Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1480 - Endstation Hölle

1480 - Endstation Hölle

Titel: 1480 - Endstation Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Danny Fulton wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Trotz seiner jungen Jahre ahnte er, was es bedeutete. Aber er verstand nicht, dass sein geliebter Großvater das tun wollte. Er schaute ihn an, er sah das Feuchte in den Augen des Großvaters schimmern und wusste, dass es auch ihm nicht leicht fiel, so etwas zu tun.
    Der Tod bedeutete sterben und nicht mehr als Mensch auf der Welt zu sein.
    Genau das wollte Danny nicht. Ein Dasein ohne seinen Großvater konnte er sich kaum vorstellen.
    Dass Herbert Fulton in den Tod fahren wollte, das hatte sein Enkel aus einem Gespräch herausgehört.
    »Aber du darfst nicht sterben.« Danny schüttelte den Kopf. »Das – das – will ich nicht.«
    Herbert Fulton beugte sich vor. Er saß auf einem Stuhl, um mit dem Enkel auf einer Höhe zu sein. »Jeder Mensch muss einmal sterben, mein Kleiner. Es wäre schlimm, wenn es anders wäre, verstehst du? Dann würde die Welt für die Menschen bald zu klein werden, und das ginge auch nicht.«
    Danny gab nicht auf. »Du bist aber gesund.«
    »Das weiß ich, mein Junge.«
    »Und trotzdem willst du sterben?«
    »Jeder muss seinen Weg gehen, Danny, das ist nun mal so. Das ist Schicksal. Es ist das Bündel, das wir zu tragen haben.«
    »Gehst du auf den Friedhof?«
    »Nein.«
    »Aber da liegen doch die Toten.«
    »Ich weiß. Nur habe ich mir einen anderen Platz ausgesucht. Und das ist für mich richtig.«
    »Ja, das glaube ich. Du bist schon immer etwas Besonderes gewesen, Grandpa.«
    »Nein, nein, ich bin auch nur ein Mensch.« Herbert Fulton erhob sich von seinem Stuhl. Er lächelte Danny dabei zu, der nicht zurücklächelte und nur schluckte.
    »Hast du keine Angst?«
    Fulton hob die Schultern. »Warum sollte ich? Ich bin ja schon recht alt geworden.«
    »Ja, das weiß ich. Das sehe ich auch. Und trotzdem ist das alles irgendwie komisch.«
    Fulton strich über den dunkelblonden Schopf seines Enkels. »Dein Leben liegt noch vor dir, und jetzt lass mich bitte gehen.«
    Danny tat nichts. Er schaute nur zu. Sein Großvater nahm die Tasche hoch. Sie hatte zwei Holzbügel und wies eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Arztkoffer auf.
    Herbert Fulton war ein großer Mann mit grauweißen Haaren, die lang um seinen Kopf wuchsen. Er trug an diesem frühen Abend derbe Schuhe, eine dunkle Hose und auch eine dunkle Jacke. Sein Gesicht wirkte etwas hölzern, aber er hatte sehr helle und blaue Augen, die einen Menschen so durchdringend anschauen konnten.
    Ohne sich noch mal umzudrehen, ging er zur Tür und öffnete sie.
    Wenig später schritt er die Stufen der Treppe hinab. Jedes Auftreten war zu hören, und der Junge nahm die Echos wie das dumpfe Schlagen eines großen Herzens wahr.
    Danny saß ganz still. Aber aus seinen Augen rannen Tränen, die darauf hindeuteten, wie sehr er litt…
    ***
    Herbert Fulton hatte das Haus verlassen. Er atmete heftig. Ein Sturm an Gefühlen tobte in seinem Innern, und wer in sein Gesicht geschaut hätte, der hätte das Zucken der Haut gesehen. Es war ein Zeichen, dass der Mann ebenfalls litt. Aber er wusste auch, dass er seinem Schicksal nicht entrinnen konnte. Einmal musste der Preis für etwas Bestimmtes gezahlt werden, da brauchte er sich keine Illusionen zu machen.
    Das alte und etwas schief gebaute Haus lag am Ende des Ortes.
    Von hier aus führte der Weg in die Einsamkeit, und genau den musste Herbert Fulton gehen.
    Die Tasche hielt er mit der rechen Hand fest. Der Himmel war mit Wolken bedeckt.
    Fulton ging mit schweren Schritten. Sein Körper schwankte dabei, und manchmal zog er die Füße nach. Sein Blick war starr nach vom gerichtet. Er spürte den Schweiß, der auf seinen Handflächen lag.
    Das Leben, das er bisher geführt hatte, war für ihn vorbei. Jetzt würde er in die neue und auch letzte Phase einsteigen.
    In einer Großstadt ging es auch bei Anbruch der Dunkelheit immer noch hektisch zu. Das war in dieser Einsamkeit anders. Mit der Dunkelheit begann auch die Stille, und durch sie bewegte sich der einsame Mann.
    Als er das Dorf endgültig hinter sich gelassen hatte, begannen die Felder, die sich über einige Hundert Meter hinzogen, bevor sich die Straße verengte und durch ein Waldstück führte. Dort würde er die Einsamkeit noch stärker spüren, aber das wollte er so.
    Fulton schaute sich nicht um. Er hatte sein Leben verlassen, und dazu benötigte er keinen Blick zurück. Er musste sein neues Ziel erreichen. Dann sah man weiter.
    In seinem Kopf entstanden Bilder. Fragmente aus seiner
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher