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Tödliche Option

Tödliche Option

Titel: Tödliche Option
Autoren: Annette Meyers
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Vielleicht
konnten sie B. B. jetzt befördern und einen neuen Kundenwerber einstellen.
    Träge drückte sie die Rücklauftaste, und die
Maschine klickte mehrfach und spulte das Band zurück, klickte wieder. Dann
hörte sie Chris Gorham in vertraulichem Flüsterton sagen: »Jetzt bringe ich
mich um, Wetzon, und du mußt ewig damit leben.«

  Sie spielte das Band zurück. Chris
wollte sich umbringen. Keine Überreaktion, sagte sie sich. Panik
nutzt nichts. Sie fand seine Privatnummer in ihrem Kundenbuch und wählte
sie mit zitternden Händen. Es läutete dreimal, dann: »Wohnung Gorham.«
    »Gott sei Dank...« Es war jemand zu Hause.
    »Zur Zeit ist niemand zu Hause. Hinterlassen Sie
bitte Namen und Telefonnummer und eine kurze Nachricht nach dem Piepton. Wir
rufen zurück.«
    Sie legte vor dem Piepton auf und rief Silvestri
im Midtown North an. Der Apparat war besetzt. Chris konnte höchstens vor einer
halben Stunde angerufen haben, vielleicht weniger. Sie durchschritt die
Wohnung, versuchte es noch einmal. Immer noch besetzt. Blitze zuckten über den
Himmel, und Donner krachte direkt über ihr; dann kam der Regen, schlug hart
gegen die Fenster, klatschte auf die Klimaanlage. Sie fühlte sich gefangen. Sie
lief ins Schlafzimmer und schlupfte in die Keds, schnappte einen Schirm und die
Handtasche.
    Sie stoppte vor der Tür, machte kehrt und rief
Smith im Büro an. Es läutete und läutete. Nimm ab, verdammt Smith, nimm ah. Endlich: »Smith & Wetzon.« Smith hörte sich miserabel an.
    »Smith, hör zu, mit Harold befassen wir uns
noch. Wir kriegen das schon hin, vergiß nicht, wie toll wir sind. Sag einfach
okay.«
    Smith zog die Nase hoch. »Okay.«
    »Smith, kannst du mir einen Gefallen tun? Es ist
sehr wichtig.«
    »Was?« Sie hörte sich mißtrauisch an.
    »Ich komme nicht zu Silvestri durch.« Sie atmete
schwer und schien nicht genug Luft zu bekommen. »Kannst du es bitte für mich
weiter versuchen? Chris rief gerade an. Er will sich umbringen. Ich muß ihn
davon abhalten.«
    Smith sog hörbar die Luft und sagte scharf: »Das
läßt du bleiben.«
    »Sag mir nicht, was ich tun soll. Ich muß
dringend fort.« Sie gab Smith Silvestris Nummer und Chris’ Adresse und legte
einfach auf, nur hoffend, daß Smith alles mitbekommen hatte.
    Im Aufzug fragte sie sich, worauf sie sich nun
schon wieder einließ. Warum fühlte sie sich nach dem, was Chris Gorham ihr
angetan hatte, für ihn verantwortlich? Er wollte sie verantwortlich machen.
Ihre Finger spielten auf den Knöpfen. Wenn sie in die Halle käme, würde sie
sofort die 12 drücken und gleich wieder nach oben fahren. Sollte der Widerling
sich doch umbringen.
    Doch als sie die Tür zur Halle öffnete, stieg
sie aus, grüßte Mitbewohner, die mit tropfnassen Regenschirmen nach Hause
kamen, Gesichter, die sie erkannte, ohne den zugehörigen Namen zu wissen. Sie
hatte ihn tot gewünscht, hatte ihn sogar selbst umbringen wollen, doch ihr Zorn
war abgeflaut. Er hatte zwei Kinder. Sie wollte nicht, daß er sich selbst
tötete. Wie könnten die Kleinen damit leben? Wie könnte sie? Worauf wartete sie
noch? Sie spannte den Schirm auf und trat vor ihr Haus in den monsunartigen
peitschenden Regen und Sturm.
    Da das Tageslicht völlig verfinstert war, hatte
die Welt eine gelbe, schweflige Aura. Scheinwerfer strahlten verschwommen auf
nasse Straßen, wo Olflecke regenbogenbunte Pfützen bildeten.
    Keine Taxis. Am sichersten war es, hinüber zur
Columbus zu gehen und zu versuchen, dort eines stadteinwärts zu erwischen. Den
Schirm fest am Schaft umklammernd, kämpfte sie sich gegen den Wind zur Ecke 86.
und Columbus vor. Der kühle Regen roch süß und frisch, wie wildes Geißblatt.
Der Wind rüttelte an ihrem Schirm, den sie krampfhaft festhielt, schlug ihn nach
außen um und blies ihn, als sie ihn senkte, wieder nach innen.
    Leute eilten vorbei, die Zeitungen oder
Aktentaschen über die Köpfe hielten; andere versuchten gar nicht, sich zu
schützen, so schön war das Gefühl. Überall lächelnde Gesichter. Kameradschaft.
Die Hitzewelle war vorbei — wenigstens fürs erste. Seht her, wir sind
durchgekommen.
    Der Regen durchnäßte sie trotz des Schirms, den
sie mit aller Kraft über sich zu halten versuchte. Ihre Keds waren schon nach
wenigen Minuten klitschnaß, als sie auf die Columbus lief und ein Taxi
herbeiwinkte. Im selben Augenblick versengte ein Blitz den Himmel, und ein
scharfer Donnerschlag folgte unmittelbar.
    »29. und Madison.« Sie schlug die Tür zu.
    »Was für
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