zu Kopf gestiegen, und er hat sich Mr. Lambert, seinem Gönner, gegenüber nie undankbar gezeigt. Du hast immer schon an ihn geglaubt, nicht wahr, mein Lieber?« Es war eine rhetorische Frage. Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern wandte sich wieder Mrs. Ballinger zu.
    »Mr. Lambert hat sich schon immer darauf verstanden, den Charakter eines Mannes einzuschätzen. Er trifft sein Urteil gleich bei der ersten Begegnung, und meines Wissens hat er sich noch nie geirrt.«
    »Der Glückliche!«, sagte Mrs. Ballinger trocken. »Wir haben ja selten die Gelegenheit, eine solche Fähigkeit unter Beweis zu stellen. In der besseren Gesellschaft ist immer schon so viel über eine Person bekannt.« Sie brauchte den Seitenhieb, dass nämlich die Lamberts kein Teil dieser besseren Gesellschaft waren, nicht in Worte zu fassen, denn er hing unausgesprochen in der Luft.
    Mrs. Lambert lächelte nur. Sie konnte es sich leisten.
    Gesellschaft hin oder her, sie hatte ihre wichtigste Rolle im Leben mit Erfolg gespielt. Sie war nicht nur selbst mit einem wohlhabenden Mann verheiratet, sie hatte für ihre einzige Tochter eine Erfolg versprechende Ehe zu Stande gebracht: die Ehe mit einem Mann von gutem Aussehen, guten Manieren, brillantem Talent und hervorragenden finanziellen Aussichten. Was mehr konnte sie sich wünschen?
    Das Orchester stimmte einen Walzer an. Rathbone wandte sich Margaret Ballinger zu.
    »Miss Ballinger, würden Sie mir die Ehe erweisen, mit mir zu tanzen?«
    Sie nahm seine Aufforderung mit einem Lächeln an. Er entschuldigte sich bei den anderen und bot ihr seinen Arm, um sie aufs Parkett zu führen.
    Sie hatten bereits
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher